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Biografie

Dick wie ein

Ziegelstein





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War Andy Warhol (1928-1987) ein Künstler? Nicht im klassischen Sinn. Der Mann tobte durch einen großen Teil des späten 20. Jahrhunderts und veränderte alles, was ihm dabei begegnete: Malerei, Design, Werbung, Mode, Musik und vieles mehr. Bekannt sind die frühen Pop-Art-Drucke, die Suppendosen von Campbell und natürlich die Factory in New York. Warhols Leben und sein Tun, seine Produkte, seine Aktionen sind eng verbunden mit den gesellschaftlichen Entwicklungen, den Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur in den USA und später weltweit.

*

Der Kunstkritiker Blake Gopnik hat sich in Warhols Kosmos begeben und die erste umfassende ziegelsteindicke Biografie vorgelegt. Wie wurde aus einem schüchternen, femininen Jungen karibischer Einwanderer in Pittsburgh die zentrale Person der amerikanischen und sogar globalen Kultur? Gopnik hat mehr als 250 Personen interviewt und über 100.000 Dokumente gesichtet, um die prägenden Linien in Warhols Leben herauszufinden. Nur wenige Künstlerbiografien weisen so viele offensichtliche Veränderungen auf. 35 Jahre lang häufig von Woche zu Woche hatte Warhol neue Ideen. Gibt es eine verbindende Linie in Warhols Leben? Der deutsche Untertitel der Warhol Biografie Ein Leben als Kunst bringt es auf den Punkt. Andy Warhol unterschied nicht zwischen Leben und Kunst. Er beschäftige sich nur mit sich selbst, mit seinem eigenen Leben. Dass viele der daraus entstandenen Produkte von der Gesellschaft als Kunst bezeichnet wurden, war okay für ihn. Und dass viele Menschen bereit waren, sehr viel Geld dafür auszugeben, war sehr okay für Warhol. Er war sehr geldaffin.

Warhol leistete Außergewöhnliches und Beispielloses in seinem Leben mit vielen Hoch und vielen Tiefs. Das Gleichgewicht und den Weg zurück aus Niederlagen fand er immer wieder mithilfe seines unerschütterlichen Glaubens an sich selbst. Das Leben Warhols erinnert an das Leben von Steve Jobs. Wie Jobs mit Anfang 20 entschied Computer (damals noch Industrial Business Machines genannt) in die privaten Wohnzimmer zu bringen, entschied Warhol mit Anfang 20 Kunst und Leben nicht zu unterscheiden. Er schuf dadurch die soziale Kunst, die viele vor ihm nur theoretisiert hatten. Wo immer er sich befand, verwandelte er sein Umfeld in eine menschliche Versuchsanordnung, bei dem jedes Ereignis, jede Handlung relevant wurde.

Die fast 2.000 Seiten starke Biografie ist eine spannende Reise durch die westliche Kunst- und Gesellschaftsgeschichte des späten 20. Jahrhunderts. Blake Gopnik ist ein fesselndes Werk gelungen. Man wird inspiriert sich mit dem Umfeld Warhols zu beschäftigen. Man hört wieder mal Musik von Velvet Underground, Warhols Factory Band oder von Lou Reed. Oder man sieht wieder mal einen Film von Julian Schnabel. Joseph Beuys, ein anderer Vertreter sozialer Kunst, taucht auf; und plötzlich blättert man wieder mal durch einen Ausstellungskatalog von Beuys.



Steffen Kühn - 25. Januar 2021
ID 12712
Verlagslink zur Warhol-Biografie


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