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nachDRUCK # 2

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Roman

Liebe in

Zeiten des

Krieges





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Bei der Laterne woll'n wir stehen.

Das kleine Liedchen war der erste Megaseller der deutschen Schallplattengeschichte. Nachdem es ab 1941 vom Soldatensender Radio Belgrad allabendlich zusammen mit Briefen von der Front ausgestrahlt wurde, berührte es Freund und Feind vom Polarkreis bis zur libyschen Mittelmeerküste. Wenn es lief, von 21.57 Uhr bis 22.00 Uhr, sollen sogar die Geschütze geschwiegen haben. Wie auch immer: „Lili Marleen“ wurde zum weltweiten Symbol für Heimweh, Trennung, Sehnsucht und vor allem für Hoffnung auf Wiedersehen. Ein Evergreen, zuletzt grandios verfilmt von Rainer Werner Fassbinder.

Gunna Wendt, bekannt und erfolgreich als Autorin von Biografien bedeutender Frauen, ist seit langem von Lili fasziniert. Sie hat sich von dem Song zu einer bittersüßen Liebesgeschichte inspirieren lassen. Das sehr junge Paar trifft sich unter der Laterne, ihrer „beiden Schatten sah'n wie einer aus“. Jedoch: Es trennt der Krieg. Cord meldet sich freiwillig. Liliane lehnt die Entscheidung ab. Und will nicht auf ihn warten, tut es aber doch, fast ein ganzes Leben lang…“bei der Laterne woll´n wir stehen wie einst Lili Marleen“.

Doch das eigentliche Thema ist der unstete, farbige Lebensweg der Protagonistin. Er führt sehr anschaulich durch die Kulturszene vor allem im München der 20er bis 40er Jahre mit all ihren Größen von Kathi Kobus bis Liesl Karlstadt, von Karl Valentin bis Erika Mann und Therese Giehse. Denn: Liliane wird nach der Trennung von Cord entgegen allen Widerständen Sängerin. Sie verlässt das hungernde und protestierende Hamburg, weil sie dort alles an ihren Geliebten erinnert, und heuert 1924 im Münchner „Simpl“ an – für wenig Geld und eine Gulaschsuppe nach dem Auftritt. Dort singt sie Lieder von Klabund und Wedekind, präsentiert aber auch eigene Gedichte, die an den heute eher vergessenen, damals aber hoch erfolgreichen Richard Dehmel angelehnt sind, Cords Lieblings-Dichter von Lust und Abschiedsschmerz.

Es folgt ein Abstecher nach Ascona in die schillernde Welt des Monte Veritá, das Atelier einer modischen russischen Großfürstin, sowie in das Bett ihrer Hamburger Jugendfreundin Frieda. Auch Fanny Reventlows Grab in Locarno bekommt eine Rose. Zurück in München erlebt sie im „Simpl“ den heraufziehenden Nationalsozialismus und lernt Lale Andersen kennen, die im Roman Lola Hansen heißt. Sie singt die „Lili Marleen“. Lili erkennt ihre eigene Geschichte im Text des (historischen) Hans Leip wieder, einem Freund von Cord. Flucht nach Amerika. Jazz. Heirat. Rückkehr nach Deutschland. Ein Wiedersehen mit Cord, ihrer großen Liebe?

*

Ein leichter Roman für den Sommer in Balkonien oder sonstwo, spannend und griffig erzählt, getragen von einer zeitlos ergreifenden Melodie. Zudem vermittelt Gunna Wendt viel Wissenswertes über historisch interessante Figuren aus Kunst und Kultur. Vor allem aber geht es um weibliche Selbstfindung und Selbstermächtigung. Und natürlich um die Liebe - nicht immer ganz plausibel, gelegentlich ein wenig augenzwinkernd (verstehen wir wirklich immer, was wir tun?). Auf jeden Fall herzerwärmend.


Petra Herrmann - 13. August 2024
ID 14869
Penguin-Link zum Roman von Gunna Wendt


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petra-herrmann-kunst.de

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