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über Halle





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Halle, die Stadt an der Saale, ist eine Reise wert. Kultur und Wissenschaft prägen seit Jahrhunderten die Region. Das gilt für die historische Martin-Luther-Universität, aber auch für die Leopoldina (Deutsche Akademie der Naturforscher, Nationale Akademie der Wissenschaften), die 1652 gegründet wurde. Außerdem, so deutet es das Wort "Hal" bereits an, ist Halle die Stadt des Salzes, was sich im Stadtwappen in Siedepfanne und Salzkristall niederschlägt. Architektonisch glänzt sie durch Stadtteile, die mit gut restaurierten Gründerzeithäusern bestückt sind. Halle ist die einzige Großstadt in Deutschland, die auch während des Zweiten Weltkriegs weitgehend erhalten blieb.

Dies alles lässt sich vermutlich in jedem Reiseführer der Stadt nachlesen - die Anekdoten aus dem vorliegenden Büchlein Halle - Um zwölf am Händel! dagegen wohl kaum. Bettina Krauße ist Fremdenführerin und liebt ihre Heimat. Sie weiß ihre Zuhörer mit Hintergrundinformationen, Spitzfindigkeiten und Besonderheiten, auch aus der DDR-Zeit, zu unterhalten. Und so erfahre ich, die ich nun seit acht Jahren in Halle lebe, allerlei Neues über meine Wahlheimat.

Für hohe Besucher, wie Kaiser Wilhelm II., Nikita Chruschtschow und Fidel Castro gab es potemkinsche Dörfer. Ein Anstrich, der nur die untere Etage der Häuser betraf, genau genommen so weit reichte, wie es der Blickwinkel aus der Staatskarosse zuließ, ist teilweise heute noch zu erkennen. Fidel Castro ließ es sich bei seinem Besuch 1972 nicht nehmen, in der Schwimmhalle in Halle-Neustadt, der sozialistischen Vorzeigestadt der DDR, selbst in die Fluten zu springen.

Halle-Neustadt, kurz "Ha-Neu", war die Schlafwohnstadt der Chemiearbeiter in Buna und Leuna. Die damals modernen Plattenbauten boten Komfort wie Fernwärme. Schulen, Ärzte und Kinderhort waren nahe gelegen, und auf dem Spielplatz sowie in den Parkanlagen fanden sich Elefantenrutschen und andere kunstvolle Tierskulpturen aus der Werkstadt des Hallenser Künstlers Otto Leibe. Eine schwarz-weiße Fotografie dokumentiert dies, denn heute hat nur ein Bruchteil dieser Tierwelt an weit auseinandergerissenen Standorten überlebt.

Es lohnt sich durchaus einmal das ehemals selbstständige "HaNeu" zu besuchen, wo immer noch große Grünflächen zwischen den teilweise sanierten, teilweise aber auch abgerissenen Platten- und Punkthochhäusern liegen.

Andere Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen denkwürdige Ereignisse wie etwa die Restaurierung des Roten Turms. Das wohl bedeutendste Wahrzeichen Halles befindet sich auf dem Marktplatz, nicht weit von der Händelstatue entfernt. Der im Mittelalter erbaute Turm, der keinen kirchlichen Hintergrund trägt, sollte in den siebziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts abgerissen werden, doch dann entschied man sich doch für die Restauration. Tatsächlich wurde der neue Turmknopf wie sein Vorgänger mit 246 Stacheln besetzt, die böse Geister abhalten sollten.


"Über den Inhalt der stacheligen Turmzier wird seit Jahrzehnten gerne diskutiert. Als Zeitdokumente befinden sich in den verborgenen Kassetten Schriftstücke des VIII. Parteitages der SED, Tageszeitungen, die Abschlussakte der KSZE-Konferenz in Helsinki, sowie Fotos der Baubrigaden und Münzen im Wert von 158,86 Mark." (S. 29)


So die detaillierten Angaben [s.o.].

Im handlichen Buch stecken noch weitere für mich unerwartete Begebenheiten. So gab es hier in der Diaspora und Heimat von Martin Luther auch in der DDR-Zeit praktizierende Katholiken. Sie sammelten sich auf dem Gertraudenfriedhof für ihre Fronleichnamsprozessionen.

Das Buch ist besonders für die Leser geeignet, die in Halle oder Umgebung leben oder einen Bezug zur Saalestadt haben. Es macht aber auch Lust auf einen Erkundungsspaziergang für den Ortsfremden. Denn es gibt allerlei wiederzufinden, und die vierzigjährige Geschichte der DDR hat hier ihre leicht übersehbaren Spuren hinterlassen. Und wem die Lektüre nicht ausreichen sollte, der kann eine Stadtführung bei Beate Krauße buchen und wird vermutlich noch weitere Anekdoten über die Stadt erfahren.


Ellen Norten - 10. Dezember 2024
ID 15050
Wartberg-Link zu Halle - Um zwölf am Händel!


Post an Dr. Ellen Norten

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