Klicks und
Likes für
Aliens
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Bewertung:
Hank Green ist ein bekannter Vlogger und YouTuber und repräsentiert damit nicht den typischen Buchautor, der seine Gedanken auf Papier bannt. Wenn ein Vertreter der sozialen Medien einen Roman verfasst, so dürfte darin zumindest die Welt von Facebook und Twitter, von Instagram und YouTube vertreten sein. Mit Aliens oder einer gut gemachten Science-Fiction Story hätte ich zumindest nicht gerechnet, doch genau das stellt das Buch dar.
Das wirklich erstaunliche Ding ist eine ca. drei Meter hohe Roboterfigur in Samurai-Ausrüstung, die wie aus dem Nichts im Zentrum von Manhattan plötzlich auf dem Gehsteig steht. Parallel dazu erscheinen weitere Roboterfiguren an prominenten Orten, in China genau wie in Afrika und Europa. Doch der erste Carl, wie seine Entdeckerin April ihn nennt, wird der bekannteste von allen. Die Vloggerin wird durch ihn und ihr Video dazu über Nacht berühmt, obwohl sie die Herkunft der Statue genauso wenig deuten kann wie die Materialforscherin Miranda, die per Skype mit ihr Kontakt aufnimmt.
„Nein ich … Ich weiß es doch auch nicht, April! Die Vorstellung ist spannend, aber die Antwort „Außerirdischer“ wäre nur eine sehr spezifische Erklärung für etwas, das eine riesige Bandbreite an Aspekten besitzt. Im Universum gibt es viel mehr als nur uns und Außerirdische. Vielleicht sind die Carls von Menschen aus der Zukunft gemacht und zu uns in die Vergangenheit geschickt worden. Vielleicht werden sie durch die Raumzeit auf die Erde projiziert. Vielleicht sind sie der Beweis dafür, dass unser Universum nur eine Simulation ist, und jemand hat den Code umgeschrieben. Ich will vor allem nicht so tun, als wäre eine Erklärung zutreffend, nur weil mir keine andere Einfällt, die zu unserem aktuellen Wissensstand passt.“ (Quelle: Hank Green, Ein wirklich erstaunliches Ding, dtv 2019)
Miranda, die Wissenschaftlerin, gehört bald genauso zum Team um April wie auch ihr Studienfreund Andy, ihre Exgeliebte Maya und ihr persönlicher Assistent Robin. Geld spielt schon bald keine Rolle mehr. Die durch Carl geschaffene Prominenz verschafft der Clique, insbesondere April, ausreichende Einnahmen. Die Vier werden von Hank Green als interessante und stimmige Charaktere beschrieben, wobei er bei seiner Protagonistin April, die in Ichform berichtet, in eine weibliche Rolle schlüpft, was ihm gelingt.
Spannend und doch unheimlich ist es die erste Kontaktaufnahme aus dem Weltall mit den Menschen, insbesondere mit April, zu verfolgen. Hier gelingt es dem Autor die ganze Angelegenheit weder platt noch nach altbekannten Mustern zu gestalten. Fremd für mich hingegen - die ich mich kaum in den sozialen Medien tummele und keinen Vlogger auf seinem YouTube Kanal verfolge - ist die Schlacht um Klicks und Likes und die Sucht nach Prominenz. Dies ist immer wieder Thema im Buch, die Klickzahlen von April scheinen fast wichtiger zu sein als der zwar schwierige, aber dennoch vorhandene Kontakt eines Außerirdischen zu ihr.
Vielleicht ist es eine Frage des Alters und der eigenen Generation, Prominenz im Internet ist für mich (noch) nicht vergleichbar mit der Bekanntheit eines Schauspielers, Sängers oder eines Politikers. Das ein YouTube-Video von 94 Prozent der Weltbevölkerung gesehen werden soll, auch wenn es sich dabei um den ersten Kontaktversuch einer außerirdischen Lebensformscheint handelt, erscheint mir rein technisch schon unglaubwürdig. Der Autor, der sich sonst vermutlich nur in der Welt des Social Web bewegt, zeigt hier seine Insidersicht, die sicher nur auf einen Teil der Bevölkerung zutrifft. Aber er ermöglicht eben auch denen, die noch klassisch ins Kino gehen, fernsehen oder Radio hören den Einblick in eine andere Welt, und die Science-Fiction Story als solche ist gut und spannend erzählt.
Ellen Norten - 10. September 2019 ID 11668
Link zum Verlagstitel bei:
https://www.dtv.de/
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