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Krimi

Forschung und

Verantwortung





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Der Name Hendrik Streeck ist vielen von uns seit der Corona-Pandemie bekannt. Er war und ist einer der Virologen, die als Experten in Talkshows und Interviews befragt wurden. Und doch war er in der Reihe der Experten quasi „nur“ zweite Garde, denn er bewertete die Gefahren geringer als die Politiker und stand keineswegs hinter allen Maßnahmen, die vom Staat zu dieser Zeit verordnet wurden. Begründet hat er seine Haltung mit wissenschaftlichen Daten.

Nun erschien ein Thriller von ihm, in dem Wissenschaftler und natürlich die von ihnen erforschten Viren die zentrale Rolle spielen. Ein wenig habe ich gehofft in diesem fiktiven Roman Dinge über die Ursprünge des Corona-Virus zu erfahren, die Streeck in einem Sachbuch und unter Beweislast nicht äußern könnte.

Auch wenn im Buch das Coronavirus nicht vorkommt, so sind die Mechanismen, die zu einer weltweiten Pandemie führen können und die ihren Ursprung in einem Forschungslabor nehmen, exemplarisch dargelegt, und damit wird das Buch nicht nur als Thriller, sondern auch als Lieferant von Hintergrundinformationen außerordentlich interessant.

Zur Handlung: Frank Munters, der aus Deutschland stammende promovierte Forscher, hat einen befristeten Vertrag in einem hochkarätigen Institut für Virologie in Boston bekommen. Die Gegend um Boston und Harvard gilt als Mekka der Forschung, und hier finden die fiktiven Ereignisse statt, die Frank gegen Ende des Buches zu folgendem Resümee veranlassen.


”Als ich hier anfing, betrachtete ich alles mit staunenden Augen. Alles sah so komplex, so faszinierend aus. Ich war überzeugt davon, dass hier Großes erforscht wurde und irgendwann ein Durchbruch erlangt werden könnte. Ich konnte damals nicht hinter die Fassaden schauen. Ich sah nicht die Intrigen, das Ausnutzen, das Publizieren um jeden Preis, für das Daten beschönigt wurden. Ich sah nicht, dass diejenigen, die Karriere machen wollen, skrupellos sind und über Leichen gehen. Ich stehe vor dem Nichts. Mehr noch. Ich habe alles verloren: mein Vertrauen in die Wissenschaft, meinen Antrieb, etwas zu der Erkenntnis beizutragen. Ich hatte eine so andere Vorstellung von der Wissenschaft.” (Das Institut, S. 399)


Auch seiner Kollegin Donna Myers ging es vermutlich nicht anders. Als sie aus dem Fenster ihres Appartements stürzt, spricht alles für einen Selbstmord; nur den ermittelnde Kommissar Vince Martin überzeugt dies nicht. Er hält einen Mord für wahrscheinlich und beginnt eine ausführliche Recherche, bei der sich Frank und er näherkommen und gemeinsam verdächtigen Spuren, manchmal auch auf illegalen Wegen, nachgehen. Jetzt wird es spannend, bald geraten die beiden selbst in Gefahr. Für die Forschung am Institut interessieren sich nämlich auch die Chinesen und das amerikanische Militär.

Als Wissenschaftler packt Streeck viele Interna aus der Forschung in den Text. Damit wird das Buch gerade zu Beginn sehr speziell und kann den wissenschaftlichen Laien überfordern. Demjenigen, der gerade selbst eine Forscherkarriere beginnen will, öffnet es hingegen die Augen. Da geht es um den Erfolg von Forschung und den handelnden Forschern. Die Ellbogenmentalität und die knappen Forschungsmittel bereiten den Teppich, auf dem Wissenschaftler anfällig werden können, ihre Ergebnisse missbrauchen zu lassen. Die Pyramide aus Hierarchie und Macht, Zeitverträgen und das zwingend notwendige Werben um sogenannte Drittmittel zur Finanzierung der Forschung lässt sie für üppige Zuwendungen von Interessensvertretern leicht anfällig werden.

Eine Frage bleibt für mich offen. Wissenschaftliches Arbeiten fordert Zeit, mitunter sehr viel Zeit, das belegt auch das Buch. Da kommt oft das Privatleben zu kurz. Streeck hat neben diesem Thriller ein Sachbuch über Viren veröffentlicht, das auch dem Laien die Hintergründe dieser winzigen Erreger erklärt, und er hat in Bonn erfolgreich für die CDU für den Bundestag kandidiert. Streeck ist also nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Schriftsteller und Politiker. Wie er das alles unter einen Hut bekommt, ist ein Phänomen, das ich mir nur damit erkläre, dass Streeck als etablierter Institutsleiter nicht mehr um seine Reputation kämpfen muss und die Laborarbeit, wie in seinem Thriller beschrieben, den Nachwuchswissenschaftlern übergeben kann. Seine Kenntnisse über Forschungsarbeit und deren Finanzierung setzt er dagegen zumindest in diesem Buch sehr verantwortungsvoll ein.


Ellen Norten – 28. März 2025
ID 15206
Piper-Link zu Hendrik Streecks Krimi Das Institut


Post an Dr. Ellen Norten

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