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Erik R. Andara hat 13 Romane geschrieben, die unveröffentlicht sind.
Dieses Schicksal teilt er vermutlich mit anderen Autoren, doch in der Regel wissen wir dies nicht. Manuskripte auf dem Gebiet der Phantastik haben es schwer, Buchveröffentlichungen finden fast ausschließlich und in begrenztem Umfang in Kleinverlagen statt, große Verlage orientieren sich eher am Mainstream, wollen und müssen überleben und bedienen so notgedrungen ein Massenpublikum.

Von den 13 Romanen und dem „Autorenleben vor dem Autorenleben“ erfahren wir aus dem von Michael Marrak verfassten Vorwort. Hier wird vermeintlicher Misserfolg nicht verschwiegen, sondern der mit diversen Literaturpreisen ausgezeichnete Verfasser des Vorwortes geht offensiv mit dieser Tatsache um und bekennt sich zu den schriftstellerischen Qualitäten von Erik R. Andara. Der ist nun seinen eigenen Weg gegangen über Nighttrain, ein Imprint von Whitetrain, einer verlagsähnlichen Kooperative von Schriftstellern und Illustratoren, die ihre eigenen Werke so auf den Markt bringen; in diesem Fall als limitiert signierter und nummerierter Privatdruck in einer Auflage von 150 Stück. Auch hier die Flucht nach vorn. Die vermeintlich kleine Auflage wird von so manchem Kleinverlag durchaus unterboten. Die künstliche Verknappung ruft aber hier den Sammler und Liebhaber der Phantastik auf den Plan, der sich das Buch (zurecht) nicht entgehen lassen möchte. Fünf Geschichten werden also präsentiert:

Ein Astronaut, der einfach im Wohnzimmer steht, oder ist es nur der leere Anzug? Ökonomische Wesen, die den Planeten Erde annektieren und nach Kreditkarten schielen. Eine Frau, die nach Jahrzehnten ins Hotel Kummer zurückkehrt und dort auf ihren Liebhaber von damals wartet. Und die sagenumwobene Ligeia, die herbeigesehnte Geliebte, die in einer modernen Adaptation, basierend auf dem Original von Edgar Allan Poe, erneut leidenschaftliche Träume erzeugt.

Und dann gibt es noch eine persische Patentante, eine Amme, die bei süßem Tee und Gebäck die weiblichen Mitglieder ihrer Familie in tödliche Furcht versetzt:


"Ein Sturm kam auf, die Stimme der Amme sprach aus den Wänden, aus den flatternden Teppichen, dem klirrenden Porzellan, aus dem angsterfüllten Kreischen der Schwestern, die sich schutzsuchend in die hinterste Ecke gedrängt hatten, aus den flehenden Entschuldigungen ihrer Mutter, die immer noch zu Füßen ihrer Tante lag; Füße, die inzwischen so groß waren, dass sie beinahe das gesamte Zimmer füllten. Aaina sah keine andere Lösung mehr, als aus der Wohnung zu fliehen." (S. 69)


Die Sprache von Andara ist ausgefeilt, hinter jedem Wort lauern Fallstricke, die uns in die Geschichten ziehen, Emotionen, die sich durchaus verselbstständigen können und zielgenau in eine andere Welt führen.

"Fünf Geschichten über jene, die sich in der Finsternis unmöglicher Räume verloren haben, aber trotz allem noch zu hoffen wagen", so wird das Buch von Nighttrain charakterisiert. Räume, die dem Hotel Kummer zuzuordnen sind, wobei Kummer zwar für Dunkelheit und Sorgen steht, doch der Begriff beinhaltet auch Hoffnung, Kummer muss nicht endgültig sein. Rudolf M. Berger schreibt in seinem Nachwort:


"All diese Geschichten SIND wahrhaftig die Manifestation geheimer Naturgesetze. Sie ziehen uns deshalb so an, weil sie Zustände, Situationen und Vorkommnisse beschreiben, von denen wir im tiefsten Inneren wissen, dass sie existieren. Aber wir begegnen ihnen nicht ständig, an der Oberfläche unseres Alltags. Dennoch sind sie integraler Bestandteil unseres Seins, Teil ewiger in uns Menschen und anderen Lebewesen manifesten Wahrheit unserer Existenz, unserer Natur. Diese Geschichten sind Teil unserer ureigensten geheimen Natur." (S. 161)


Und dem ist eigentlich inhaltlich nichts mehr hinzuzufügen.

Vielleicht sind ein Vorwort und ein Nachwort in einem Buch, dessen Erzählungen mit 142 Seiten vertreten sind, etwas überdimensioniert. Aber Hotel Kummer folgt eben nicht den hergebrachten Erwartungen, ist unangepasst und damit in jeder Hinsicht etwas Besonderes.


Ellen Norten - 17. Juli 2020
ID 12357
Buch-Link zum Hotel Kummer


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