Empathisch
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Bewertung:
Man kann hell/dunkel für einen Roman halten, der „Trauer als ein zutiefst widersprüchliches, durch und durch lebendiges Gefühl“ zeigt. So steht es zumindest im Klappentext von Julia Rothenburgs zweitem Roman. Am Ende ist die Trauer von Valerie und Robert um ihre sterbende krebskranke Mutter aber lediglich die Projektionsfläche für die Geschichte der beiden Halbgeschwister. Sie, neunzehnjährig, steht mitten im Abiturstress. Er, dreiundzwanzigjährig, blickt auf der Flucht aus seiner Heimatstadt Berlin nach Marburg auf eine abgebrochene Lehre und eine scheiternde Beziehung zurück. Valerie und Robert werden durch die Krankheit der Mutter und den Umgang mit dem nahenden Tod aufeinander geworfen. In dieser Extremsituation haben sie sich nur noch gegenseitig, die Kontakte zu Partnern und Freunden zerbröckeln. Ängste und Sehnsüchte, die vielen Fragen, die man in diesem Alter hat, können sie nur noch zu zweit verhandeln.
Julia Rothenburg gelingt durch ein zartes Sprachgefühl eine emphatische Beschreibung von Zerrissenheit. Wenn zum Beispiel Valerie sagt: „Ich weiß einfach nicht was ich fühlen soll, keine Ahnung, traurig vielleicht und dann bin ich wieder glücklich und wütend, und so, alles auf einmal.“ und weiter „Aber woher soll man denn wissen, was das richtige Gefühle ist?“.
Man spürt, dass die Autorin ihre Figuren mag, dass sie große Empathie für sie empfindet. So kann sie auch die unfassbarsten Szenen erzählen, ohne das Valerie, Robert und ihre Mutter Kathrin ihre Würde verlieren. In diesem Dreieck wird die Geschichte am Ende auch eine Schilderung der Kraft der Familie. Trotz der Liebe und der Anziehung, welche Valerie und Robert als Frau und Mann füreinander empfinden. Eine sehr eindrückliche Lektüre einer noch sehr jungen, 1990 geborenen Autorin.
Steffen Kühn - 26. März 2019 ID 11304
Verlags-Link zum Roman
hell/dunkel von Julia Rothenburg
Post an Steffen Kühn
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