Es geht
nur um
eines
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Bewertung:
Um es vorwegzusagen, ich bin ein Fan von Lisa Eckart, genieße ihre frivolen Auftritte mit Wiener Schmäh und einer Prise Sachsenblut und habe mich auf diesen Roman (Boum) gestürzt.
Roman? Roman ist hier wohl der falsche Ausdruck, denn bei einem Roman erwarte ich Zusammenhänge. Immerhin ist es mir gelungen, einen Handlungsstrang aus den 368 Seiten herauszuwringen:
Österreichische Landpomeranze verlässt ihr Elternhaus, um in die große Stadt zu gehen. Paris empfängt die sprachunkundige Protagonistin Aloisia mit Verbrechen an Straßenmusikern, doch in den Armen, oder besser gesagt im Bett ihres Freundes, findet sie Schutz.
"Wo es keine Grenzen gibt, werden die Menschen selbst zu einer. Wenn die Nachbarn zu laut sind, braucht man im Grunde nur die Wände einreißen. Im Open Space hält jeder dicht. Aloisia ist da nicht anders. Nur hält sie lieber den Mund als irgendeine andere Öffnung. Ihre Lippen sind versiegelt, ihr Schoß ist ein offenes Buch. Obzwar Romain nicht gerne liest, hat er viel Freude an dieser Lektüre. Weil sie keine Seiten hat, sondern lediglich zwei Buchdeckel und dazwischen unübersehbar den Kern der Geschichte." (S. 43)
Schnell wird das fast ununterbrochene Liebesspiel nicht nur für den Leser zu langweilig. Zudem verbraucht das ewige Raus und Rein mittlerweile enorme Mengen an Wundcreme. So zieht Aloisia heimlich aus, gleich in das Nachbarappartement, und beobachtet den verlassenen Galan durch ihr und sein Fenster. Da sie kein Geld hat, arbeitet sie als Hostess, später als Prostituierte in einem Unternehmen und verdient gut als stumme, da sprachunkundige Liebessklavin. Sie erlebt diverse Abenteuer – Masse statt Klasse – , die kaum im Zusammenhang miteinander stehen, außer dass es dabei frivol um nicht zu sagen pornografisch zugeht.
Was auf der Bühne mit Sprachwitz funktioniert, wirkt im Buch an den Haaren herbeigezogen – Obszönitäten um ihrer selbst willen. Manches könnte sogar als frauenfeindlich interpretiert werden. Viele der eigentlich guten Ideen gehen in einer Handlung unter, die nicht trägt. Die Szenen wirken wie Eckarts Kurzeinlagen im Programm von Dieter Nuhr, hier allerdings unzusammenhängend aneinandergereiht.
Was die sexuellen Themen angeht, bricht Eckart wohl manchen Mengenrekord. Der Schweif, wie sie ihn nennt, und die Dinge, die sie mit dieser Männlichkeit anstellt, sind Hauptthemen im Buch, entbehren aber jeglichen Charme. Ein Verschlucken bei der Fellatio ist eben nur bedingt lustig und nutzt sich bei Wiederholungen ab.
Das Buch ist weder spannend, noch ist die spärliche Handlung nachvollziehbar geschildert. Zwar sprachsicher geschrieben, ist es eigentlich nur für den Fan von Soft- bis Pornoliteratur geeignet.
Ellen Norten - 20. Februar 2025 ID 15155
dtv-Link zum Roman
Boum
Post an Dr. Ellen Norten
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