Abgezogenes
Katzenfell
|
|
Bewertung:
Kein Mensch, sondern ein Tier gibt den ersten Toten in diesem Krimi - Portugiesische Opfer von Maike Braun - ab. Genauer gesagt ist es das frisch gehäutete Fell eines seltenen iberischen Luchses, das sich im Koffer des megareichen dänischen Geschäftsmanns und Inverstors Jan Stage befindet. Der Verstoß gegen den Artenschutz und die versuchte illegale Ausfuhr des Fells reichen der Umweltpolizei, um die Ausreise von Stage und seiner Familie in ihrem Privatflugzeug zu stoppen. Doch Stage weiß angeblich nicht, wie der Pelz in seinen Koffer gelangte.
Sé António, der Chef der Behörde und Selva Klimt, die Umweltexpertin, die bei ihm hospitiert, befragen die Familie. Denen wurde von Unbekannten ein Wildhüter vermittelt, mit dem die Familie von Stage eine Tour in den Nationalpark unternahm, um Wildtiere zu sehe, insbesondere den iberischen Luchs.
"'Was hat der Wildhüter dazu gesagt, dass sie keine Luchse gesehen haben', fragte Selva.
Eleanor Stage zuckte mit den Achseln. 'Nichts, er faselte etwas von ungünstiger Witterung. Es war klar, dass er log. Jan hat ihm dann auch nur hundert Euro, die Hälfte des vereinbarten Geldes, gegeben (...).'
'Wie hat der Wildhüter darauf reagiert?'
Sie zögerte mit einer Antwort. 'Er ist handgreiflich geworden. Er hat Jan am Revers gepackt und ihn angebrüllt.'
'Ich bin ihm in den Arm gefallen und habe Papa verteidigt', sagte der Junge stolz. Eleanor Stage sagte etwas zu dem Jungen auf Dänisch, woraufhin er sich wieder in die Ecke setzte und auf seinem Tablet spielte.
'Ich habe dem Mann mit einer Anzeige gedroht. Da hat er von Jan abgelassen', erklärte sie."
(S. 21)
Der Wildhüter gerät unter Verdacht. Nach einer ersten Befragung stürzt er nachts von einer Brücke. War es Unfall, Selbstmord oder Mord, und steht sein Tod mit dem illegalen Fund bei Stage in Verbindung? Wer gab der Umweltpolizei den Tipp zum Durchsuchen des Gepäcks? Die Ereignisse überschlagen sich nun, und eine Brandstiftung in Sines führt wieder zu Stage, da der Brand direkt neben seinem Bauland dort ausbrach. Anscheinend ist Stage nicht Täter, sondern Opfer, und seine konkrete Planung für eine umweltfreundliche Wasserstoffanlage werden sabotiert. Dabei gehen die Hintermänner nicht zimperlich vor und es kommt zu weiteren Gewalttaten.
Obwohl die meisten Krimis eher zu Beginn mit großkalibrigen Verbrechen aufwarten, ist es in diesem Buch genau umgekehrt. Hinter der vergleichsweise „kleinen“ Anfangstat stehen Interessen, die im Verlauf zu mehreren Toten und einer blutigen Verfolgungsjagd führen.
Es ist der zweite Fall für Selva Klimt. Diesmal ermittelt die EU-Mitarbeiterin aus Brüssel bei der Umweltpolizei in Lissabon. Neben der spannenden Handlung erfahren wir viel über Naturschutz, insbesondere in Portugal.
Neben Besonderheiten aus der Familiengeschichte von Selva, die selbst portugiesische Wurzeln hat, werden typische portugiesische Details, wie Kuchenspezialitäten oder Streetartkünstler in die Geschichte, eingewoben. Gelungen ist insbesondere die Figur des Sé António. Der engagierte Umweltpolizist lebt mit einer zahmen Eule namens Maureen zusammen. Da er diese angeblich mehr liebt als seine Frau, hat ihn diese verlassen, die beiden bleiben aber Freunde.
Ein bunter Krimi mit viel Lokalkolorit und mächtig viel Spannung!
Ellen Norten - 11. Oktober 2024 ID 14960
Piper-Link zu den
Portugiesischen Opfern
Post an Dr. Ellen Norten
Buchkritiken
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeige:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
AUTORENLESUNGEN
BUCHKRITIKEN
DEBATTEN
ETYMOLOGISCHES von Professor Gutknecht
INTERVIEWS
KURZGESCHICHTEN- WETTBEWERB [Archiv]
LESEN IM URLAUB
PORTRÄTS Autoren, Bibliotheken, Verlage
UNSERE NEUE GESCHICHTE
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|