Und zum
Abschluss ein
syrisches
Keksrezept
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Bewertung:
Das Thema des Tages ist im Kinderbuch angekommen. Flüchtlinge haben bei uns eine neue Heimat gefunden. Und sie stellen eine Herausforderung dar: die Begegnung mit den Fremden, mit dem Fremden. Da dieses Buch vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der neuen Flüchtlingswelle entstanden ist, sind es Menschen aus der arabischen Welt, namentlich aus Syrien, aus Afghanistan, die als Beispiel dienen und zu Wort kommen.
Kinderbücher hatten stets auch einen pädagogischen Impuls. Mein buntes Zuhause mit dem Untertitel Über Fremdes und Vertrautes soll zur Toleranz erziehen, ankämpfen gegen Fremdenfeindlichkeit, die Kinder schon sehr früh in ihrer Umgebung wahrnehmen und sich anzueignen gefährdet sind. Ein ehrenwertes Unterfangen also. Aber ist es auch gelungen?
Die ersten Seiten sind mit ganzseitigen Bildern gefüllt, die genau das zeigen, was der Untertitel verspricht: Fremdes und Vertrautes. Kinder, die rodeln oder Sandburgen bauen, Ostereier suchen oder über einen Markt spazieren, Hochzeitspaare und Musikanten. Der zweite Teil des Buchs ist textlastig. Hier nehmen die Bilder maximal knapp eine halbe Seite ein. Sie wurden von Mariana Lepadus beigesteuert und haben den Charakter naiver Kinderzeichnungen. Da gibt es zwar eine Menge zu sehen, aber künstlerisch – gestehen wir es ein – bleiben sie hinter dem Standard zurück, den moderne Kinderbücher etabliert haben.
Die Texte stammen von verschiedenen Autoren. Da gibt es auch für die erwachsenen (Vor)Leser Überraschungen. Gregor Gysi erzählt ausgerechnet von Weihnachten und schwärmt vom Lied Stille Nacht. Das ist vertraut, allzu vertraut. Hätte der Prominente, der einen großen Teil seines Lebens in der DDR verbracht hat, nicht auch etwas Fremdes vorstellen können? Zum Beispiel die Jugendweihe als Gegenstück zur Konfirmation. Sie ist ja nicht ausgestorben. Sogar in Deutschland gibt es sie noch. Die von weiter her kommen, berichten von Erlebnissen in ihren Herkunftsländern. Dabei gewinnt man allerdings manchmal den Eindruck, als sprächen sie eher zu den Eltern als zu den Kindern. Auf die Jahreszeiten aufgeteilt ist von Bräuchen und Festen die Rede, vom Fasching, vom Kindergeburtstag, von Ostern, vom Erntedankfest, von Silvester. Da das Buch von der Evangelischen Kirche mitinitiiert wurde, hat das einen unübersehbaren Drall ins Religiöse. Der Erste Mai kommt da nicht vor. Der ist den Herausgebern wohl allzu fremd.
Thomas Rothschild – 11. März 2022 ID 13508
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Mein buntes Zuhause
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