Gruselig
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Catherine Belton berichtete von 2007 bis 2013 für die Financial Times aus Moskau. In dieser Zeit hat sie viele Männer aus dem innersten Zirkel Putins interviewt. Das war sehr mutig angesichts der offensichtlichen Verfolgungen und Tötungen von Personen, welche in den Jahren von Putins Herrschaft versucht haben, das System Putin aufzudecken. Heute arbeitet sie für die Nachrichtenagentur Reuters und lebt in London.
Auf der Grundlage ihrer Moskauer Kontakte zu russischen Oligarchen sowie zu aktuellen und ehemaligen Kreml-Beamten und Regierungsbeamten hat sie für dieses Buch weiter recherchiert und ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut. Ihr Buch ist im Stil eines erzählenden Sachbuches geschrieben. In thematischen Blöcken mehr oder weniger chronologisch beschreibt sie den Aufstieg Putins auf den Trümmern der zerfallenden Russischen Föderation Ende der 1990er Jahre. Neben bekannten Gestalten wir Chodorkowski, Abramowitsch und Co. stellt sie eine Unmenge von Kreml-, Regierungs,- und KGB-Beamten vor. Im Weiteren die Leute der Wirtschaft neben den bekannten Oligarchen und vielen Gestalten der russischen Mafia. Die Verstrickung dieser drei Sphären des russischen Systems ist gruselig, und wir lernen, dass das bereits weit vor dem Zusammenbruch des Ostblocks angefangen hat, als der KGB mit Hilfe der Mafia dringend benötigte Waren und Technologien aus dem Westen geschmuggelt hat. Gruselig sind auch die Beschreibungen der Verstrickungen der westlichen Finanz- und Immobilienwirtschaft. Putins Russland ist es gelungen, sich durch das Schmiermittel Geld in die innersten westlichen Wirtschaftszirkel einzukaufen. Empörend ist zu erfahren, dass etablierte Geldhäuser wie etwa die Deutsche Bank oder die Bank of New York illegale Geschäfte im Bereich von hunderten Milliarden Dollar durch Wegschauen erst ermöglicht haben. Ja, Putins Männer nutzen die Doppelmoral des Westens eiskalt aus, und das ist seit vielen Jahren bekannt, spätestens nachdem u.a. die Deutsche Bank und die Bank of New York aufgeflogen waren. Dann im Kapitel über Donald Trump traut man seinen Augen nicht. Trumps Verstrickungen in russisches Schwarzgeld lesen sich wie ein Roman über die Mafia. Nur, dass es kein Roman ist, und dass alle die Fakten, welche Catherine Belton schildert, öffentlich zugänglich sind. Und Trump trotz alledem vier Jahre lang frei gewählter Präsident der Vereinigten Staaten sein konnte, dem Land der Statue of Liberty !!
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Ein sehr mutiges Buch, und man kann davon ausgehen, dass es vielen Putin-Leuten, aber auch vielen Leuten im Westen, welche mit dem System Putin unfassbare Gewinne machen, nicht gefallen wird. Catherine Belton sollte man in London gut beschützen.
Steffen Kühn - 14. April 2022 ID 13573
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Putins Netz
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