Elbe, Sand
und Mee(h)r
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Bewertung:
Es sind zwei echte Fischköppe, die in diesem dritten Band ermitteln. Thies Knudsen ist der offizielle Kommissar. La Lotse, sein Freund, steckt seine neugierige Nase mal erlaubt und mal verboten in die Mordfälle. Als pensionierter Lotsenkapitän lebt er in einem Häuschen direkt an der Elbe und ist ein intimer Kenner des Hamburger Hafens. Ihm entgeht nichts, was an der Elbmündung und damit an seinem Domizil vorbeizieht, und bei einem guten Krimi sind dies eben Leichen.
Typisch für die beiden Autoren (Kester Schlenz & Jan Jepsen) werden diese Leichen auch in diesem Fall besonders präsentiert. Wenn in der Vergangenheit diese plastiniert wurden, in der Art wie es Gunther von Hagens in seinen Ausstellungen zeigt, gibt es diesmal eine ordentliche Ladung Elbeschlick in Mund und Rachen. Und natürlich finden sich die Toten keineswegs versteckt, sondern an gut einsichtbaren Stellen. Das erste Opfer hängt am Mast einer havarierenden Segeljacht und ist blutig zugerichtet. Knusden und seine attraktive Kollegin Dörte Eichhorn folgen der Spurensicherung an Bord.
"'Blutspuren überall oben an Deck. Und blutige Fußabdrücke, die von der Leiche weg zur Leiter ins Wasser führen- Alles von uns mit dem Tatortscanner dokumentiert. Gleich kommen noch zwei Kollegen und sichern noch weitere Fingerabdrücke. Es befand sich außerdem eine zweite Person an Bord. Lebend. Aber nicht vernehmungsfähig, sie wird bereits betreut.'
Knudsen nickte.
'Schon gehört. Was ist dein Eindruck von der Frau?'
'Keine dreißig. Unverletzt, aber sichtlich geschockt. Ich halte sie – Stand jetzt – nicht für die Täterin. Die Fußabdrücke passen nicht zu ihr.'"
(Schlick, S. 16)
Der Täter kam vermutlich aus dem Wasser, und es bleibt nicht bei diesem einen Toten. Weitere Opfer finden sich u.a. dort, wo im Sommer abends vom Hamburger noch ein Elbebad genommen wird. Besonders mysteriös ist dabei der Mörder, der sogar kurzzeitig gesichtet wird. Ein Meeresmonster, wie man es bei Edgar Wallace findet, mit Gummianzug und einer Harpune. Dann verschwindet es so schnell wieder, wie es den Fluten entstiegen ist.
*
Das Buch heißt Schlick, und dieser Elbeschlick ist das zentrale Thema in diesem Roman. Der Hafen wird von Ozeanriesen befahren, die modernen Containerschiffe gleichen Hochhausgiganten. Das bringt eine besondere Logistik mit sich, und die Elbemündung darf nicht versanden. Um den nötigen Tiefgang zu gewährleisten, wird die Fahrrinne ausgebaggert. Das wiederum gefährdet das labile Ökosystem und ruft Umweltschützer auf den Plan. Doch sind diese auch für einen Mord à la Edgar Wallace zuständig?
Immerhin haben die Opfer untereinander in Verbindung gestanden, und zwar im Zusammenhang mit der Elbe. Neben dem spannenden Krimi erfahren wir einiges über den Fluss und die Besonderheiten des Hamburger Hafens. Ganz nebenbei wird auch noch der erste Fall des Ermittlerduos wieder aufgegriffen. Der Plastinierer kehrt nach Deutschland zurück.
Wer Norddeutschland und die Schifffahrt liebt, ist genau richtig in dieser Bücherreihe aufgehoben, und die Ermittler, insbesondere La Lotse, können einem ans Herz wachsen, wenn dieser sich aus dem Tierheim einen Hund namens Platon holt.
Ellen Norten - 14. Februar 2025 ID 15147
btb-Link zum Krimi
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