Sterben
zu zweit
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Bewertung:
Irvin D. Yalom & Marilyn Yalom geb. Koenick kannten sich 74 Jahre, 65 Jahre davon waren sie miteinander verheiratet. Am 20. November 2019 wurde das Paar durch den Tod der Literaturwissenschaftlerin, Geschlechterforscherin und feministische Sachbuchautorin Marilyn getrennt. Irvin, einer der angesehensten Psychotherapeuten Amerikas und Klassiker der existentiellen Psychotherapie, lebt seitdem allein in Palo Alto Kalifornien.
Als den beiden klar wurde, dass die Krebserkrankung von Marilyn zum Tode führen würde, begannen sie ein gemeinsames Buch zu schreiben. Abwechselnd schildern sie ihre Erlebnisse, ihre Gefühle und ihre Gedanken angesichts des nahenden Todes. Der Tod macht umso weniger Angst, je erfüllter das Leben zuvor war. Es gibt kein zu frühes oder zu spätes Sterben, Sterben sollte man zum richtigen Zeitpunkt. Marilyn helfen diese Mantras der existenziellen Psychotherapie. Irvin, der mit diesen Mantras in unzähligen Therapiestunden unzähligen Patienten geholfen hat, helfen sie oft nicht. Die Trauer um den baldigen Verlust seiner Frau kann er manchmal nicht bewältigen. Beide erzählen sie dem Leser die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe und herausragenden intellektuellen Beziehung, spannend ist dabei die jeweils anderen Perspektiven zu sehen. In einer Art gegenseitiger Sterbehilfe diskutieren sie zusammen und jeweils mit sich selbst die existentiellen Themen des Menschseins. Irvin D. Yalom hat in seinen millionenfach verkauften Romanen die ungewöhnlichsten Konstellationen aufgestellt, um sich z.B. Nietzsche oder Schopenhauer zu nähern. Auf die Konstellation, dass sich zwei Menschen unmittelbar auf den eigenen Tod vorbereiten müssen, ist er nicht gekommen. Das kann man sich nicht ausdenken. Gerade deshalb ist das Buch so berührend, es bringt dem Leser dazu über die existenziellen Dinge des Lebens sehr intensiv nachzudenken. Literatur in seiner besten Form!
Steffen Kühn - 19. Dezember 2021 ID 13364
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