Brandon Walder - Dumm sterben
RomanIntent to Distribute, 2013
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Bewusstseinsverlust im Bewusstseinsstrom
Der Protagonist in Brandon Walders Debütroman Dumm sterben ist auf der Flucht. Doch genauso wenig wie er zu wissen scheint, wohin es für ihn gehen soll, weiß der Leser zunächst über den Grund. Es scheint, als würde der namenlose Protagonist sich immerwährend im Kreis drehen, läuft er doch immer wieder dieselben Punkte in der Stadt an. Einer davon ist das Gogo, eine Bar eben, in der Gogo-Tänzerinnen auftreten, und zugleich „der Herzschrittmacher der gesamten Stadt, zumindest ihrer Schattenseite, ihrer Nachthälfte“ (S. 50). Und weil der Protagonist sich ausschließlich auf dieser Schattenseite bewegt, wird der Kreis schnell zur Spirale, zu einer Treppe ins Verderben.
Ebenso gehetzt wie der Protagonist ist der Schreibstil, der auf dem Buchrücken passend beschrieben wird als „Kamera mit kaum geöffneter Blende, die alles überscharf zeichnet und gleichsam unterbelichtet“. Der Leser erlebt den Bewusstseinsstrom eines Mannes, der dabei ist, sein Bewusstsein zu verlieren. Der versucht zu retten, was längst verloren ist. Doch der Protagonist-Schrägstrich-Erzähler ist nicht verlässlich, lügt seine Umwelt an, den Leser, sich selber. Deswegen darf der Leser nicht geneigt sein, den Strom der auf ihn einprasselnden Eindrücke nicht einfach fließen zu lassen, er muss vielmehr auf der Hut sein.
Viele junge, ambitionierte Nachwuchsautoren schreiben über Kontrollverlust, doch Walder simuliert ihn mit seiner Erzählweise, wie es kaum ein anderer schafft. Das ist sicherlich streckenweise anstrengend zu lesen, doch genau das soll es sein: Denn nur so wird es für den Leser genauso unangenehm wie für den Protagonisten.
Lisa Krawczyk - 16. April 2013 ID 6690
Brandon Walder: Dumm sterben
Intent to Distribute (ITD), Januar 2013
Taschenbuch, 232 Seiten
ISBN: 978-3950347609
11,99 Euro
Link zum Buchtrailer: http://www.youtube.com/watch?v=HV2GKgymXKs
Siehe auch:
http://www.intent-to-distribute.com
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