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Rezension

Herbert Beckmann | Hühnerhölle

Ein Krimi aus der Provinz
Gmeiner Verlag, 2013
ISBN 978-3-8392-1415-2



Tierschutz und Kalauer

Auch Krimis unterliegen Trends und Moden. Zurzeit sind Lokalkrimis angesagt. Im Fernsehen werden die verschiedenen Großstädte Deutschlands durch diverse Tatortkommissare abgedeckt, in der Literatur ist die Bandbreite größer, mittlerweile hat fast jedes Nest seinen eigenen Ermittler. Das hat gute Seiten, denn der Leser erfährt auf unterhaltsame Weise Typisches aus der Region, meist recht authentisch, da der Autor oft selbst aus dem Ort oder der Umgebung stammt. Aufregende Thriller spielen sich in solch einer Idylle meistens nicht ab, Handlung und Ambiente wären zu schlecht zu vereinen. So sind es meist weniger blutrünstige Kriminalfälle, die mit einer gehörigen Portion Wortwitz den Leser bei der Stange halten. Oft geht die Rechnung auf, denn wer sich für einen Lokalkimi entscheidet, setzt in der Regel auf originelle Unterhaltung. Doch manchmal schießt der Autor über das Ziel hinaus. Dies passiert in der Hühnerhölle; ein eigentlich spannender Fall zu einem aktuellen Thema, der jedoch fast slapstikreif umgesetzt wird.

Im westfälischen Vennebeck wird der Betreiber einer Hühnermaststation, die buchstäblich zum Himmel stinkt, ermordet. Die Mordwaffe ist ein Unkrautstecher, der in seinem Auge steckt. Die Leiche liegt bereits auf dem Friedhof, praktischer Weise auf dem Grab der verstorbenen ersten Frau des Opfers. Passenderweise heißt dieser Mensch dann auch noch Kock, was zu diversen Wortspielen reizt. Dass die Dorfbewohner bereits kurz nach dem Leichenfund dazu auch noch ein passendes Lied skandieren, wirkt nicht mehr lustig, sondern unglaubwürdig.


„Die Menschenmenge vor dem Friedhof feierte immer lauter, fröhliches Wortgeklingel und helle Lachfahnen wehten zu ihm herüber. Einzelne begannen regelrecht zu krakeelen, der Schnaps tat seine Wirkung. Jetzt stimmten sie sogar ein Lied an ('Le coq est mort, le coq est mort…'), und sangen es in einem schrillen, mehrsprachigen Kanon: 'The cock is dead, the cock is dead…'“ (S. 35)


Anscheinend gibt es in Vennebeck viele Menschen, die das Mordopfer hassen und die als Mörder in Frage kommen. Licht ins Dunkel bringen Kommissar Felix Hufeland und sein Praktikant Kevin Kuczmanik. Hufeland ist ein von einer akuten Prostataentzündung geplagter Mann mittleren Alters, der Praktikant ein übergewichtiger Jungsporn mit zunehmender Glatzenbildung. Immerhin sind deren Ermittlungen von angenehmer Logik geprägt, die schlüssig und stringent zum wahren Täter führen.

Herbert Beckmann kann sich in seiner Hühnerhölle nicht entscheiden, ob er einen Krimi, eine Posse oder eine Anklage gegen die Hühnerhaltung in westfälischen Mastbetrieben schreiben will. So gibt es von jedem etwas, aber eben nicht genug.


Bewertung:    


Ellen Norten - 24. März 2014
ID 7701
Herbert Beckmann | Hühnerhölle
Ein Kriminalroman aus der Provinz
273 S.
Paperback Eur 9,99
ePub Eur 8,99
PDF Eur 8,99
Gmeiner Verlag, 2013
ISBN 978-3-8392-1415-2



Siehe auch:
http://www.gmeiner-verlag.de


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