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Rezension

John Irving - In einer Person

Roman
Diogenes, 2012
ISBN 978-3257068382



Wer bin ich? Und wie viele?

Haben Sie sich schon einmal in die falsche Person verliebt? Billy passiert das ständig. Zuerst ist es die Bibliothekarin, die war einfach zu alt für den Jugendlichen. Später dann war es der beste Mann des Ringer-Teams. Der hatte das falsche Geschlecht. Das findet zumindest das Umfeld Billys, der in den 1960ern in einer Kleinstadt in Vermont aufwächst. Aber welche Liebe ist falsch und welche richtig? Wer entscheidet das?

Da sind so viele ambivalente Gefühle, die der junge Mann "in einer Person" vereinen muss, so viele Einflüsse. Ob von der konservativen Schulleitung, die homosexuelle Neigungen als eine Krankheit ansieht. Oder von seinem Opa, dem begeisterten Theaterspieler, der auch abseits der Bühne gerne mal in Frauenkleidung schlüpft. Ein starker Einfluss glänzt jedoch durch Abwesenheit – der Vater. Den hat Billy niemals kennengelernt. Außerdem hat er das Gefühl, dass seine Mutter ihm etwas verschweigt… Letztlich lässt Billy all das hinter sich, geht zuerst nach Europa und im Anschluss nach New York. Doch obwohl Billy dort vermehrt auf Gleichgesinnte trifft, findet er keinen Frieden, denn AIDS greift um sich und rafft viele, einst lebensfrohe Menschen elendig dahin.

John Irving geht in den fiktionalen Memoiren des bisexuellen Billy Fragen nach, die das Formen der sexuellen Identität betreffen. Dass er dabei keine konkreten Antworten gibt, ist eher eine Bereicherung als ein Makel. Auf diese Weise regt das Buch zu Diskussionen an. Zudem kann der Leser durch Billys Augen Einblicke in eine Zeit erhalten, die er selbst nicht miterlebt hat. Irvings Roman macht deutlich, wie viel in einer Person stecken kann, und dass man, ganz egal ob schwul, bi oder hetero, am Ende des Tages immer noch eins ist: Ein Mensch. Ein Individuum, geprägt durch unterschiedlichste Einflüsse, eine Mischung auf Genetik, Zeitgeschichte und sozialem Umfeld.

Wer einen "typischen Irving" erwartet, mit den vielen "Twists and Turns" im Plot, wird mit In einer Person zunächst zu kämpfen haben. Dabei geht der nunmehr fast 70jährige Billy in seinen Erzählungen auch nicht chronologisch vor, greift manchmal vor oder holt weit aus. Selbst einige Elemente des obligatorischen Irving-Inventars, wie ein männlicher Ringer, finden Ihren Platz. Doch hinter der Lebensgeschichte Billys versteckt sich eben nicht eine minutiös gewebte Geschichte, geschrieben um des Geschichtenerzählens Willen. Vielmehr positioniert sich Irving hier als explizit politischer Autor und macht damit deutlich, dass es nie zu spät ist, um Position zu beziehen.


Lisa Krawczyk - 22. März 2013
ID 6636
John Irving – In einer Person
Diogenes Verlag, September 2012
736 Seiten
Gebunden
€ (D) 24.90 / sFr 35.90 / € (A) 25.60
ISBN: 978-3257068382



Siehe auch:
http://www.diogenes.ch


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