Volker Kitz - Du machst, was ich will
Wie sie bekommen, was Sie wollen – Ein Ex-Lobbyist verrät die Besten TricksAriston Verlag, 2013 ISBN 978-3-424-20082-9
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Skrupelloser Egoismus „nett“ verpackt
Ein ehemaliger Lobbyist packt aus. Wer denkt, ein kritisches, ja ein Enthüllungsbuch in den Händen zu halten, liegt falsch. Volker Kitz hat seinen Beruf erfolgreich betrieben und gibt nun das Surrogat seines Handelns in Buchform weiter. Der Titel ist keineswegs provokativ gemeint, sondern will halten, was er verspricht. Auf gut 250 Seiten präsentiert uns der Autor Strategien, wie wir ein Gegenüber „für uns gewinnen“, denn überzeugen im Sinn einer Einstellungsänderung wäre hier der falsche Ausdruck, an dies glaubt der Autor nämlich nicht.
„Nur in einem Bruchteil aller Fälle können wir eine Einstellungsänderung überhaupt mit Argumenten erreichen! In den meisten Fällen sind Argumente und Informationen von vornherein sinnlos. Sie sind in unserem Alltag dramatisch überschätzt.“
Also geht es bei ihm ganz offen darum, das Gehirn des Gegenübers auszutricksen, mit sanften Methoden, wie er sie nennt und natürlich wissenschaftlich untermauert. Jedem Kapitel ist eine Liste der Publikationen beigefügt, die den jeweiligen Inhalt samt Strategie untermauern. So nutzen Sie das Wunderkind der Wissenschaft, heißt denn auch eine Kapitelüberschrift.
Belegt werden die Strategien zudem über die Schilderung und den Erfolg seiner eigenen Lobbyistentätigkeit – wie Entscheidungsträger letztendlich seiner Meinung gefolgt seien, die vermutlich aber auch wieder nicht seine persönliche Meinung ist, sondern die seiner Auftraggeber. Wir erfahren einiges über den Berliner Regierungsalltag. Wer das Netz zwischen Politikern, Unternehmen, Interessensverbänden und Lobbyisten verstehen will, wird hier gründlich informiert. Volker Kitz zeigt uns gerne diese Welt, zuvorkommend freundlich und erklärend. Und wenn die Welt so funktioniert, sollte man aus seiner Sicht das Beste daraus machen.
So nehmen Sie Einfluss auf die Wahrheit, heißt eine andere Überschrift im letzten Kapitel. Erklärt wird der sogenannte Wahrheitseffekt, den Kitz am Beispiel der Neuregelung der GEZ-Gebühren beschreibt. Und hier feiert sich Kitz dann wieder ausführlich selbst. Er und seine Mitstreiter waren laut seiner Aussage wieder einmal erfolgreich und setzten sich durch ständige Wiederholung ihres Vorschlags letztendlich durch.
„… der Wahrheitseffekt wird ihnen gute Dienste leisten, wenn Sie eine Aussage einer Gruppe von Menschen „verkaufen“ wollen, die noch keine feste Meinung hat. Geben Sie also nicht zu schnell auf, wenn sich ihre „Wahrheit“ nicht auf Anhieb durchsetzt: Stellen Sie auf stur und wiederholen Sie Ihre Aussage gebetsmühlenartig. Irgendwann wird sie wahr werden.“
Diese psychologischen Effekte können laut Kitz beruflich wie privat genutzt werden. Und effektheischerisch fügt er hinzu. „Sie wussten es doch schon immer, nicht wahr?“ Lässt sich der Leser wirklich so weit einwickeln? Ob dies die richtige Ebene ist, sich im Beruf mit Vorgesetzten und Kollegen auseinander zu setzten, ist eine Frage. Ob man sich dazu auch noch mit dem Partner oder den eigenen Kindern auf dieses Niveau begibt, eine andere. Ich würde beide Fragen mit nein beantworten und denke, man könnte auf dieses Buch gut und gerne verzichten.
Bewertung:
Ellen Norten - 30. Juli 2013 ID 7006
Volker Kitz - Du machst, was ich will
EUR 19,99 (DE)
256 S., geb. m. Schutzumschl.
Ariston Verlag
ISBN 978-3-424-20082-9
Siehe auch:
http://www.randomhouse.de/ariston/
Post an Dr. Ellen Norten
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