Isabell - Im Kreislauf des Lebens
Mit voller Wucht erwischtWagner Verlag, 2012 978-3-86279-335-8
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Dieses Buch macht mir Kopfzerbrechen, weil ich nicht weiß, wie ich ihm gerecht werden soll. Für die Autorin „Isabell“ hat sich bestimmt ein Traum erfüllt, als sie ihr „Werk“ professionell gedruckt in Händen hielt – und vielleicht in einer Buchhandlung liegen sah. Sicher hat sie mehr als genug für die Erfüllung dieses Traumes bezahlt – an den Wagner Verlag, einen sogenannten „Zuschussverlag“, der gegen Geld die mehr oder weniger „literarischen“ Werke von unbekannten und Möchtegern-AutorInnen herausgibt.
Doch zum Inhalt: „Isabell“ wird 1964 in der ehemaligen DDR geboren und verlebt gemeinsam mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester eine harmonische, wohl auch privilegierte Kindheit. Der Vater ist Pilot bei Interflug, der staatlichen Fluggesellschaft der DDR, und kann seiner Familie dadurch schöne Reisen bieten. Die Schilderung ihrer Kindheit und Jugend liest sich wie ein netter, in sich abgeschlossener Schulaufsatz.
Doch dann geht es dramatisch und schmerzlich weiter: 1988 – sie ist mit Markus verheiratet – wird ihr erstes Kind geboren und stirbt kurz danach an einer Stenose der Aorta.
11 Jahre später – inzwischen gehört der 9-jährige Sohn Jan zur Familie – kommt Töchterchen Tessa auf die Welt. Nach über einem Jahr stellt sich heraus, dass das Kind an der unheilbaren Krankheit Mukoviszidose leidet. Sehr ausführlich werden die nun folgenden Untersuchungen und Behandlungen geschildert, ebenso die Krankheiten und Auffälligkeiten der Kinder von „Isabells“ Freundinnen. Was dann folgt, sind weitgehend (oft namentliche) „Abrechnungen“ mit Institutionen oder Personen, die ihr und ihrer Tochter Steine in den Weg legen oder Unrecht tun. Besondere Kritik übt sie am Schulsystem und den Lehrkräften. Aber auch Freunde und Bekannte verschont sie nicht und lässt recht deutlich durchblicken, dass sie ihre eigene Sichtweise der Dinge für die einzig richtige hält.
Ein weiteres Kapitel berichtet über ihre berufliche Entwicklung: Früher Erzieherin, sieht sie diese Tätigkeit nach der „Wende“ nicht mehr als sinnvoll an und kritisiert die neuen pädagogischen Konzepte. Irgendwie schimmert für mich durch, dass sie die ganze Entwicklung bedauert ...
Das Büchlein schließt mit einem Lob auf die Familie. Dazu zitiert sie wie schon früher Auszüge aus dem Buch Die Patchwork-Familie von Melanie Mühl.
Mein Fazit:
Ich würde mir dieses Buch nicht kaufen. Weder Stil noch Sprache noch Inhalt haben mich besonders angesprochen. Als private Bilanz ist es für „Isabell“ und ihre Familie sicher wichtig, als „Literatur“ jedoch eher fragwürdig.
Ich möchte noch einmal auf die „Zuschuss-Verlage“ zurückkommen:
Neben dem Wagner Verlag kenne ich in dieser Rubrik den Fouqué-Verlag (Frankfurter Verlagsgruppe) sowie den R. G. Fischer-Verlag. Sie werben um „neue Autoren“ und versprechen, deren Bücher zu lektorieren, zu verlegen und zu vermarkten – und das gegen erhebliche Vorauszahlungen. Die Versprechen werden nach meiner Kenntnis kaum eingehalten, und was die Arbeit der Verlags-Lektoren anbelangt, habe ich meist Negatives gehört. Mit der Vermarktung über den Buchhandel sieht es ebenfalls düster aus: Wie ich beispielsweise bei der Buchhandlungskette Osiander erfuhr, verkauft man dort keine Bücher aus „Zuschuss-Verlagen“. Die Autorinnen und Autoren sitzen dann im Zweifelsfall auf einem teuren, unverkäuflichen Bücherberg, der irgendwann eingestampft wird.
Ich habe selbst vor Jahren bei einem solchen Verlag einiges Geld verloren: Der Drucktermin für mein bereits bezahltes Buch verzögerte sich immer weiter. Schließlich erfuhr ich, dass der Verlag bereits pleite war, als ich noch mit ständig neuen Terminzusagen hingehalten wurde.
Also Vorsicht mit „Zuschuss-Verlagen“! Erfahrungsberichte dazu kann man auch im Internet nachlesen.
Armgard Dohmel - 2. Januar 2013 ID 6457
Siehe auch:
http://www.wagner-verlag.de
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