Schelmische Freibeuterposse des 21. Jahrhunderts
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Bewertung:
Eine Räuberpistole ist eine „unglaubliche, haarsträubende Geschichte (die jemand als wahr präsentiert)“. Und ein Münchhausen unter den Schweden ist der Bestsellerautor Kjell Johansson zweifelsohne.
Man kann nur zustimmen, wenn Schwedens größte Tageszeitung schreibt: „Ein Ausbund an freiem Fabulieren, wie man es in der Erwachsenenliteratur nur selten findet. Unwiderstehlich lustig und mitreißend. Es ist eine Befreiung, Kjell Johansson zu lesen.“
Um was geht es?
Hauptfigur ist der einbeinige (und später der Vollständigkeit halber auch einarmige) Kapitän Efraim Schwarzbart, der versehentlich auf hoher See das in einem Pisspott, der im Laufe der Geschichte auch mal die Rolle eines Aschenbechers oder einer Spendenbüchse spielt, ausgesetzte Kleinkind Maria rettet. Obwohl - genau genommen rettet die schreiende Maria eigentlich den Kapitän. Aber intensiver als gelegentliches Lebenretten wird die Beziehung zwischen Schwarzbart und Maria im Lauf des Romans nie, was wohl auch daran liegt, dass der wirklich riesige Kapitän das wirklich winzige Mädchen eigentlich nicht wahrnimmt. Maria findet jedenfalls Zuflucht als blinde Passagieren auf Schwarzbarts Schiff, umgeben von weiteren blinden Passagieren, die ihrerseits schon längst zum Inventar geworden waren.
Von totwitzig bis bissig-satirisch spinnt Johansson seine schelmische Freibeuterposse des 21. Jahrhunderts, wobei er gesellschaftskritisch kaum was auslässt: bestenfalls bigotte Kirchendiener; Managertypen, die im Wettstreit darüber stehen, wer nun eigentlich der größere Gauner ist; dunkle Männer der sogenannten Bruderschaft (von der man besser nicht spricht); jungfräuliche Empfängnis; eine überambitionierte Schwimmlehrerin, die zumindest fast allen ihrer "Schüler" erfolgreich das Schwimmen beibringt (die erfolglosen werden diese Fähigkeit auch sicher nicht mehr brauchen); Korruption, Gutmenschtum, Mord, verkannte Journalisten und naive Poeten und natürlich der Schweden an sich.
Genial!
Susanne Parth - 15. April 2018 (2) ID 10642
Der schwedisch Autor Kjell Johansson (geb. 1941 in Stockholm) wurde in den 1980er und 1990er Jahren mit hohen schwedischen Literaturpreisen ausgezeichnet.
Link zum eBook:
https://www.dotbooks.de/document/387141
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