Auf den
Hund
gekommen
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Bewertung:
Kindesentführung, Mädchenhandel und illegale Hundezucht, drei aufrührende Themen, drei grausame Handlungsstränge, die in diesem Buch parallel verlaufen.
Der kleine Oleg wird aus seinem Sandkasten im Garten des einsam gelegenen Wohnhauses der Familie Schwabe entführt. Die Tat geschieht am helllichten Tag. Der Täter flieht mit seinem Opfer durch das nahe gelegene Maisfeld. Für Kommissar Henry Conroy, der zum ersten Mal mit seiner neuen Kollegin ermitteln muss, scheint die Entführung von langer Hand geplant zu sein, denn nur wenige Minuten hat die Mutter ihren geliebten Sohn aus den Augen gelassen, und am nahegelegenen Waldrand finden die Spurenermittler ein Zeichen des Täters: Ein Highland-Terrier liegt dort mit abgetrenntem Kopf in seiner Blutlache. Kurioserweise bleibt Pedro, der Hund der Familie, dagegen unangetastet.
Zeitgleich verschwindet die militante Tierschützerin Rieke Schneider, die im Grenzgebiet nach Tschechien einer illegalen Hundezucht auf der Spur ist.
„Eine sichelförmige Klinge schwebte über ihr, fast wie der kleine Bruder des Mondes. Rieke erstarrte vor Schreck, und da ihr Finger noch auf dem Auslöser lag, betätigte sie automatisch die Digitalkamera. Grell zuckend riss das Blitzlicht ein wahrhaftes Monster aus der Schwärze. Groß war es, geradezu gewaltig, die Zähne gebleckt, die Augen weit aufgerissen. Mit den Augen stimmte etwas nicht. Sie waren viel zu groß und viel zu … Ja was? … Blutunterlaufen? Das Weiß dieser Augen war gar nicht weiß, sondern rot, und Rieke konnte erkennen, das ein feinverzweigtes Gespinst rot pulsierender Äderchen diesen Eindruck erzeugte. In der hocherhobenen Hand hielt das Monster das Messer mit der gebogenen Klinge.“ (S. 43)
Andreas Winkelmann weiß Furcht und Grausamkeit gekonnt mit Worten zu beschreiben. Doch was geht vor auf dem einsamen Hof nahe der tschechischen Grenze?
Hier scheinen die Fäden der einzelnen Verbrechen zusammen zu laufen, doch da der innere Zusammenhang lange Zeit nicht erkennbar ist, baut sich die Spannung nur zum Teil auf. Auch wirkt die Handlung leicht konstruiert, wenn der Leser erfährt, dass es sich bei der besorgten Freundin von Rieke zufällig um die Tochter des Kommissars handelt. Lea Conroy begibt sich mit ihrem Freund blauäugig und unbedarft auf die Suche nach ihrer vermissten Freundin und beide erleben auf dem unheimlichen Anwesen ähnlich grausame Begegnungen wie Rieke selbst.
Erst als sich das Schicksal des entführten Oleg klärt, gewinnt der Krimi an Fahrt. Die Handlungsstränge laufen zusammen, als der ehemalige Arbeitgeber von Olegs Vater ermordet aufgefunden wird.
Unerwartete, aber zugleich auch komplizierte Zusammenhänge prägen Die Zucht, doch die eigentlich originelle Idee des Buches geht in diesem Gewirr an Fakten weitgehend verloren. So stehen letztendlich im Zentrum der Ereignisse immer wieder Hunde, mal als Freund des Menschen, mal als lebensgefährliche Bestien. Für mich ein eher schwacher Krimi des Erfolgsautoren Andreas Winkelmann, der diesmal mehr durch atmosphärische Schilderungen als durch atemberaubende Spannung glänzt. Interessante Charaktere sind indes Henry Conroy und seine junge Ermittlerin, bei denen man zumindest gespannt sein darf, ob und wie sich die beiden in weiteren Fällen beweisen werden.
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Ellen Norten - 18. April 2015 ID 8582
Andreas Winkelmann | Die Zucht
512 Seiten, Paperback
EUR 16,95
EUR 14,99 (eBook)
Wunderlich & rororo, 2015
ISBN 978-3-8052-5038-2
Weitere Infos siehe auch: http://www.rowohlt.de/buch/Andreas_Winkelmann_Die_Zucht.3140700.html
Post an Dr. Ellen Norten
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