Die Tote
im Baum
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Bewertung:
Das Buch findet sich nicht nur an den Grabbeltischen der Buchhandlungen, es steht auch in den Regalen der Supermärkte. Kein Wunder, dass Verheißung von Jussi Adler-Olsen zum Bestseller geworden ist, denn der Thriller wird einem geradezu nachgeworfen. Eigentlich für mich ein Grund, das Buch nicht zu lesen, denn durch die fast aufdringliche Promotion fühle ich mich in meiner Kaufentscheidung bedrängt. Dann gewinnen meine Neugier auf den Erfolgsautor und seine in 40 Ländern verkauften Thriller die Oberhand, ich blende den Supermarkt aus, bestelle das Rezensionsexemplar und halte einen wirklich spannenden und originellen Krimi in der Hand.
Es geht um die Leiche von Alberte Goldschmid, einer jungen und attraktiven Schülerin, die vor siebzehn Jahren kopfüber hängend in einem Baum gefunden wurde. Carl M vom dänischen Sonderdezernat erhält dazu aus Bornholm einen Anruf von genau dem Polizisten, der damals die Leiche fand.
„Falls der Mann die Absicht hatte, ihnen einen Fall zuzuschustern, dann musste dem sofort ein Riegel vorgeschoben werden. Er jedenfalls hatte keine Lust, für Nachforschungen auf eine Insel zu fahren, deren Spezialität Räucherfisch war und die näher an Polen, Schweden und Deutschland lag als an Dänemark.
'Rufst Du an, weil wir uns den Fall ansehen sollen? Denn dann, fürchte ich, muss ich dich zu den Kollegen in einer der oberen Etagen durchstellen. Das Sonderdezernat Q hat zurzeit leider keine Kapazitäten.'
Am anderen Ende war es still. Dann wurde aufgelegt.“ (S. 11)
Der potentielle Fall, den Carl M hier so rigoros ablehnt, wird schon am nächsten Tag zu seinem und fesselt seine gesamte Aufmerksamkeit. Der tragische Grund hierfür besteht darin, dass der Anrufer Christian Habersaat sich bei seiner Pensionsfeier, gefilmt von einem Bekannten, vor den Augen der geladenen Gäste erschießt.
Die letzten Jahre seines Lebens hatte sich der Polizist geradezu krankhaft der Aufklärung des Todes von Alberte Goldschmid gewidmet. Für ihn handelte es sich nicht um einen tragischen Unfall, bei dem das Opfer in den Baum katapultiert wurde, sondern um perfiden Mord. Seine Besessenheit isolierte ihn gesellschaftlich zunehmend und führte sogar zur Trennung von seiner Frau. Mit seinem spektakulären Freitod soll nun auf dramatische wie tragische Art und Weise das Interesse von Carl M und seinen Kollegen geweckt werden, was ihm auch gelingt.
M, sein syrischer Kollege Assad und die lebenslustige Rose reisen nach Bornholm und stoßen dort auf ein Haus voller Recherchematerial. Jeder Umgang, geradezu jede Minute des Unfallopfers wurden dort von Christian Habersaat minutiös rekonstruiert. Die Fakten sind verwirrend, doch eine Spur zeichnet sich immerhin ab. Alberte hatte einen Liebhaber, der vermutlich auch zu ihrem Mörder geworden ist. Wer kannte den mysteriösen Freak mit Hang zum Okkulten?
Die Spuren führen auf die schwedische Insel Öland, zu einer obskuren Sekte. Deren Guru lebte zum fraglichen Zeitpunkt auf Bornholm und käme als der geheimnisvolle Liebhaber der schönen Alberte in Frage. Als aus dem Kreis der Esoteriker einzelne Mitglieder verschwinden, nehmen die Ereignisse einen unvorhersehbaren Lauf...
Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend, gut recherchiert und es ergeben sich immer wieder überraschende Wendungen. Kommissar M und seine beiden Kollegen verkörpern originelle Charaktere, denen man auch gern in weiteren Thrillern begegnen möchte.
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Ellen Norten - 18. Juni 2015 ID 8767
Jussi Adler-Olsen | Verheissung
608 Seiten
Hardcover,
EUR 19,90
dtv, 2015
ISBN 978-3-423-28048-8
Weitere Infos siehe auch: http://www.dtv.de/buecher/verheissung_der_grenzenlose_28048.html
Post an Dr. Ellen Norten
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