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Literarisch-musikalisches Programm

Nicht grausam

ist gut

Robert Stadlober sing, spricht und spielt Tucholsky


Bewertung:    



"Kunst zu beschreiben ist meist dümmer als sie zu machen", so der Künstler Robert Stadlober eingangs. Das ist selbstverständlich richtig, aber muss man das aussprechen, wenn zarte Hobbykritiker-Seelchen zugegen sind? Da sind andere schon besser bei mir in ihre Show gestartet.

Und eigentlich war ich ja wegen Tucholsky gekommen, weil ich die fünf Herren, die man unter diesem Oberbegriff zusammenfassen kann, seit jeher verehre ob ihrer Sprachgewalt und Feinsinnigkeit, was sich gerade bei T. keinesfalls ausschließt. Geblieben bin ich aber wegen Stadlober.

Ich hatte den echt nicht auf´m Schirm, schon mal gehört den Namen, vielleicht wäre mir auch ein Gesicht dazu eingefallen, mehr nicht. Das hat sich nun gründlich geändert.

Gut, der Mann ist Schauspieler, er hätte sicher auch einen Tucholsky-Sänger darstellen können. Musste er aber nicht, weil: Er ist ein Tucholsky-Sänger. Vielleicht ist er auch der erste seiner Art, was weiß denn ich, auch wenn es bei T. heißt, daß immer schon einer dagewesen wäre. Aber Konkurrenz muss der Stadlober-Robert ohnehin nicht fürchten, bei dem, was er da macht.

Stadlober hat (im Verbrecher Verlag Berlin) ein Buch herausgegeben mit ausgewählten Texten und Gedichten von Kurt Tucholsky, es Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut genannt und mit einem feinen Vor- und einem großartigen Nachwort versehen. Damit nicht genug, er hat ein knappes Dutzend von Tucholskys Lyrik vertont und eine Platte gleichen Namens (bei Staatsakt) in die Welt gebracht. Da lag es nahe, beides in einem Programm vorzustellen, und ein Literaturfestival ist sicher der beste Ort wo gibt dafür.

Eine schöne Mischung aus Lesung und Konzert ist das, zusammengehalten von Stadlobers kluger und charmanter Moderation. Begleitet wird er von Daniel Moheit am Akkordeon, selbst spielt S. die E-Gitarre, gelegentlich kokettierend mit seiner Unprofessionalität dabei. Wenn man dann aber liest, daß er sämtliche Musiken der Platte selbst geschrieben hat, relativiert sich das.

Schon der Einstieg in Buch und Konzert macht Spaß: S. begibt sich auf eine imaginäre Stadtbahnfahrt mit den Abteilgenossen Tiger, Panter, Hauser, Wrobel und T., die ihm in der Folge ihr Berlin beschreiben, auch das, was man von der Stadtbahn aus nicht sehen kann (vgl. Canzonetta bzw. Bellevue, wie es als Musikstück heißt).

Stadlober hat eine großartige Stimme, (auch) in der Pose erinnert er manchmal an Dirk von Lowtzow, und rezitieren kann er von Hause aus natürlich auch. Das Konzert unterhält auf sehr hohem Niveau, nie bleibt dabei außer acht, dass die hundertjährigen Texte auch heute von großer Aktualität sind, auch und gerade die politischen. Gut, Goebbels heißt jetzt Höcke, aber sonst? Während ich das tippe, rechnet mir der ORF den Wahlsieg der "Freiheitlichen" hoch, aber in Deutschland ist es ja kaum besser. Natürlich ist der Saal im Zentralwerk sich einig, man fühlt sich zunehmend fremd im "Volkskörper", aber der Saal ist halt nicht repräsentativ.

Diesmal ausgeklammert, geht man, also ging ich mit einem Lächeln nach Hause. Die einzelnen Stücke muss ich noch ein paarmal hören, um sie musikalisch einzutopfen, dank erworbener CD sollte mir das aber gelingen. In jedem Fall drängt sich die Musik nicht vor den Text, sondern rahmt ihn, die Literatur bleibt immer das Wichtige. Das hat er sehr gut gemacht, der Stadlober, und wenn ich mal die Chance habe, sein zweites Programm mit Gedichten von Stefan Heym zu sehen, dann werde ich das tun.




So sah die Bühne im Zentralwerk Dresden aus, bevor bzw. nachdem Robert Stadlober und Daniel Moheit ihr Tucholsky-Programm beim Festival Literatur JETZT! bestritten. | Foto: Sandro Zimmermann

Sandro Zimmermann - 30. September 2024
ID 14943
Weitere Infos siehe auch: https://literatur-jetzt.de/


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