Médée von
Cherubini
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Bewertung:
Es sind wieder BAROCKTAGE in Berlin - die letzten übrigens unter der Intendanz von Matthias Schulz, der sie ab seiner ersten Spielzeit 2018/19 an der Staatsoper Unter den Linden initiierte; ab der nächsten Saison ist Elisabeth Sobotka die hausführende Intendantin, und Christian Thielemann fängt zeitgleich als der neue Generalmusikdirektor an, ja und noch wissen wir es nicht genau, ob dieses elitäre Festival'chen (das hierfür allein schon wegen der putzigen Größe des von Friedrich dem Großen in Auftrag gegebenen und 1741-43 von Knobelsdorff errichteten Hauses natürlich-prädestiniert ist) weiter laufen wird, wir hoffen es dann allerdings, und zwar sehr, sehr, sehr dringend!
Dieses Jahr nun stehen die BAROCKTAGE im Zeichen der "Medea". Es gibt drei diverse Produktionen, zwei szenische (die Cherubini'sche sowie die Charpentier-Médée-Oper) und eine konzertante (Bendas Medea-Melodram). Zudem wird Mozarts Mitridate wiederaufgeführt, und außerdem werden (im Pierre Boulez Saal) einige Konzerte mit Barocksolisten und -ensembles aus dem In- und Ausland stattfinden.
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Andrea Breths stinklangweilige Inszenierung der Cherubini-Médée ist erst fünf Jahre alt. Als sie Premiere hatte, musizierte die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim. Das klang zu seiner Zeit natürlich nicht "barock", nein, davon konnte wirklich keine Rede sein, aber das hatte Barenboim (ein Nicht-Kenner auf dem Gebiet) auch nicht im Sinn - er wollte sie halt unbedingt dann machen, ähnlich wie er Mozart unbedingt dann immer machen wollte, ganz egal, wie schwerfällig die Mozart's unter ihm dann immer wieder klangen.
Diesmal sah die Sache freilich völlig anders aus, vielmehr - sie hörte sich "etwas authentischer" als vorher an, ja und das lag selbstredend an der nicht nur für Barockdinge so unverwüstlich spezialisierten (und sonach authentisch klingenden) Akademie für Alte Musik Berlin; die saß dann nämlich diesmal im Orchestergraben, ja und kein Geringerer als Christophe Rousset, ebenfalls barockspezialisiert, leitete diese Wiederaufnahme.
"Der gebürtige Florentiner Luigi Cherubini war in den 1780er Jahren in die französische Metropole gekommen, um dort als Opernkomponist zu reüssieren. Mit seiner Medée von 1797 gelang ihm ein respektabler Erfolg, der über das folgende Jahrhundert anhalten sollte. Durch die dramatisch intensivierte gesangliche wie darstellerische Leistung von Maria Callas erfuhr das Werk in den 1950er Jahren neue Aufmerksamkeit. Inspiriert von den tragischen Antikenopern Glucks schuf der Wahlpariser Cherubini, der sich zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Musik seiner Zeit entwickelte, ein Werk von tiefgründigem Ernst und einer monumentalen, eindrucksvollen Tonsprache, mit großen Szenen für die Protagonistin, kompositorisch hervorragend gearbeiteten Chor- und Ensemblesätzen sowie atmosphärisch dichten Instrumentaleinleitungen zu jedem der drei Akte. Die Titelheldin Medea aber ist und bleibt im Zentrum – wenn sie einmal die Bühne betreten hat, zieht sie Alle und Alles unweigerlich in ihren Bann." (Quelle: staatsoper-berlin.de)
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Cherubinis Médée in der Inszenierung von Andrea Breth - an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Bernd Uhlig
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Marina Rebeka (erst vor Kurzem als Aida an der Lindenoper engagiert - ich selbst erlebte sie das allererste Mal in Händels Theseus an der KOB, da sang und spielte sie 2008 die Agilea) war als Titel- und Zentralfigur besetzt. Ihr allumwärmender, erkräftigender Sound passte ganz gut zu dieser Rolle, und obgleich ich ihre divenhafte Durchschlagskraft als allzu vordergründig empfand.
Stanislas de Barbeyrac (als Jason) wurde als erkältet sprich "indisponiert" vermeldet - daher fällt er durchs Bewertungsraster.
Eine gesangliche Entdeckung war Maria Kokareva (als Dircé); schon ihre große Auftaktsarie mit den artistischen Koloraturen ließ erkennen, was da in der Zukunft noch so alles stimmlich und stimmtechnisch bei ihr registrierbar sein könnte.
Peter Schöne gab einen soliden aber unauffälligen Créon, und Natalia Skryckas grollender Contraalt (für ihre Néris) fiel schon auf.
Der von Gerhard Polifka einstudierte Staatsopernchor schleppte an einigen Stellen - die Akamus hatte es dann doch zumeist, und vollkommen zurecht, etwas eiliger als besagte Damen und Herren.
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Nein, nochmal würde ich diese Produktion die nächsten Jahre besser nicht aufwärmen; sie taugt rein szenisch nichts.
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Andre Sokolowski - 18. November 2023 ID 14478
MÉDÉE (Staatsoper Unter den Linden, 17.11.2023)
von Luigi Cherubini
Musikalische Leitung: Christophe Rousset
Inszenierung: Andrea Breth
Bühnenbild: Martin Zehetgruber
Kostüme: Carla Teti
Licht: Olaf Freese
Besetzung:
Médée ... Marina Rebeka
Jason ... Stanislas de Barbeyrac
Créon ... Peter Schöne
Dircé ... Maria Kokareva
Néris ... Natalia Skrycka
Erste Begleiterin der Dircé ... Regina Koncz
Zweite Begleiterin der Dircé ... Rebecka Wallroth
Staatsopernchor
Akademie für Alte Musik Berlin
Premiere war am 7. Oktober 2018.
Weitere Termine: 24.11./ 01., 03.12.2023
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/
https://www.andre-sokolowski.de
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