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Konzertkritik

Natur und Mythologie in Musik gesetzt






Mit ihrem ersten Konzert bei den Berliner Philharmonikern hinterließ die finnische Dirigentin Dalia Stasevska ein durchwachsenes Klangerlebnis. Unterschiedlich bewegte sie sich in den verschiedenen musikalischen Welten. Die Aufführung von Jean Sibelius' Pohjolas Tochter eröffnete den Abend mit einer düsteren, geheimnisvollen Atmosphäre. Tiefe Celli legen den Grund für die Holzbläser und schaffen damit eine bedrohliche Grundstimmung, die sich mit aufbrausenden Passagen und plötzlichen Wechseln in helle, strahlende Klänge verwandelte. Der musikalische Dialog zwischen den dunklen Tönen des Helden Väinämöinen und den leuchtenden Klängen von Pohjolas Tochter ging zum Teil im großen Ganzen der Orchesteraktionen unter - mitreißende Dynamik stand im Fokus der Interpretation.

Edvard Griegs Klavierkonzert fesselte das Publikum mit seiner Unmittelbarkeit. Der Einstieg des Solisten Jean-Frédéric Neuburger war spektakulär und dramatisch, wie von Grieg gewollt. Dalia Stasevska setzt wieder auf Power und Effekte. Die gewohnte melodische Eleganz der Philharmoniker sucht man heute vergebens, in einigen zarten, verspielten Motiven kann man sie erahnen. Die nordische Herkunft Griegs wird durch folkloristische Rhythmen und lebendige, tänzerische Elemente spürbar. Im langsamen 2. Satz bot das Orchester einen warme, meditativen Klangraum für das Klavier, das sich mit feinen Verzierungen und einem weichen Klang in Szene setzte. Das temperamentvolle Finale sprühte vor Energie, wobei sich Solist und Orchester gegenseitig zu Höchstleistungen anspornten.

Kaija Saariahos Orion entführte die Zuhörer in die typischen sphärische Klangwelten der finnischen Komponistin. Fünf ausgewachsene Schlagwerke geben der Komposition ein festes Rückgrat. Der erste Teil erzeugte eine fast schwebende Atmosphäre, mit zarten Klängen von Harfe und Glockenspiel, die mit kraftvollen Aktionen des Orchesters kontrastierten. Ungewohnt das lange Ausklingen des Percussion Apparates. Im zweiten Satz ein glitzerndes Firmament, mit sanften, sich überlagernden Melodien und einer schimmernden Orchestertextur. Im Finale Bewegung und Dramatik, mit raschen, tänzerischen Rhythmen fast schon ein klassisches Erlebnis. Dalia Stasevska scheint sich hier wohler zu fühlen, mit mitreißenden Energie, die sich bis zum schwebenden Schluss steigerte führt sie das Orchester.

Den Abschluss des Programmes bildete Claude Debussys La Mer. Interessant, wie der fast drei Generationen ältere Debussy an die die Klangmalerei von Kaija Saariaho erinnert. Die Musik zeichnete das Bild eines lebendigen, ständig wechselnden Meeres – mal ruhig und sanft, dann wieder aufgewühlt und stürmisch. Der Wechsel zwischen leichten, perlenden Klängen und mächtigen Wogen erzeugte ein eindrucksvolles Klangbild, im 2. Satz derart narrativ, dass man das Gefühle hatte, einer Erzählung zuzuhören. Im letzten Abschnitt entfaltete sich dann eine mitreißende Kraft, die das Publikum begeisterte.

Das Konzert zeigte eindrucksvoll, wie unterschiedlich Komponisten und Komponistinnen Natur und Mythologie in Musik übersetzen. Der Große Saal der Philharmonie bot dabei den perfekten Raum für diese spannenden musikalischen Erzählungen, von allen Musikern mit großer Hingabe und Ausdrucksstärke zelebriert.
Steffen Kühn - 3. März 2025
ID 15170
BIENNALE DER BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 01.03.2025)
Jean Sibelius: Pohjolas Tochter
Edvard Grieg: Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16
Kaija Saariaho: Orion
Claude Debussy: La Mer
Jean-Frédéric Neuburger, Klavier
Berliner Philharmoniker
Dirigentin: Dalia Stasevska


Weitere Infos siehe auch: https://www.berliner-philharmoniker.de


Post an Steffen Kühn

http://www.hofklang.de

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