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Jan Faßbender als Olaf, Erbe eines Kölner Schokoladenfabrikanten, und Ensemble in De kölsche Fledermaus - Divertissementchen 2025 mit der Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg im Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV) | Foto © Stefanie Althoff

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„Kumm mer jon op e Feß […] Dat weed unsre Ovend…“

Liebevoll wird das jährliche kölsche Musical der Bühnenspielgesellschaft Cäcilia Wolkenburg „et Zillche“ oder auch Divertissementchen genannt. Über hundert Darsteller vom Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV) engagieren sich hierbei ehrenamtlich im Staatenhaus, der Ausweichspielstätte der Oper Köln. Zum 200. Geburtstag von Johann Strauß widmet sich De Kölsche Fledermaus dem Komponisten und seinem 1874 in Wien uraufgeführten Klassiker Die Fledermaus. Strauß’ Operette bildet eine Grundlage für das Musical, die Regisseur Lajos Wenzel jedoch in seiner Hommage an Strauß gnadenlos und aufs Köstlichste verballhornt. Anspruchsvolle Chorstücke werden mitunter mehrstimmig und stets nuancen- und klangfarbenreich dargeboten, jedoch „op kölsch“. Auch farbenfrohe Choreographien und detailreiche wechselnde Bühnenbilder oder Kostüme setzen Akzente. Der KMGV lässt bei seinem nunmehr jüngsten Streich das Köln der goldenen 1920er Jahre lebendig werden.

Mätes (Rainer Wittig), Prinz Karneval der laufenden Session, bleibt nach einer Karnevalsparty auf der „Schäl Sick“ am Karnevalssonntag verkatert zurück. Er trägt ausgerechnet ein Fledermauskostüm, ein Scherz seines Freundes Anton Adler (Jürgen Nimptsch) aus Düsseldorf. Eine unvorteilhafte Fotografie wird in einem Klatschblatt abgedruckt. Die Öffentlichkeit und Marie (Markus Becher), Mätes Verlobte, erfahren von dem Faux Pas seiner Eskapade. Sie entthronen Mätes von seinen karnevalistischen Ehren. Er schmiedet jedoch mit beherzten Damen der Kölner Gesellschaft (Arno Jung, Dirk Pütz, Wolfgang Semrau, Simon Wendring) einen Racheplan. Es entspinnt sich ein Intrigenspiel voller komischer Verwechslungen vor eindrücklicher Kulisse, mal am Rhein, dann in einem Nachtclub, schließlich im Gefängnis Klingelpütz.

„Dat Öhrche dat mät pling, pling, pling…" Arrangeur Thomas Guthoff erweitert Strauß’ Musik durch kölsche Karnevalsschlager aber auch bekannte Pop-Klänge. Die Bergischen Symphoniker und die Westwood Slickers setzen hinter der Bühne musikalische Akzente. Manfred Schreier, Johannes Fromm und das Ensemble haben 31 kölsche Schlagertexte zum Programm beigesteuert. Mit solistischen Darbietungen bleiben insbesondere Manuel Anastasi als Kätchen, Dirk Pütz als Rosa und Jan Faßbender als Olaf im insgesamt gut aufgelegten Ensemble mit facettenreichen, kraftvoll dunklen Stimmorganen in Erinnerung.

Auf der Bühne herrscht während der über dreistündigen Performance (einschließlich einer Pause) ein buntes, schwungvolles Spektakel voller wechselnder Szenerien und Beteiligten. Das Geschehen fesselt dabei durch gestisch ausdrucksstarke Bilder voller Tempo und Dynamik. Mit feierlich-eleganter Ernsthaftigkeit mimen Mitglieder des Männer-Gesangsvereins Revue-Balletttänzerinnen der 1920er und bewegen sich effektvoll synchron mit routiniert gestreckten Beinen und Armen. Das Publikum merkt dem Ensemble stets den Spaß an der Sache an und klatscht mitunter mit. Zu „Dä Nubbel es schold! […] Lot uns de Jläser fölle – tra la la la…“ werden zu guter Letzt beherzt die Korken knallen gelassen. Ein herzerfrischendes, feuchtfröhlich rauschhaftes Ereignis in der Karnevalshochburg Kölle, das nicht umsonst flugs im Vorverkauf an allen Abenden ausverkauft war.





*

Die Organisation und Leitung des Divertissementchen besteht in Köln schon seit 1874 und wird durch Sänger des KMGV getragen. Jeder der rund hundert Darsteller, Sänger und Tänzer ist Teil der Spielgemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“. Die Gesamtverantwortung hat – ebenfalls im Ehrenamt – der Cäcilia-Ausschuss des KMGV, der vom sogenannten Baas der Cäcilia Wolkenburg geleitet wird. Simon Wendring, 1976 geboren und seit 2018 Mitglied des KMGV, leitete 2025 als Baas die diesjährige Produktion. In der Pause erzählt mir der als Emma Frosch apart kostümierte Bühnenstar begeistert von seiner Rolle, einem illustren kölschen Original. Wendring berichtet von dem positiven Team-Spirit bei den Proben in der Wolkenburg in der Altstadt. Zuvor war Jürgen Nimptsch Baas des Divertissementchen, Bonns ehemaliger Oberbürgermeister von 2009 bis 2015. Im aktuellen kölschen „et Zillche“ verkörpert Nimptsch nun eine mehr komische, als tragische Rolle, die schlussendlich dem Prinzen sein Karnevalsglück nicht streitig zu machen vermag. Nicht nur wenn et Trömmelche jeit, heißt es Kölle Alaaf!
Ansgar Skoda - 7. Februar 2025
ID 15137
DE KÖLSCHE FLEDERMAUS (Staatenhaus, 02.02.2025)
Divertissementchen 2025 zum 200. Geburtstag von Johann Strauss (Sohn)

Regie & Buch: Lajos Wenzel
Musik & Arrangements: Thomas Guthoff
Liedtexte: Johannes Fromm und Manfred Schreier
Musikalische Einstudierung: Philip van Buren, Thomas Guthoff, Benedict Nagel und Bernhard Steiner
Bühnenbild: Tom Grasshof
Kostüme: Judith Peter
Choreographie: Jens Hermes, Katrin Bachmann
Lichtdesign: Andreas Grüter
Orchester: Bergische Symphoniker, Westwood Slickers
Dirigate: Philip van Buren, Benedict Nagel und Bernhard Steiner
Gesamtleitung: Simon Wendring
Premiere in der Oper Köln: 1. Februar 2025
Weitere Termine: 09., 11.-16., 18.-21., 23.-28.02./ 02.03., 04.03.2025
Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg im Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV)


Weitere Infos siehe auch: https://divertissementchen.de


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