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Ich bin was *



Pascal Schürken als Chantal und Jonas Heinle als Phädra in La Cage aux folles im Kleinen Theater Bad Godesberg | Foto © Patric Prager – die Prager Botschaft

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Das Musical La Cage aux Folles (dt.: Ein Käfig voller Narren) glänzt im KLEINEN THEATER BAD GODESBERG mit großem Ensemble und fünfköpfiger Live-Musikbegleitung unter der Leitung von Theo Palm. Georges (Dirk Wittun), der Nachtclubbesitzer vom „La Cage aux Folles“ in St. Tropez, wirbt elegant um die Gunst des Publikums in der Spielstätte im Kurpark. Er verspricht eine einzigartige Show mit der einmaligen „Zaza“ und den berüchtigten „Cagelles“. Tatsächlich wird das geneigte Publikum schnell in den Bann des turbulenten Broadway-Klassikers von Jerry Herman (Musik und Gesangstexte) und Harvey Fierstein (Buch) gezogen.

Die eröffnende, vergnügt-schwungvolle, laszive Choreografie von drei geschmackvoll ausstaffierten Travestietänzern und zwei Tänzerinnen stimmt auf einen Abend ein, bei dem Klischeevorstellungen von Geschlechterrollen und Homosexualität liebevoll bedient werden. Der Höhepunkt des Abends, der Travestiestar Zaza (Frank Oppermann), ist zugleich männlicher Lebenspartner an Georges‘ Seite. In der unmittelbar an den Club angrenzenden Wohnung von Georges und Albin, wie Zaza mit bürgerlichen Namen heißt, weigert er sich – ganz Diva – aufzutreten, weil er sich von Georges vernachlässigt und betrogen fühlt. Als er schließlich doch nachgibt und sich auf seinen Auftritt vorbereitet, gewinnt er Selbstbewusstsein zurück.

In „Ein bisschen mehr Mascara“ wird der besungene Schminkprozess gefühlvoll nachgestellt, Zaza wird anschließend von den Cagelles vielfach umringt und eingekleidet. Der schmale Grat zwischen Komik und Melancholie, zwischen Sein und Schein berührt dann jedoch beim Klassiker „Ich bin, was ich bin, und was ich bin ist ungewöhnlich“, den Zaza gegen Ende des ersten Aktes performt.

Während Albin das Publikum unterhält, empfängt Georges seinen Sohn Jean-Michel (Sebastian Schlemmer), eine "Jugendsünde", der seinem Vater seine Heiratspläne unterbreitet. Doch bei der Verlobten Anne (Lorena Krüger) handelt es sich um die Tochter eines erzkonservativen Politikers (Josef Tratnik), der die Eltern des zukünftigen Schwiegersohns kennenlernen möchte. Georges muss nun ein brav-biederes und bürgerliches Umfeld für den Besuch schaffen. Auch eine "richtige" Mutter muss flugs noch gefunden werden. Albin respektive die Bühnenfigur Zaza bietet seine/ihre Hilfe an. Auf zahlreiche Verwicklungen und pointierte Verschleierungen folgt ein großes Finale voller Revue-Elemente. Visuell glanzvoll schließt die Inszenierung mit pointierten Witz.

Die einzelnen Cagelles erscheinen individualisiert, Pascal Schürken in der Rolle der Chantal und Jonas Heinle als Phädra verkörpern jedoch in einer Dopplung auf berührende Weise auch jüngere Versionen von Georges und Albin, wenn sich beide an ihre innige Jugendliebe erinnern. Auch der exaltierte Jacob (Anthony Curtis Kirby), Albins Diener, hat köstliche Auftritte.

Die Konzentration im ersten Akt auf die Bühnenfigur Zaza und die Paardynamik zwischen Albin und Georges und der zweite Akt mit zahlreichen kuriosen Wendungen und einem schillernden Finale werden temperamentvoll gestaltet.

*

Orchestral und gesanglich überzeugt die detailreiche Inszenierung von Bernard Niemeyer durch solide Leistungen. Besonders herausragend sind Dirk Wittun als Georges und Frank Oppermann als Albin oder Zaza, die in der bewegenden Ehe- und Liebesgeschichte zweier Männer und in dem Plädoyer für homosexuelle Partnerschaft und Familie faszinieren und überzeugen.

Nicht unerwähnt bleiben soll ein weiterer ganz wesentlicher Bestandteil, nämlich der Charme der Spielstätte. Für die Inszenierung eines Travestie-Theaters in Saint Tropez bietet das Kleine Theater im Kurpark Bad Godesberg eine passende Atmosphäre. Das frühere Bürgermeisterhaus wird seit 1970 vom Theater genutzt. Gegründet wurde das Kleine Theater bereits 1958 vom Schauspieler Walter Ullrich, der jahrzehntelang Intendant war, und Ende vorigen Jahres im Alter von 93 Jahren verstarb.



La Cage aux folles im Kleinen Theater Bad Godesberg | Foto © Patric Prager – die Prager Botschaft

Ansgar Skoda - 26. Januar 2025
ID 15118
LA CAGE AUX FOLLES (Kleines Theater Bad Godesberg, 21.01.2025)
Regie: Bernard Niemeyer
Choreografie: Sylvia Bartusek, Lorena Krüger
Musikalische Leitung: Theo Palm
Kostüme: Mara Schönborn
Masken/ Perücken: Anke Ahlers
Bühne: Thomas Pfau
Ton: AKG Eventtechnik
Mit: Frank Oppermann (Albin/Za Za), Dirk Wittun (Georges), Lorena Krüger (Anne), Sebastian Schlemmer (Jean-Michel), Anthony Curtis Kirby (Jacob), Heike Schmidt (Mme Dindon), Josef Tratnik (M. Dindon), Mariann Smith (Jacqueline), Marie-Theres Jestädt (Hanna), Pascal Schürken (Chantal), Jonas Heinle (Phädra), James Michael Atkins (Francis) und Lorena Krüger sowie der Band mit Theo Palm, George Tjong Ayong, Christoph Fischer, Christoph Freier und Bernd Kistemann
Premiere war am 2. Dezember 2024.
Weitere Termine: 26., 28., 29.01.2025


Weitere Infos siehe auch: https://kleinestheater.eu/


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