LUDWIGSBURG FESTIVAL 2023
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Spanische
Renaissance
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Bewertung:
Auf dem Ludwigsburger Marktplatz stehen einander zwei Kirchen gegenüber: die größere evangelische Stadtkirche und die kleinere katholische Kirche, die ursprünglich als Garnisonskirche gedient hat. In der Stadtkirche traten nun im Rahmen der Schlossfestspiele Solist*innen des Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe auf. Auf dem Programm stand geistliche Musik dreier hierzulande nicht allzu bekannter spanischer und portugiesischer Komponisten der Renaissance, also des 16. Jahrhunderts. Mit diesem Konzert belegten die Ludwigsburger Schlossfestspiele nach dem Ligeti-Konzert des SWR Vokalensembles die zeitliche, thematische und stilistische Spannbreite der unbegleiteten Vokalmusik.
Es waren sechs Sänger*innen, zwei Soprane, ein Countertenor, zwei Tenöre, ein Bass, die das trotz Hitze herbeigeströmte, nicht ganz junge Publikum eine gute Stunde in Atem hielten. Drei Komponisten gab es zu entdecken, deren Werke in unmittelbarer Aufeinanderfolge, als wäre es ein Stück, vorgetragen wurden, eingeleitet und unterbrochen nur durch drei gregorianische Gesänge: Francisco Guerrero, Manuel Cardoso und, als Höhepunkt nach einer vorausgegangenen Motette, mit seinem für die Schwester Philipps II. komponierten Totenoffizium, Tomás Luis de Victoria. Die strengen Vorgaben, vergleichbar den Regelpoetiken in der damaligen Literatur, sind dafür verantwortlich, dass sich die Kompositionen nicht allzu sehr voneinander unterscheiden. Dem mehrstimmigen, stellenweise auch unisono gesungenen Chorsatz ging eine reihum wie eine Stafette weitergegebene Folge von Soli voraus. Und wieder war es ein Fest der menschlichen Stimme, perfekt im Zusammenklang, betörend schön in Artikulation und Intonation. Der zweite Sopran, die Tschechin Barbora Kabátková, gestikulierte bei Introduktionen höchst anmutig mit ihren Armen und beendete eine Phrase jeweils, indem sie den Daumen auf die restlichen vier Finger der rechten Hand drückte, als wollte sie dem Dirigenten Philippe Herreweghe seinen Job wegnehmen.
Am Schluss stieg Herreweghe vom Podium herab und überließ den strahlenden Sänger*innen den Applaus. Hier zählte nur die Musik. Für Eitelkeit war kein Platz.
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Collegium Vocale Gent | Foto (C) Eric de Mildt
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Thomas Rothschild – 16. Juli 2023 ID 14293
Musik aus dem Goldenen Zeitalter Spaniens (Ev. Stadtkirche Ludwigsburg, 14.07.2023)
Manuel Cardoso: Motette Non mortui
Francisco Guerrero: Motette Usquequo Domine
- Tractus Deus, Deus meus respice in me
Tomás Luis de Victoria: Motette Domine, non sum dignus
- Antiphon Verba mea auribus
- Officium defunctorum
Solist*innen des Collegium Vocale Gent:
Kristen Witmer, Sopran
Barbora Kabátková, Sopran
Robert Kuizenga, Countertenor
Benedict Hymas und Tore Tom Denys, Tenor
Jimmy Holliday, Bass
Leitung: Philippe Herreweghe
Weitere Infos siehe auch: https://schlossfestspiele.de
Post an Dr. Thomas Rothschild
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