Collegium Vocale Gent
Philippe Herreweghe
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Bewertung:
Heute war mein letzter Konzertbesuch beim diesjährigen MUSIKFEST BERLIN. Ich fokussierte mich - entgegen früherer Besuche - dieses Mal viel weniger auf zeitgenössische Musik als auf die Mahler-Sinfonien, die das Festivalprogramm (zwar anlasslos, doch immerhin) anbot, ja und da gab es Gastspiele aus Amsterdam (mit Mahlers Siebter), aus London (mit Mahlers Neunter) oder aus München (mit Mahlers Zweiter); auch die Staatskapelle Berlin trug in der kleinen Serie ihren Anteil dementsprechend dazu bei (mit Mahlers Fünfter). Ich hatte lange keinen Mahler mehr live musizieren hören/ sehen, daher holte ich das jetzt geballtermaßen nach.
Auch unvergesslich, was das '23er MUSIKFEST anbelangte: die halbszenische Aufführung von Les Troyens mit Monteverdi Choir & Orchestre Révolutionnaire et Romantique sowie Rachmaninows Ganznächtliche Vigil, die der Rundfunkchor Berlin in der Gethsemanekirche gesungen hatte oder das hochemotionale Solidaritätskonzert mit der Kyiv Symphonie.
Mein persönlicher MUSIKFEST-Abschluss - und auch Höhepunkt - war allerdings dann heute Abend die h-Moll Messe unter Philippe Herreweghe, die sein Collegium Vocale Gent zur Aufführung brachte.
"Bach schuf hier ein überkonfessionelles Werk, vertonte als protestantischer Kantor den lateinischen Text der katholischen Messliturgie. Mit der großen Vielfalt der musikalischen Formen und Stile, kontrapunktischer Dichte und konzertanter Leichtigkeit, kontemplativen Flächen und dramatischer Affektsprache bündelte er noch einmal den Reichtum seiner kompositorischen Möglichkeiten. Kein Wunder, dass das 99-seitige Manuskript dieses außergewöhnlichen Werks, aufbewahrt in der Staatsbibliothek zu Berlin, heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehört." (Quelle: Berliner Festspiele)
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Philippe Herreweghe | Foto (C) Michiel Henryckx
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*Keine Ahnung, wieoft ich die h-Moll-Messe live hörte - früher, als ich mich (auch wegen meines vorübergehenden Studien-, Arbeits- und Lebensmittelpunktes einige Jahre an der Pleiße aufhielt) mehr und mehr für Bach interessieren sollte und wollte, waren es v.a. konventionellere Darbietungen mit dem Thomanerchor, dem Rundfunk- bzw. MDR-Chor, der Gächinger Kantorei (bei Gastspielen zum Bachfest), die mir dieses Werk nahe und näher brachten. Später dann, nachdem ich mich immer intensiver mit der sog. historischen Aufführungspraxis beschäftige, bevorzugte ich die "etwas kleineren" und mehr solistischen (statt großchorigen) Formate zur Darreichung der Hohen Messe; zuletzt bei Hermann Max' Rheinischer Kantorei, deren 20 Vokalistinnen und Vokalisten ich 2019 beim Festival Alte Musik Knechtsteden live erleben durfte.
Bei den Gentern waren es jetzt 18 Sängerinnen und Sänger, aus deren Mitte auch die fünf Solisten nach und nach hervortraten - allen voran die Sopranistin Dorothee Mields und der Countertenor Alex Potter, dessen Agnus Dei am Schluss zu Tränen zu rühren vermochte.
Ansonsten behielt der Herreweghe seine Gefühle erwartungsgemäß "im Zaum" und ließ dann auch sein Personal, was das (Gefühl, Gefühl) betrifft, nur so viel schalten und walten, wie es für ihn unbedingt nötig zu sein schien. Seine Interpretation als Ganzes war dann eher nüchtern, wenn auch, was den Klang an sich betraf, durchgängig sanft.
Dass nach dem Gloria eine halbstündige Pause eingelegt werden musste, erschloss sich mir dann allerdings mitnichten.
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Andre Sokolowski - 13. September 2023 ID 14385
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie Berlin, 13.09.2023)
Johann Sebastian Bach: Messe h-Moll BWV 232
Dorothee Mields, Sopran
Margot Oitzinger, Mezzosopran
Alex Potter, Countertenor
Guy Cutting, Tenor
Peter Kooij, Bariton
Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent
Dirigent: Philippe Herreweghe
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinerfestspiele.de/musikfest-berlin
https://www.andre-sokolowski.de
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