SALZBURGER FESTSPIELE 2023
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Die 24 Kinder
von Macduff
Verdis MACBETH auf arte
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Vladislav Sulimsky und Asmik Grigorian in Verdis Macbeth bei den Salzburger Festspielen 2023 | Foto (C) SF/Bernd Uhlig
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Bewertung:
Gestern Abend gab es wieder Verdis Macbeth bei den SALZBURGER FESTSPIELEN zu erleben; weitere vier Aufführungen finden dort vor Ort am 10., 14., 19. und 24. 8. statt - seine Premiere (am 29. 7.) wurde etwas zeitversetzt und quasi live im Fernsehen gezeigt; arteCONCERT hat diesen Mitschnitt umgehend auf seine Mediathek gestellt, und also kann sie jederzeit jetzt abgerufen werden, was ich heute Nachmittag aus purer Langeweile tat.
Der absolute Vorzug solcher Anschauungen sind dann seine Nahaufnahmen (Bildregie von Henning Kasten). Denn je größer der Saal, umso größer die Distanz zur Bühne und zu alledem, was vorne so geschieht; sitzt man dann ziemlich hinten (Bayreuth beispielsweise), hat man halt das Nachsehen, und ständig durch den Feldstecher nach vorn zu gucken, macht am Ende auch nicht vollauf glücklich und ist zudem (für die Augen jedenfalls) anstrengend und auch ungesund. Der Vorteil wiegt also den Nachteil auf.
2020 - im Corona-Sommer - hatte ich auf diese Art schon mal den mittlerweile ziemlich etablierten Salzburg-Superstar Asmik Grigorian als Chrysothemis in Strauss' Elektra nah und deutlich sehen können. Das war angelegentlich einer von Krzysztof Warlikowski inszenierten Produktion; da hatte sie mir noch viel mehr als ihre dominante tollwütige Schwester, die von Ausrine Stundyte hergewuchtet war, gefallen. Warlikowski ist dann übrigens auch der, der dieses Jahr beim Verdi-Macbeth die Regie führte.
Grigorian empfinde ich, bei meiner näheren Betrachtung, schauspielernd noch besser als gesanglich, und obwohl sie eine unverwechselbare und sehr, sehr facettenreiche Stimme hat, bei der mir insbesondere die Mittellagen mehr als gut gefallen, heißt mit andern Worten: In den Höhen, also wenn sie "hoch hinaus" singt, sind qualitativ (v.a. aber energetisch) mehr, mehr Steigerungen möglich. Bin gespannt, wie sie das in der nahen Zukunft anzupassen weiß.
Der eigentliche Abräumer des Macbeth-Abends war dann aber Vladislav Sulimsky (in der Titelrolle). Der in Weißrussland geborene Heldenbariton verfügt rein stimmlich über'n raumfüllendes und vom Kraftaufwand nicht nachlassendes Potenzial. Beeindruckend, um nicht zu sagen: einschüchternd.
Als drittwichtigsten Protagonisten will und muss ich den in Chile geborenen und in New Jersey aufgewachsenen Tenor Jonathan Tetelman (als Macduff) nennen. Er singt wie ums eig'ne Leben, und obgleich er doch nur eine Arie zu stemmen hat. Die Inszenierung hat ihm übrigens zwei Dutzend Kinder angedichtet, welche er und seine Frau (oder die Schwester oder die bei den Macduffs angestellte Gouvernante) scheinbar mit Gift der Reihe nach end-einschläfern, was sich jedoch im weiteren Verlauf der Handlung als eine Täuschung herausstellte, denn die 24 Mädchen und Jungen steh'n dann plötzlich wieder auf - eines der für mich unauflösbar gebliebenen Rätsel dieser Inszenierung.
Ansonsten, wie bereits betont, schöngroße Nahaufnahmen.
Auch der akustische Eindruck unter'n Kopfhörern war nicht schlecht; die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor und die Wiener Philharmoniker wurden geleitet von Philippe Jordan, der dann nächstes Jahr den RING in Bayreuth dirigieren wird und so (vermute ich) dann nicht nochmal als Macbeth-Dirigent in Salzburg zur Verfügung stehen dürfte - aber sicher bin ich mir da nicht; bei solchen Pultstars greift dann oftmals die Devise: "Keine Feier ohne Meier".
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Verdis Macbeth bei den Salzburger Festspielen 2023 | Foto (C) SF/Bernd Uhlig
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Andre Sokolowski - 7. August 2023 ID 14324
MACBETH (Großes Festspielhaus, 29.07.2023)
Musikalische Leitung: Philippe Jordan
Regie: Krzysztof Warlikowski
Bühne und Kostüme: Małgorzata Szczęśniak
Licht: Felice Ross
Video: Kamil Polak und Denis Guéguin
Choreografie: Claude Bardouil
Dramaturgie: Christian Longchamp
Besetzung:
Macbeth ... Vladislav Sulimsky
Banco ... Tareq Nazmi
Lady Macbeth ... Asmik Grigorian
Kammerfrau der Lady Macbeth ... Caterina Piva
Macduff ... Jonathan Tetelman
Malcolm ... Evan LeRoy Johnson
Arzt ... Aleksei Kulagin
Diener Macbeths ... Grisha Martirosyan
Mörder/ Herold ... Hovhannes Karapetyan
Angelika Prokopp Sommerakademie der Wiener Philharmoniker
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
(Choreinstudierung: Jörn Hinnerk Andresen
Wiener Philharmoniker
Premiere bei den SALZBURGER FESTSPIELEN war am 29. Juli 2023.
TV-Aufzeichnung von arteCONCERT
Bildregie: Henning Kasten
Weitere Infos siehe auch: https://www.salzburgerfestspiele.at
https://www.andre-sokolowski.de
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