Werke von
Aribert Reimann
und Wolfgang Rihm
im Heimathafen
Neukölln
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Bewertung:
Das Konzert im ehrwürdigen Ballsaal an der Karl-Marx-Straße bot einen bewegenden Einblick in das Schaffen zweier herausragender Komponisten: Aribert Reimann und Wolfgang Rihm, welche beide im letzten Jahr verstorben sind. Der Abend begann mit einer eindringlichen Aufführung von Reimanns unveröffentlichtem Liederzyklus nach Gedichten von Paul Celan. Bei der folgenden Vokalise hatte man den Eindruck Tenor Michael Pflumm beim intensiven Einsingen zu beobachten, mäßig überzeugend das Werk, ein Stück des 20-jährigen Studenten Aribert Reimann.
Auch die Violinsonate schrieb Reimann mit Anfang 20. Mit Viviane Hagner erlebten wir eine der vielseitigsten Geigerin unserer Zeit. Seit ihrem Debüt mit 13 Jahren musiziert sie weltweit mit führenden Orchestern und renommierten Dirigenten. Sie hat ein breites Repertoire, das von klassischen Solokonzerten auch hin zur zeitgenössischen Werken reicht. Neben ihrer Konzerttätigkeit engagiert sie sich für Musikvermittlung und unterrichtet an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim.
Die beiden Werke Reimanns, lange Zeit im Schatten seines Nachlasses, machten einen historischen Rahmen auf. Sie zeigten die beeindruckende Entwicklung des Individualstils von Reimann, geprägt von expressiver Verdichtung und einer lyrischen Intensität, die später seine Opern und Lieder charakterisieren.
Die Aufführung in Neuköllns Weltkulturkiez verlieh dem Abend eine besondere Note. Der historische Ballsaal, dessen goldener Stuck den Raum in warmes Licht tauchte, bildete den perfekten Rahmen für diese musikalische Zeitreise. Die Atmosphäre war sowohl nostalgisch als auch aufgeladen mit der Energie des Hier und Jetzt, in dem Neukölln seine Geschichten erzählt und seine Kontroversen austrägt.
Besonders berührend war die Darbietung von Wolfgang Rihms Überwundene Zeit, einem Liederzyklus nach Gedichten von Uwe Gröning. Axel Bauni, der bereits 2022 bei der LiederWerkstatt in Bad Kissingen die Uraufführung übernahm, brachte die tiefgehende emotionale Ausdruckskraft des Werks eindrucksvoll zur Geltung. Die aphoristische Verdichtung und der hohe Grad an expressiver Kraft zeigten Rihms künstlerische Handschrift deutlich.
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ULTRASCHALL BERLIN 2025, eine Begegnungsstätte für überraschende und tiefgründige musikalische Ereignisse. Insgesamt war der Abend ein Beweis für die lebendige Vielfalt und die transformierende Kraft der zeitgenössischen Musik – ein intensives Erlebnis, welches die Besucher mit einem neuen Verständnis für die Vergangenheit und einem klaren Blick auf die Zukunft entließ.
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Steffen Kühn - 20. Januar 2025 ID 15110
ULTRASCHALL BERLIN 2025 (Heimathafen Neukölln, 17.01.2025)
Aribert Reimann: Drei Gedichte von Paul Celan für Tenor und Klavier
- Vokalise für Tenor
- Sonate für Violine und Klavier
Wolfgang Rihm: Überwundene Zeit. Einige Gedichte von Uwe Grüning für Tenor und Klavier
Reimann: An Hermann für Tenor und Klavier
Michael Pflumm, Tenor
Viviane Hagner, Violine
Axel Bauni, Klavier
radio3-HP zu Ultraschall Berlin 2025
Post an Steffen Kühn
http://www.hofklang.de
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