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Ruhrtriennale 2024

Schwingende

Töne



Rechants, Chorwerk Ruhr | © Christian Palm, Ruhrtriennale 2024

Bewertung:    



Es war dieser eine Moment ganz am Ende des Abend, in dem Publikum, Sänger:innen, Dirigent und Musik auf beglückenden Weise zusammenfanden: Florian Helgath bat seine 18 Chormitglieder zur Zugabe, ein Ausschnitt aus einem Werk der US-amerikanischen Komponistin Caroline Shaw, die ersten Töne erklangen, er wandte sich zum Publikum und alle stimmten summend ein.

Nach Aussage von Helgath, Dirigent des Abends und künstlerischer Leiter von Chorwerk Ruhr, erklingt an dieser Stelle in Caroline Shaws Stück ein amerikanisches Volkslied. Sie hat ihm erlaubt, es durch ein deutsches Äquivalent zu ersetzen. Welches das ist, sei hier nicht verraten. Aber es schafft, so vorgetragen, einen berührenden Moment der Gemeinsamkeit, wie es nur ein Live-Erlebnis vermag.

Einzelne Mitglieder von Chorwerk Ruhr waren während der diesjährigen Ruhrtriennale bereits in Abendzauber zu hören und zu sehen. Hier nun in der Turbinenhalle ist Chorwerk Ruhr bei dem Konzert mit dem Titel Rechants in seinem eigentlichen Metier zu erleben: Bei einem Vokalkonzert mit Werken von Vicente Lusitano, Oliver Messiaen und Caroline Shaw – ein kleiner Parforceritt durch Renaissancemusik, Musik des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Musik. Allen Werken gemeinsam: die Komposition für Stimme ohne Instrumentenbegleitung, bei Messiaens Cinq rechants pour 12 voix mixtes – wie der Titel bereits sagt – für 12, bei Shaw und Lusitano für 18 Sänger:innen. Wobei Shaws Partita für acht Stimmen komponiert ist, ursprünglich für einen Chor, bei dem sie selbst Mitglied ist. Florian Helgath aber hat sich dafür entschieden, die Stimmen in diesem Fall nicht solistisch zu besetzen, sondern teilweise doppelt und dreifach.

Olivier Messiaens Werk, das sich in fünf Abschnitte gliedert und das am Anfang des Abends steht, arbeitet überwiegend solistisch mit den Stimmen. Das lässt die ansonsten chorisch agierenden Sänger:innen in eine andere Verantwortung treten. Cinq rechants sind Liebeslieder, die in der Form Strophe und Refrain komponiert sind. So ist bei aller Komplexität ein gewisser Wiedererkennungseffekt erkennbar. Auch, dass Messiaen hier neben französischem Grundtext eine Fantasiesprache verwendet, wird schnell deutlich und sorgt in der Wiederholung für Vergnügen. Ein herausforderndes Werk für die 12 Ensemblemitglieder, das wird im konzentrierten Musizieren deutlich. Spannend, hier das Zusammenspiel mit dem präzisen Dirigat von Florian Helgath aus der Nähe zu beobachten sowie den regelmäßigen Einsatz der Stimmgabel bei den einzelnen Sänger:innen.

Vicente Lusitanos Inviolata, integra et casta es, eine Motette für gemischten Chor a cappella aus dem 16. Jahrhundert, dagegen erschafft mit großen Bögen und gleichmäßigen Klangwellen gewissermaßen einen kontemplativen Raum und fließt wie ein ruhiger Strom dahin. Hier können sich die Stimmen im Zusammenklang ganz anders als bei Messiaen in ihrem vollen Volumen entfalten. Man kann sich als Zuhörende:r quasi in den Klang hineinlegen.

Wiederum ein ganz anderer Gestus dann bei Caroline Shaws abschließendem Stück Partita: Hier mischen sich chorische Passagen mit reiner Lautmalerei, Geräuschen oder scheinbar wildem Hin- und Hergerede, das aber doch einem genauen Prinzip folgt. Der Spaß, den der Chor daran hat, dieses Werk zu singen, überträgt sich unmittelbar auf das Publikum und sorgt in dieser Hinsicht für das Highlight des Abends. Partita ist unkonventionell, spielt mit der Form des Chorgesangs, mit der Verwendung von Text und der Stimmführung, der Phrasierung, der Dynamik. Nicht nur in dieser Hinsicht ist es ein wunderbarer Abschluss dieses besonderen Abends in der Turbinenhalle in Bochum.



Rechants, Chorwerk Ruhr | © Christian Palm, Ruhrtriennale 2024


Karoline Bendig - 7. September 2024
ID 14905
Rechants (Turbinenhalle an der Jahrhunderthalle Bochum, 05.09.2024)
Werke von Vicente Lusitano, Olivier Messiaen und Caroline Shaw
Chorwerk Ruhr:
Sophia Desirée Bauer, Natasha Goldberg, Katharina Großmann, Christiane Ritter und Anja Scherg (Sopran)
Sophia Bockholdt, Katharina Georg, Luisa Kruppa, Andra Isabel Prins und Julia Spies (Alt)
Patrick Brandt, Maximilian Flieth, Matthias Klosinski, Alexander Lüken und Fabian Strotmann (Tenor)
Jakob Kreß, Konstantin Paganetti, Julian Popken, Frederik Schauhoff und Christian Walter (Bass)
Dirigent: Florian Helgath
Eine Produktion von Ruhrtriennale und Chorwerk Ruhr


Weitere Infos siehe auch: https://www.ruhrtriennale.de


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