SCHUBERT-WOCHE vom 22. bis 28. Januar 2024
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Thomas Hampson & Wolfram Rieger
mit Liedern von Hugo Wolf
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Bewertung:
Seit 2019 gibt es im Pierre Boulez Saal SCHUBERT-WOCHEN, bei denen der amerikanische Starbariton Thomas Hampson - in Zusammenarbeit mit der Lied Akademie des Internationalen Liedzentrums Heidelberg und der Hampson Foundation - als Kurator wirkt. Darüber hinaus kann man ihn freilich auch als Workshop-Leitender und Sänger erleben.
Dieses Mal kam er mit Wolfram Rieger, seinem langjährigen Partner am Klavier, um mit ihm fast zwei Dutzend Lieder von Hugo Wolf (aus dessen drei Zyklen nach Texten Mörikes, Goethes und Eichendorffs) zum Besten zu geben.
"Hugo Wolf besaß die seltene Gabe, sich vollkommen in die geistige und seelische Welt eines Schriftstellers einleben zu können. Bezeichnenderweise nannte er die Wiener Erstausgabe Gedichte von Eduard Mörike – und nicht 'Mörike-Lieder' – und stellte den Kompositionen ein Bild des Dichters – und nicht sein eigenes – voran. Wolf legte den größten Wert darauf, dass jeder Band seiner Lieder (jeweils exklusiv einem Autor gewidmet: auf Mörike folgten Eichendorff und Goethe) eine 'besondere Physiognomie' trage. Er wollte sich als einen 'objektiven Lyriker' verstanden wissen, der 'aus allen Tonarten pfeifen' könne. Diese verblüffende Wandlungsfähigkeit – da liegt der Gedanke an den Rollentausch eines Schauspielers nahe – erlaubte ihm, im Abstand von Tagen, ja oft nur Stunden die widersprüchlichsten Figuren und Affekte in Musik zu bannen."
(Wolfgang Stähr; Quelle: Programmheft zur Schubert-Woche 2024)
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Thomas Hampson und Wolfram Rieger bei einer der früheren SCHUBERT-WOCHEN im Pierre Boulez Saal | Foto: Peter Adamik; Bildquelle: boulezsaal.de
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Wann hat man schon mal die Gelegenheit, an einem einzigen Abend 19 (und mit den drei Zugaben sogar 22!) Lieder von Hugo Wolf dargeboten zu bekommen? Allein von daher war es ein Ausnahmekonzert!
Das alt bewährte Duo Hampson & Rieger hatte diese ausgefallene Idee:
Drei Blöcke galt es abzuarbeiten, 10 Lieder nach Texten von Mörike, 3 nach Goethe und 6 nach Eichendorff; die Zugaben bestanden aus Abschied (nach Mörike) sowie dem Rattenfänger und Anakreons Grab (beide nach Goethe).
Was besonders auffiel war, dass Hampson sich bei den von ihm gewählten Mörike-Liedern - im ersten Teil vor der Pause - zu einem fast opernhaften Impetus für deren hochdramatische als wie zutiefst verinnerlichte Ausgestaltungen entschloss; das alles lag und liegt wahrscheinlich vorrangig an ihren bedeutungstiefen Texten, welche musikalisch umzusetzen Hugo Wolf womöglich ganz bevorzugt einen kompositorischen Anlass bot.
Hampson klingt mit seinen 68 Lenzen immer noch fast unverändert frisch und munter - und ich kann mich noch sehr gut entsinnen, wie ich ihn kurz nach der sog. Wende erstmals überhaupt (und also live) in München sah und hörte; da debütierte er als Don Giovanni, und die Leute tobten nicht nur wegen seiner frisch-munteren Stimme, sondern auch, weil er toll aussah; und er sieht noch immer blendend aus. Und wie er das bloß hinkriegt?
Zeitlos Schönes also, insgesamt
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Andre Sokolowski - 23. Januar 2024 ID 14571
SCHUBERT-WOCHE (Pierre Boulez Saal, 22.01.2024)
Hugo Wolfs Mörike-Lieder:
- Der Genesene an die Hoffnung
- In der Frühe
- Fußreise
- Auf einer Wanderung
- Im Frühling
- Jägerlied
- Begegnung
- Nimmersatte Liebe
- Der Tambour
- Der Feuerreiter
Goethe-Lieder: Harfenspieler I-III
- "Wer sich der Einsamkeit ergibt"
- "An die Türen will ich schleichen"
- "Wer nie sein Brot mit Tränen aß"
Eichendorff-Lieder:
- Der Musikant
- Verschwiegene Liebe
- Der Scholar
- Unfall
- Die Nacht
- Nachtzauber
Thomas Hampson, Bariton
Wolfram Rieger, Klavier
In Zusammenarbeit mit der Liedakademie des Heidelberger Frühling Liedzentrums & Hampsong Foundation
Weitere Infos siehe auch: https://www.boulezsaal.de/
https://www.andre-sokolowski.de
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