Betörende
Bewegungstableaus
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Claire Lonchampt verkörpert den toten Schwan in Mosaïque mit dem Malandain Ballet Biarritz | Foto © Olivier Houeix
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Bewertung:
Paare treten nacheinander auf und ab. Einzelne Tänzer bewegen aus einer Gruppe heraus, um sich nach einem Pas de deux wieder in ihr zu verlieren. Kurze und klare synchrone Gesten, expressive schwebende Hebungen und leichtfüßige Pirouetten-Drehungen beeindrucken. In einem Spiel aus Nähe und Distanz feiern die Tänzerinnen und Tänzer in sublimen Verrenkungen Berührungen von Intensität.
Unter dem Titel Mosaïque zeigt Thierry Malandain Auszüge aus einigen seiner früheren Produktionen, von denen er seit 1984 ein reichhaltiges Oeuvre schuf. Der Compagnie-Chef ist seit etwa dreißig Jahren einer der erfolgreichsten Choreografen Frankreichs. Sein Ansatz basiert auf der Beherrschung der Techniken des klassischen Tanzes, die aber auf einen zeitgenössischen Ausdruck ausgerichtet sind. Das 1988 in Biarritz auf Initiative verschiedener kultureller Träger gegründete BALLET MALANDAIN zeigt über etwa 70 Minuten acht Choreographien-Ausschnitte oder Stücke zu Klängen von W. A. Mozart, Camille Saint-Saëns, Frédéric Chopin oder Peter Tschaikowsky bis hin zu Maurice Ravels Boléro. In der ausverkauften Bonner Oper erklingen so an zwei aufeinanderfolgenden Abenden wechselnde Melodien aus verschiedenen Epochen von Band zu zeitgenössischen choreographischen Visionen und Motiven von Malandain.
Nicht nur die Stücke wechseln fliegend, die Ensemblemitglieder treten auch in stets neuer Garderobe auf (Kostüme: Jorge Gallardo, Chloé Breneur, Karine Prins; Kostümproduktion: Véronique Murat, Charlotte Margnoux). Zu Musik aus Jules Massenets Le Cid tanzen zwei Herren elegant und ausdrucksstark in schwarzen Hosen mit freiem Oberkörper einen Pas de deux, entledigen sich dabei alsbald ihrer Hosen, während sie lasziv-sinnlich übereinander gleiten. Eine Tänzerin setzt sich schwungvoll springend in Szene, jeweils ein Tuch in beiden Händen zu lebhaft-heiteren Klängen aus Pythagora’s Trousers vom Penguin Cafe Orchestra schwingend. Die sich mit fliegenden Tüchern eigene Bühnenwege bahnende Tänzerin erinnert ein bisschen an das mit schwarzen Blütenblättern behandschuhte Ensemble aus Malandains Ballett Die Jahreszeiten.
Kleidungsstücke werden während eines späteren Pas-de-deux lustvoll auf dem Boden verteilt. Ein Tänzer entledigt sich einer ganzen Reihe an halboffenen, dünnen Überzieh-Umhängen, die er seiner Partnerin graziös überreicht. Sie trägt bald feierlich alle dieser Umhänge, während er schließlich mit freiem Oberkörper tanzt. Drei Tänzerinnen verkörpern nacheinander mit Anmut einen Schwanentod.
Höhepunkt der abwechslungsreichen Show ist am Ende eine synchrone Formation voller Phasen gleicher, wie ritualisiert wirkender Bewegungen zu Ravels hypnotisch-schreitendem Boléro: Harmonisch ergeben sich hier stets neue, oft nüchterne Linien in den Ensemblebewegungen.
Die 22 Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles, alle klassisch ausgebildet, wurden für ihre tänzerische Präzision während des farbenfrohen Stücke-Reigens in Bonn mit stehenden Ovationen gefeiert; namentlich sind es: Noé Ballot, Giuditta Banchetti, Julie Bruneau, Elisabeth Callebaut, Raphaël Canet, Clémence Chevillotte, Mickaël Conte, Loan Frantz, Irma Hoffren, Hugo Layer, Guillaume Lillo, Claire Lonchampt, Timothée Mahut, Julen Rodriguez, Neil Ronsin, Alejandro Sánchez, Yui Uwaha, Chelsey Van Belle, Patricia Velázquez, Allegra Viarello, Laurine Viel und Léo Wanner.
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Mosaïque mit dem Malandain Ballet Biarritz | Foto © Olivier Houeix
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n. k. - 5. Januar 2025 ID 15088
Weitere Infos siehe auch: https://malandainballet.com
Ballett | Performance | Tanztheater
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