Bunt und divers geht Hand in Hand mit Tradition und Erinnerungskultur
Am Wochenende fand das Chorfestival VIELSTIMMIG II im Berliner Humboldt Forum statt
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Am vergangenen Wochenende brummte und summte es Humboldt Forum, es wurde geklatscht, getanzt, gesungen und gemeinsam musiziert – im Foyer, im Café, im Treppenhaus oder auch mitten in einer der Ausstellungsräume zwischen afrikanischer Kunst oder Objekten der zeitgeschichtlichen Berlin-Ausstellung. Acht Berliner Chöre füllten in 40 Kurzkonzerten von jeweils 20 Minuten jeweils am Samstag- und Sonntagnachmittag dieses Haus der Begegnung, des Dialogs, der Wissensvermittlung und der Erinnerung mit Gesang. Außerdem gab es jeweils am Samstag und Sonntag einen 50-minütigen Workshop zu den Themen Body Percussion unter der Leitung des Musikers und Komponisten Bijan Boog und einen zum Circle Singing mit der Bühnen- und Stimmkünstlerin Pamela Neuffer. Ein weiteres Highlight war der gemeinsame Auftritt aller acht Chöre, das heißt von etwa 180 Sängerinnen und Sängern, zwei Mal am Tag im Foyer.
„Das Humboldt Forum versteht sich als ein Forum der Vielstimmigkeit, als Ort der Berliner Stadtgesellschaft wie auch als Ort für Besucher*innen und Mitwirkende aus der ganzen Welt.“ heißt es in der Erklärung über das gemeinsame Verständnis und die Ziele des Humboldt Forums. So wundert es nicht, dass sie nach der ersten erfolgreichen Ausgabe Anfang Juli 2023 nun zum zweiten Mal das Chorfestival Vielstimmig / Diversity of Voices in Kooperation mit dem Chorverband Berlin unter der künstlerischen Leitung von Anna-Lena Bolz veranstalteten und wenn es nach diesem ginge, könnten noch viele weitere Ausgaben folgen. Bei der Auswahl der Chöre, die sich für die Teilnahme beworben hatten, spielten Diversität, Vielseitigkeit und Individualität eine entscheidende Rolle, denn hier sollte die Bandbreite der Berliner Chorszene abgebildet werden. Allerdings waren auch Bezüge zum Humboldtforum spürbar, denn alle Chöre befassten sich mit dem Jahresthema 2024 Hin und weg – der Palast der Republik ist Gegenwart des Humboldt Forums, das damit die eigene Existenz und Vorgeschichte reflektiert.
Mit (L)OSTsongs wurde beispielsweise ein Chor ausgewählt, der sich dem ostdeutschen Liedgut der Singebewegung der DDR angenommen hat. Der Chinesische Akademikerchor wie auch das Vokalensemble Água na Boca boten Bezüge zum Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, da sie chinesische Volkslieder, teils auch Stücke aus der Zeit des Palastbaus in den 70er Jahren, beziehungsweise brasilianische Musik zum Besten gaben. Für Diversität standen außerdem der Generationenchor FröSi, „Fröhlich sein und Singen“, ein inklusives Projekt für Menschen im Alter von neun bis 85 Jahren mit und ohne Behinderung, sowie die QuerChorallen und chor canta:re, zwei schwul-lesbische Chöre. Die Liedertafel Bianca Castafiore brachte in besonderer Weise Farbe in die Ausstellungsräume, so sangen sie mitten in der Berlin-Ausstellung in knallbunten Vintage-Schlagerhemden mit Glitzerstreifen und farbigen Petticoat-Kleidern mit weißen Handschuhen und Fascinators im Haar deutschsprachige Hits der 60er bis 80er Jahre von Udo Jürgens, ABBA und Alphaville. Das internationale a-cappella-Ensemble Fugatonale spiegelte vor allem die große Zeitspanne der Chormusik von der Polyphonie bis zur Moderne wider.
Das Publikum war dabei immer wieder zum Mitsingen eingeladen, und das Leuchten in den Augen bei vertrauten Hits aus der Jugendzeit bei den Älteren war nicht zu übersehen. Gerade selten zu hörende ostdeutsche Lieder wurden auch für das gemeinsame Singen im Foyer ausgewählt, so „Albatros“, der sowohl in der DDR wie BRD 1979 erschienene Song der Berliner Kultband Karat, arr. von Anna-Lena Bolz, und „Paradiesvogel“ der erfolgreichen Ostrockband Silly, arr. von Winnie Brückner, neben dem Lied „Sonderzug nach Pankow“ mit Ostbezug von Udo Lindenberg in einer Bearbeitung von Lena Sundermeyer. Zwei Tage voll von Musik für alle Generationen, für Freunde und Familie der Chormitglieder, für Fans von Chormusik, für Berlinerinnen und Berliner, Besucherinnen und Besucher, die sich gezielt ins Humboldtforum aufgemacht haben oder dort zufällig an diesen Tagen das Forum besuchten und sich von den Klängen haben einfangen lassen, um während des Ausstellungsbesuch oder auch bei Kaffee und Kuchen ganz unterschiedlicher Chormusik aus der Szene zu lauschen. Ein gelungenes niedrigschwelliges Angebot, um Menschen von Chormusik zu begeistern und gleichzeitig um das Humboldtforum als Ort nicht nur der Wissensvermittlung, sondern auch der Begegnung lebendig zu gestalten.
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Marleen Hoffmann - 20. November 2024 ID 15018
Weitere Infos siehe auch: https://www.chorverband-berlin.de/
Post an Dr. Marleen Hoffmann
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