Barockmusik zwischen Weinbergen
und mittelalterlichen Kirchen
Zu Gast beim diesjährigen FESTIVAL DE PRINTEMPS mit Les Arts Florissants
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Bewertung:
Am vergangenen Wochenende fand zum 7. Mal das FESTIVAL DE PRINTEMPS - LES ARTS FLORISSANTS in der Südvendée statt. Nicht weit weg von William Christies Wohnsitz in Thiré – der jedes Jahr Ende August mit dem hochkarätige FESTIVAL DANS LE JARDIN DE WILLIAM CHRISTIE Barock-Musikliebhaber anlockt - gab es Ende April fünf Konzerte in den Kirchen von Luçon, Sainte-Hermine, Chantonnay und Saint-Juire-Champgillon.
Die drei Hauptkonzerte waren allesamt Henry Purcell (1659-1695) gewidmet. Bei den Konzerten "Anthem for the Chapel Royal" in der beeindruckenden Kathedrale von Luçon und den "Fantaisies et Sonates" in Chantonnay stand der Ko-Direktor von Les Arts Florissants, Paul Agnew, am Pult, was ihn aber nicht davon abhielt, immer wieder seine schöne Tenorstimme zum Einsatz zu bringen. Purcell hat die Fantasias for the Viols als 21-jähriger komponiert.
Die Chapel Royal wurde 1660 gebaut und war die sogenannte Sängerkapelle von König Karl II. Purcell selber war dort Chorknabe. Pelham Humfrey und John Bow waren teilweise seine Lehrer. Später wurde Purcell Organist in der Chapel Royal. Einige der Anthems komponierte er anlässlich der Krönung von Jakob II.
Das Konzert in der Kirche von Saints-Hermine dirigierte der Gründer des Ensembles, William Christie. Wie immer, spielte er auch hier selber das Cembalo. Die Solisten Natasha Schnur (Sopran), Rebecca Leggett (Mezzosopran), die beiden Tenöre Paul Agnew und Hugo Hymas sowie der britische Bass Edward Grint waren allesamt bestechend und von unübertrefflicher Perfektion und Hingabe. An der Gambe Myriam Rignol, und der seit Jahren auch in Thiré auftretende Thomas Dunford spielte die Theorbe.
Doch nicht nur Purcell komponierte im 17. Jahrhundert in England geistliche Werke für die Kirche oder für Privataufführungen. Auf dem Programm am zweiten Abend standen auch Kompositionen von William Croft (1678-1727), Pelham Humfrey (1647-1674) und John Blow (1629-1708). Diese Hymnen oder Lobgesänge waren beinahe ausschließlich für Singstimmen komponiert, sind emotionsgeladen und sprechen von Demut, Verfall, Verzweiflung und Gotteshingabe.
Der Ort Saint-Juire-Champgillon hat nur knapp 450 Einwohner. Es gibt dort kein Restaurant, kein Café, dafür aber – wie fast in all diesen kleinen Orten in der Südvendée – eine Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Jeweils am Samstag und Sonntag um 11 Uhr fanden in dieser die "Concert & Café-Veranstaltungen" statt. Der großartige Cembalist Benoit Hartoin präsentierte vier Werke von den Komponisten Henry Purcell, Alessandro Stradella, Louis Couperin und Wolfgang-Amadeus Mozart, die allesamt sehr früh, teilweise unter seltsamen Umständen, verstorben sind.
Agnew und Christie haben mit diesem Programm ihre Bewunderung für Purcell ans Licht gebracht und das Publikum in diese besondere Musik eintauchen lassen. Die Anthems und Hymnen sind sehr reich und ansprechend, sanft, beschaulich. Man muss sie öfters hören, um die Großartigkeit voll herauszuholen. Nicht umsonst wurde Purcell schon zu Lebzeiten „Orpheus britannicus“ genannt. Agnew selber merkt man mit jeder seiner Bewegung an, wie sehr ihn die Musik seines Landsmannes fasziniert und beschäftigt.
Die komplette Präsentation des Festivals ist einfach und unprätentiös. Es geht nur um die Musik. Es gibt weder eine Wein- oder Sektbar noch belegte Brötchen zu kaufen. Das Publikum war einfach großartig. Kein Husten, kein Papierrascheln und kein nervöses Herumwetzen in den 90 Minuten ohne Pause auf den ungemütlichen Kirchenbänken. Während der Konzerte sitzen die gerade nicht beschäftigten Musiker und Solisten oder die beiden musikalischen Leiter im Publikum. Der Eintrittspreis ist mehr als moderat.
Wer es zwischen den Konzerten nicht geschafft hat ein Restaurant oder ein Café zu finden, kann ein Weingut besuchen (den Mareuil-Wein gibt es nur in der Vendée) oder in 40 Minuten an den Atlantik nach La Rochelle oder Jards-sur-Mer fahren.
Einzigartiges Erlebnis!
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Christa Blenk - 3. Mai 2023 ID 14173
https://www.arts-florissants.org
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