Comeback Story
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Die Brüder Caleb und Jared Followill von Kings of Leon in der Kölner Lanxess Arena | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Seit 25 Jahren sorgen die Rocker aus Nashville/Tennessee nun schon für hypnotische Klangteppiche und kantige Harmonien . Die Fans warteten am vergangenen Freitag in Köln frenetisch auf den Gig der mit vier Grammys gekrönte Rockcombo. In der Kölner Lanxess Arena standen die Kings of Leon zum letzten Mal vor sieben Jahren auf der Bühne. Nach 20 Millionen verkauften Alben veröffentlichte die Formation im Mai ihr neuntes Studioalbum Can we please have fun. Hier geht es den Musikern um das Recht auf Spaß und echte Freude auch in Krisen-Zeiten. Der lässige Titel verspricht experimentelle, neue und kreative Auswüchse.
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Das exklusive Deutschland-Konzert ist fast ausverkauft. Die Musiker eröffnen gegen 21 Uhr mit „Ballerina Radio“ die Bühne, den Opener von ihrem jüngsten Album. Die Formation besteht aus den Brüdern Caleb, Jared & Nathan Followill und ihrem Cousin Matthew Followill sowie Unterstützung von Timothy Deaux an den Gitarren als auch Keyboarder und Percussionist Liam O’ Neill unter anderem an den Synths. Letztere sind in Köln eher bei Drummer Nathan im Hintergrund platziert. Jared besorgt an der rechten Bühnenrampe markant getriebene Basslinien. Caleb und Matthew performen eher mittig respektive links an der Rampe. Die Frontmänner sorgen für elegante Grooves und kantige, raue und kratzig schrammelnde Gitarrenklänge.
Der Bandname „Kings of Leon“ (kurz: KOL) ist inspiriert vom Namen des Vaters der Followills, Ivan Leon Followill. Als Kinder traten die Brüder bereits als Familienband auf, wenn sie ihren Vater, einen Wanderprediger, musikalisch zusammen mit ihrer Mutter am Piano begleiteten. Inspiriert von ihrer Kindheit handeln die mitunter lyrischen, emotional hintergründigen Songs der KOL vom Vagabundieren, vom Herumtreiben oder von der Sehnsucht anzukommen.
Während des fast zweistündigen Sets gibt es kaum eine Pause. Erst nach einer Handvoll Songs begrüßt Frontmann Caleb die etwa 18.000 Zuschauer. Die Interaktion mit dem Publikum hält Caleb in Grenzen. Er braucht in seinem Tennessee-Twang nur kurze Ausrufe zu machen, wie "It´s Friday night and it’s time to party", „Having a good time?“, „You wanna dance?“ oder "How y'all doing?" - und die Halle bebt. Es gibt auch nur wenig Geplänkel zwischen den Bandmitgliedern auf der Bühne.
Die Band zieht das Publikum trotzdem mit ihrem energiegeladenen Auftritt in den Bann. Prägnant erklingt die warme Stimme Calebs von mit mal lässigem, oft von intensiven Gefühlsstimmungen schmachtenden, mal von Nostalgie und Pathos getragenem Gesang. Die gereiften Brüder sind mittlerweile alle Familienväter. Zwei beleuchtete Leinwände, Scheinwerfer und eine in der Mitte der Halle von der Decke hängende, überdimensionierte Lichterkette mit dünnen Bögen und dutzenden farbigen Glühbirnen sorgen elegant für visuelle Effekte und atmosphärische Stimmung.
Die Songs werden beim Kölner Konzertabend nicht vorgestellt, manchmal werden jedoch Titel eingeblendet, etwa bei dem sanfteren und luftig zurückhaltenderem "Comeback Story" von 2013, inhaltlich eine ergreifende Erzählung über Widerstandsfähigkeit. Die Lyrics erzählen von Selbstfindung und persönlichem Wachstum. Bilder wie das kraftvolle Mantra "It's the comeback story of a lifetime" stehen hier für innere Stärke und Gelassenheit und erzählen von der Überwindung einer persönlichen Krise. Das sich wiederholende Bild, eine Meile in den Schuhen eines anderen zu laufen, deutet eine Wendung und neue Erfahrungen an. Im erzählerischen Bogen des Songs steht die Hoffnung, Widrigkeiten schlussendlich zu trotzen und Herausforderungen zu wagen: "The race isn't over till the finish line".
Hits folgen im schnellen Tempo aufeinander. Mit einer Setlist voller Publikumslieblinge wie "Sex on Fire", "The Bucket", "Closer" und "Pyro" sowie Songs von ihrem neuesten Album, darunter "Mustang" und "Nowhere to run", schafft die Formation eine ausgewogene Balance zwischen älterem und neuerem Material. Die Lichter der Handys werden bei Balladen gezückt, und feierlich werden die Telefone, wie früher brennende Feuerzeuge, geschwungen. In den Gängen wird getanzt, und die Menge singt (und schreit) aus voller Kehle bei den Refrains mit.
Die Zugabe endet mit dem rauen und vitalen Hit "Use Somebody". Hochgefühle begleiten die Konzertbesucher nach etwa siebenundzwanzig performten Songs und einer fast zweistündigen Show zum Ausgang hin. Ein fesselnder Auftritt voller elektrisierendem, rhythmischem Garagen-Sound und Rocker-Verve.
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Kings of Leon in der Kölner Lanxess Arena | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 14. Juli 2024 ID 14836
Weitere Infos siehe auch: https://www.kingsofleon.com/#/
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