No more heroes
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Baz Warne, Leadsänger und Gitarrist der Stranglers im Kölner Carlswerk Victoria | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Auf ihrer Tour anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens seit ihrer Gründung 1974 in Guildford, UK, spielten The Stranglers auch im Kölner Carlswerk Victoria. Der Abend stand ohne Support ganz im Zeichen der Stranglers, die etwa zwanzig Studioalben und noch mehr Singles veröffentlichten.
Der Raum war bereits am Vibrieren, als die Musiker die Bühne weit nach 20 Uhr zum sanften „Waltzinblack“ von Band betrat. Die Lichter wurden gedimmt, die Bühne wurde in rotes Licht getaucht. Die vier Bandmitglieder nahmen ihre Bühnenpositionen ein, bevor sie mit dem schallenden „Toiler On The Seas“ vom Black and White-Album aus dem Jahr 1978 loslegten. Der Sound war krachend, als die selbsternannten MeninBlack, die von Kopf bis Fuß in ihrer Lieblingsfarbe gekleidet sind, sich einstimmten.
Personell und stilistisch hat sich die Band über die Jahre geändert. Heute sind The Stranglers im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr die Hälfte der Band, die sie einmal waren: Jean-Jacques Burnel (kurz: JJ) am Bass ist von der Ursprungsbesetzung als einziger übrig. Baz Warne aus dem Nordosten der USA besorgt seit 2000 den Lead-Gesang und die Gitarren. Er teilte sich mit JJ den vorderen Teil der Bühne. Jim Macaulay an den Drums und Toby Hounsham an den Keys, seit 2018 respektive 2021 bei den Stranglers, saßen im Hintergrund.
Baz begrüßte das Publikum zu ihrer Show, eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen die Bandmitglieder während des Abends das Wort ergriffen. Baz widmete „The Raven“ den verstorbenen Bandmitgliedern Dave Greenfield und Jet Black. JJ übernahm den Leadgesang.
Bei dem darauf folgenden „Nice'n'Sleazy“, genoss JJ die Gelegenheit, seine Fähigkeiten auf vier Saiten zu zeigen. Der 72-jährige JJ zeigte während seiner kräftigen Riffs oder Akkordläufe an der Bassgitarre, der Shuker JJ Burnel Zenith Bass, keine Anzeichen für eine Verlangsamung. Sein Markenzeichen, die High Kicks, fliegen immer noch, nun jedoch nicht mehr ganz so hoch wie früher.
Schlagzeuger Jim hat einige der leichteren, jazzigeren Akzente seines Mentors, des 2022 verstorbenen Jet Black, übernommen, etwa bei „Golden Brown" und „Walk on By“. Er spielte die täuschend komplexen Beats der Songs präzise. Toby am Keyboard verlieh der Musik Dynamik, indem er schnelle Arpeggios mit Präzision und Anmut spielte. Bei „Genetix“ vom Album The Raven, übernahm der Keyboarder auch den Gesangspart seines Vorgängers Dave Greenfield, der 2020 verstarb.
Das überwiegend reifere Publikum war in alle erdenklichen Stranglers-Tour-Shirts der vergangenen Jahre gekleidet. Nur wenige unter 30-Jährige waren vertreten. Viele sangen die Texte mit, die allesamt nichts von ihrer Dringlichkeit, Leidenschaft oder Kraft verloren haben. Klassiker wie „Duchess“ und das hypnotische „Golden Brown“ brachten das gesamte Publikum zum Mitwippen. Beim obligatorischen Singalong zu „Always the Sun“ stimmten viele Besucher mit ein.
Die Beleuchtung wurde in unterschiedlichen Farbgebungen und mit Scheinwerfern effektvoll gestaltet. Atmosphärische Farbschwaden legten sich über das Bühnengeschehen, passend zur Stimmung der jeweiligen Songs.
„Breathe“ unterstrich die Wurzeln der Stranglers als Pub-Rocker. Während „Hanging Around“ für den unüberhörbaren Stranglers-Sound steht, wenn der Rhythmus von JJs Bass und Keyboardläufen angetrieben wird. Die gut aufeinander eingespielte Band genoss den Applaus nach jedem Song, atmete kurz durch, um gleich beim nächsten Song loszulegen.
Zeitlose Klassiker der Band einschließlich perkussiver Explosionen wurden nacheinander gespielt.
Das epische „White Stallion“ und der Dub-Funk von „Peaches“ sind Höhepunkte des Abends. Einige Songs und kurze Moderationen handelten auch vom Älterwerden. Das Set steuerte schon bald auf seinen Höhepunkt zu. Vor der Zugabe zurück bedankte sich Baz bei der Menge unter großem Jubel und sagte, dass sie ohne die Unterstützung der Fans 50 Jahre nach ihrer Gründung nicht auf der Bühne stehen würden.
Ansteckender Pub-Rock-Groove dann bei der kraftvollen Zugabe „Go Buddy Go“, erster geschriebener Song der Stranglers. Mit „No More Heroes“ und einhergehender obligatorische Bass-Einlage ließen The Stranglers den abwechslungsreichen Abend voller inspirierender Erinnerungen rauschhaft ausklingen. Ein würdiges Vermächtnis der Helden von einst, das die Präsenz und das Charisma einer der innovativsten Rockbands der späten 70er Jahre Revue passieren ließ.
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Bassist und Stranglers-Gründungsmitglied Jean-Jacques Burnel mit Schlagzeuger Jim Macauley im Hintergrund, im Kölner Carlswerk Victoria | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 28. Oktober 2024 ID 14988
Weitere Infos siehe auch: https://thestranglers.co.uk/
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