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Bewertung:
Die von Daniel Barenboim initiierte Barenboim-Said-Akademie - ein Zentrum für Bildung durch Musik - gibt es seit 2016. Sie ist nach ihm und dem amerikanisch-palästinensischen Literaturkritiker Edward Said benannt. Ihr Gebäude ist das frühere Kulissendepot der Staatsoper Unter den Linden, in dem auch der von Stararchitekt Frank Gehry entworfene Pierre Boulez Saal untergebracht ist. Die staatliche anerkannte Musikhochschule unterrichtet...
"...begabte junge Musiker:innen vor allem aus dem Nahen Osten und Nordafrika im pädagogischen Geist von Edward Said und Daniel Barenboim. Das intensive Studium setzt neben der musikalischen Theorie und Praxis einen zweiten Schwerpunkt in geisteswissenschaftlichen Themen. Die Studierenden lernen, einander zuzuhören und vor einem breiten, interdisziplinären und transkulturellen Bildungshintergrund eigene Ideen zu entwickeln. Unser Ziel ist es, musikalisch exzellente, neugierige und reflektierte Menschen auszubilden.
Weltweit bekannte Künstler:innen bilden den Lehrkörper unserer Akademie. Neben dem Bachelor kann ein Artist Diploma in allen Orchester-Instrumentalfächern sowie Klavier und Komposition erworben werden. Das Artist Diploma bereitet als Zertifikatsstudiengang angehende Musiker:innen auf eine professionelle Laufbahn vor. Ein Master-Studiengang, ebenfalls für alle genannten Hauptfächer, ist in Vorbereitung.
Die Barenboim-Said Akademie ist zudem durch die musikalischen Programme im von Frank Gehry entworfenen Pierre Boulez Saal und eine Vielzahl von Vorträgen, Symposien und anderen Veranstaltung ein lebendiger Ort für künstlerischen und intellektuellen Austausch, für internationale Begegnungen und Debatten.
Finanziert wird die Barenboim-Said Akademie durch, neben beträchtlichen Eigenmitteln, eine institutionelle Förderung des Bundes. Das Auswärtige Amt stellt die Stipendien für die Studierenden zur Verfügung. Das Land Berlin hat der Barenboim-Said Akademie das denkmalgeschützte Gebäude im Rahmen eines 99-jährigen Erbbaurechtsvertrages überlassen. An der Französischen Straße in Berlin-Mitte arbeiten seit 2017 als Institutionen unter einem Dach und miteinander die Akademie, der Pierre Boulez Saal und das West Eastern Divan Orchestra, mit dem 1999 alles begann."
(Grußwort der Rektorin Regula Rapp auf barenboimsaid.de)
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In der laufenden Saison 2023/24 gab und gibt es sechs Akademiekonzerte der Studierenden, vier in Kammermusikbesetzungen und zwei in Sinfonieorchesterstärke (19.01., 05.06.) - für die beiden letztgenannten stand und steht Daniel Barenboim (der auch der Präsident der Bildungseinrichtung ist) am Dirigentenpult.
Gestern Abend also waren Schönbergs Verklärte Nacht und Beethovens Siebte mit dem Orchester der Barenboim-Said-Akademie zu hören.
Ja und wie war's?
Eine Freude für die Augen, das vor allem! Es macht einfach Spaß, in die schönen Gesichter der jungen Musizierenden - sie kommen aus aller Herren Länder - zu schauen und mit ihrer jugendlichen Empathie, also mit welcher Leidenschaft und Freude sie dieses sie wohl beglückende Gemeinschaftserlebnis erfüllen, mitzufühlen.
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Daniel Barenboim und das Orchester der Barenboim-Said-Akademie - im Pierre Boulez Saal am 19. Januat 2024 | Foto (C) Peter Adamik
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Dass der gewöhnungsbedürftige Interpretationsansatz des Maestros in Bezug auf Beethoven schlicht aus der Zeit fiel/ fällt, dürfte längst zu den offenen Geheimnissen der unglaublichen Ära Barenboims zu zählen sein; das Bräsige, das er den Wiedergaben insbesondere der Sinfonien abverlangt, manifestierte sich jetzt im konkreten Fall der 7. Sinfonie. Es mag an einer seiner vielen Dirigentenlaunen liegen, dass er sich z.B. in dem B-Teil von Satz 3 (Presto!) zu einer schier demonstrativen Langsamkeit versteifte, die als abenteuerlich zu nennen wäre.
Vor der Pause klang es dann schon etwas angemessen-atmosphärischer.
Verklärte Nacht zählte und zählt zu Barenboims Stammrepertoire; ich hatte sie mit ihm und anderen Orchestern oft gehört, und sie gefiel mir so, wie er sie auffasste und auffast, immer wieder gut. Es ist ein melancholisches Stück und fußt doch "bloß" auf eine klitzekleine Ur-Geschichte, die das gleichnamige Gedicht von Richard Dehmel (1863-1920) assoziierte: Frau und Mann spazieren nachts unter dem Mond, und sie gesteht ihm, dass sie schwanger wäre, aber leider nicht von ihm, worauf er ihr verzeiht, und unterm hellen Mondlicht wird wohl alles wieder gut...
Präzise dirigiert, schön musiziert.
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Andre Sokolowski - 20. Januar 2024 ID 14567
AKADEMIEKONZERT (Pierre Boulez Saal, 19.01.2024)
Arnold Schönberg: Verklärte Nacht op. 4, Fassung für Streichorchester
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Orchester der Barenboim-Said-Akademie
Dirigent: Daniel Barenboim
Weitere Infos siehe auch: https://www.barenboimsaid.de/
https://www.andre-sokolowski.de
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