Erstes Konzert
mit Christian
Thielemann
nach seiner
Ernennung zum
GMD der Staatsoper
Unter den Linden
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Bewertung:
Das war dann schon bemerkenswert, wie schnell die Nachfolge von Daniel Barenboim als GMD der Staatsoper Unter den Linden (nicht nur auf rein administrativem Weg) vorangetrieben und verkündet wurde. Christian Thielemann, der sich "kurz vorher" noch mit seinem für ihn völig unverhofften Einspringen als Dirigent des neuen Wagner-RINGs aufs Überdeutliche bemerkbar machte, wird nun also ab 2024/25 neuer "Chef" sowohl der Staatsoper als auch der mittlerweile 454jährigen Staatskapelle Berlin - ja und wir werden hören und sehen, wie das alles wird, und lasst uns hierauf freuen (es gibt allen Grund hierfür).
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Dass Thielemann sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten als ein exponierter Bruckner-Kenner etabliert hat - als ich ihn das allererste Mal mit Bruckner live erlebte, hatte ich noch nicht, und zwar noch lange nicht, den Eindruck, dass das diesbezüglich etwas werden würde - , ist inzwischen längst gesetzt; die eine oder andere der 10 (oder sogar 11) Sinfonien seiner zwei Gesamteinspielungen sowohl mit der Staatskapelle Dresden als auch mit den Wiener Philharmonikern könnte womöglich jetzt schon in den Status einer Referenzaufnahme überführt sein.
Nunmehr hat er Bruckners Fünfte mit der Staatskapelle an den zwei zurückliegenden Tagen präsentiert.
Es war und ist das einzige Konzert der beiden (Thielemann & Staatskapelle) dieses Jahr, im Sommer nächsten Jahres werden sie noch Straussens Alpensinfonie als "Staatsoper für alle" auf dem Bebelplatz zum Besten geben; und dann fängt der Thielemann paar Wochen später auch schon offiziell als neuer Generalmusikdirektor an.
Karsten Erdmann hat eine sehr sach- und fachkundige Analyse dieser Bruckner-Sinfonie geschrieben; er bezeichnet sie als "singuläres Stück – in mehrfacher Hinsicht. Im Unterschied zu den vorangegangenen Sinfonien gibt es hier keine verschiedenen Fassungen von Bruckners Hand, wie wir sie besonders von der 2. und 3. Sinfonie kennen; nur wenige nachträglich vorgenommene Korrekturen. Die Sinfonie, die einerseits so 'typisch Bruckner' ist, zeichnet sich andererseits auch durch einige besondere Traditionsbezüge aus. Schließlich: Die Gesamtarchitektur der Komposition steht einzig dar.
Die Singularität dieses Werkes und sein hoher Anspruch schlagen sich auch in seiner Interpretationsgeschichte nieder: Es gibt großartige Bruckner-Interpreten, denen dieses Werk im Konzert mitunter geradezu misslingt; besonders im Finale geschieht manchmal überdeutlich, was im Grunde jede musikalische Interpretation bedroht: Jede Note wird 'richtig' gespielt, aber es teilt sich nichts mit.
[...]
Anton Bruckner ist auf dem Weg, den die 5. Sinfonie beschreitet, dem Weg ungeheurer Expansivität des Sinfonischen, nicht weitergegangen. Er muss mit untrüglichem Instinkt gespürt haben, dass dieses Werk eine Grenze erreicht, jenseits derer die grundsätzlich hier gewahrte Form der Sinfonie ihre Tragfähigkeit verlieren und ihre Konsistenz einbüßen würde. Die folgenden Sinfonien arbeiten mit anderen architektonischen Prinzipien und zeigen damit auf je eigene Weise den unerschöpflichen Reichtum der kompositorischen Phantasie Bruckners."
(Quelle: Programmheft der Staatskapelle Berlin)
Schicht um Schicht lassen sich die vier Sätze dieser anderthalbstündigen Bruckner-Sinfonie, so wie sie Thielemann und das Orchester nach und nach über- und zueinander bauen, für mich Hörer nachvollziehen. Nichts verschwimmt, nichts geht unvorbereitet von der einen in die andere bzw. nächste Binnenwelt dieses so klug und klar durchkomponierten Koloss unter. Vielerlei Details, mitunter "nur" so eine kurze Melodie oder ein deutliches Signal von einem einzigen Musikinstrument (der garstige Vogelruf der Klarinette, beispielsweise), werden einzeln deutlich und auch deutbar. Oft scheinen sich furchterregend aufformierte Bläserbrocken wie im All dahinwebende Meteore zu verselbständigen. Die "auf den Fuß folgenden" Streicherteppiche sorgen auf das Harmonischste für immer wieder weiche Landungen des sich gewaltig auf- und gegenseitig übertrumpft habenden Blechs.
Es war ein Fest, all den unzähligen Ereignissen in diesem scharfsinnig durchdachten und baumeisterlich erschaff'nen Werk gelauscht haben zu dürfen.
Unvergesslich.
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Christian Thielemann und die Staatskapelle Berlin mit der 5. Sinfonie von Anton Bruckner - am 20. und 21. November 2023 | Foto (C) Jakob Tillmann
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Andre Sokolowski - 22. November 2023 ID 14489
STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie Berlin, 21.11.2023)
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 5 B-Dur WAB 105
(Edition Leopold Nowak)
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Christian Thielemann
Link zur Staatskapelle Berlin
https://www.andre-sokolowski.de
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von Andre Sokolowski
(Frei zur Uraufführung!)
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