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Konzertkritik

Chaplin im Opernhaus

Filmkonzert mit CITY LIGHTS und dem Staatsorchester Stuttgart (Dirigent: Cornelius Meister)

Bewertung:    



Der Stummfilm war nur insofern stumm, als er keine gesprochenen Dialoge enthielt. Von Anfang an wurden Filme musikalisch auf dem Klavier oder sogar von Orchestern begleitet. Mit der Erfindung des Tonfilms konnte man die Musik zusammen mit der Sprache auf dem Filmstreifen konservieren. Die Stummfilmbegleiter wurden arbeitslos.

Seit nunmehr schon geraumer Zeit hat man, zunächst auf Festivals und in Sonderaufführungen, Stummfilme, bevorzugt solche, für die eine Partitur, zum Teil von angesehenen Komponisten, vorlag, mit Orchester in großen Sälen angeboten. So auch in der Stuttgarter Oper, wo man jetzt Charlie Chaplin ehrt.

Als City Lights (Lichter der Großstadt) 1931 entstand, war der Tonfilm gerade erfunden, aber Chaplin konnte sich gegen die Geldgeber durchsetzen und seinen vielleicht besten abendfüllenden Film als Stummfilm drehen. Die Musik jedoch, die er selbst komponiert hatte (das Hauptmotiv ist längst ein Evergreen, dessen Autor viele wohl nicht nennen könnten), wurde aufgenommen, nicht live gespielt. Jetzt wurde der „Klassiker“ mit dem Staatsorchester Stuttgart in großer Besetzung und unter der Leitung des Generalmusikdirektors Cornelius Meister himself, der sich für jeden Schabernack gut ist, drei Mal vor vollem Haus und umjubelt gezeigt.

City Lights konkurriert bei Umfragen mit Citizen Kane und Panzerkreuzer Potemkin als bester Film aller Zeiten. Er ist nicht nur einer der komischsten, sondern auch einer der sentimentalsten Filme der Filmgeschichte. Albert Einstein, der Chaplin zur Premiere begleitet hat, soll nach dem Ende, nachdem das blinde Mädchen sehend geworden ist und den Tramp als ihren Gönner erkannt hat, Tränen in den Augen gehabt haben.

Chaplins geniale Leistung besteht darin, dass er Teile, die nach dem Muster seiner Kurzfilme gebaut sind, wie die Boxszene, und Gags, die dort auch schon vorkommen konnten, wie die verschluckte Trillerpfeife oder die Spaghetti, die sich mit einer Papierschlange vermengen, mit einer genialen Dramaturgie zu einer konsistenten Story verbindet, die eineinhalb Stunden mühelos die Spannung aufrecht erhält. Als roter Faden dient neben der Liebesgeschichte mit dem blinden Mädchen der Millionär, der, wie Brechts Puntila, jovial handelt, wenn er betrunken, und gemein, wenn er nüchtern ist.

City Lights ist nicht so offensichtlich politisch wie Modern Times oder The Great Dictator. Aber es ist ein zutiefst humanistischer Film, der Partei nimmt für die Underdogs unserer Gesellschaft. Mit diesem Film kann nichts schief gehen.

Und doch gewinnt er durch das Orchester, das stets im Blickfeld bleibt, ebenso viel wie das Orchester durch den Film.



Die erste Begegnung zwischen dem Tramp und dem blinden Blumenmädchen -
City Lights von Charlie Chaplin | Bildquelle: Wikipedia

Thomas Rothschild – 20. März 2023
ID 14111
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-stuttgart.de


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