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Konzertkritik

Bizets Perlenfischer

Konzertante Aufführung der Oper Köln

Bewertung:    



Georges Bizet - das ist doch der Komponist von Carmen. Richtig, und in jungen Jahren hat er die Oper Die Perlenfischer nach einem damals zeittypischen exotischen Sujet komponiert. Lange allerdings war sie nach 18 Vorstellungen im Anschluss an die Premiere 1863 von den Spielplänen verschwunden. Es existierten nicht einmal eine gedruckte Partitur noch handschriftliche Aufzeichnungen Bizets. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Oper an der Mailänder Scala in einer italienischen Fassung gezeigt, und erst in jüngere Zeit wurden vollständige Ausgaben der Perlenfischer veröffentlicht, die unter anderem auf einem von Bizet erstellten Klavierauszug beruhen.

Und darum geht’s: Einmal im Jahr versammeln sich die Perlenfischer am Strand von Ceylon (heute Sri Lanka). Eine verschleierte Frau wacht als Priesterin über die Arbeit, um so den Schütz der Götter sicherzustellen. In diesem Jahr ist es Leïla. Sie war die große Liebe von Zurga, dem Anführer der Perlenfischer. Aber auch dessen Freund Nadir hatte sich in Leïla verliebt. Überraschend treffen alle drei aufeinander, und obwohl Leïla zunächst schwört, während ihrer Berufung als Priesterin den Männern zu entsagen, trifft sie sich heimlich mit Nadir, die beiden werden entdeckt, und Zurga verurteilte die Liebenden in rasender Eifersucht zum Tod. Doch am Ende kommt alles anders.

*

In der Oper Köln, die drei Vorstellungen der Perlenfischer auf der Bühne im Staatenhaus zeigte, hatte man sich für konzertante Aufführungen entschlossen. Und so konnte man sich als Zuhörende:r – abgesehen von den Blumenbouquets links und rechts der Bühne sowie von den Übertiteln – ganz auf die musikalische Darbietung konzentrieren, und die war auf ganzer Linie überzeugend. Der Anfang gehörte dem Chor, und der zeigte sich exzellent sowohl im Piano als auch im Forte sowie im ausdifferenzierten Zusammenklang der einzelnen Stimmgruppen (Chorleitung: Rustam Samedov).

Nicholas Carter, Chefdirigent und Co-Operndirektor der Bühnen Bern, führte das Gürzenich Orchester zu einer konzentrierten Leistung, arbeitete die exotischen Klänge genauso intensiv heraus wie den opulenten orchestralen Ton etwa am Ende des ersten Aktes.

Auch die Solisten und Solistinnen überzeugten. Als Zurga setzte Insik Choi bereits bei seinem ersten Auftritt ein Ausrufezeichen. Souverän führte er seinen Bariton durch die Partie und verkörperte auch die differenzierten Töne eines getäuschten Liebenden glaubhaft, der sich einerseits wütend und lautstark rächen will, andererseits aber Reue empfindet und Mitgefühl. Anthony Leon war Zurgas guter Freund Nadir, der überraschend nach Jahren der Trennung ausgerechnet zum Zeitpunkt des Perlenfischens mit Zurga zusammentrifft. Auch seine erste Arie war mit einer differenzierten tenoralen Ausgestaltung vor allen Dingen in den Höhen ein Genuss für die Ohren. Wenn man etwas kritisieren wollte, dann, dass Antony Leon zwar über eine wunderbar geführte Stimme verfügt, es ihm aber – gerade im Vergleich zu den anderen Solistinnen und Solisten ein wenig an Volumen, an Durchschlagskraft fehlte.

Als einzige Dame unter vier Männer glänzte Sara Blanch als Leïla. Am Anfang noch etwas verhalten, wurde ihr Sopran immer strahlender, mühelos in den Höhen und beweglich in der stimmlichen Ausgestaltung ihrer Figur. Bewegend, wenn Leïla bewusst wird, dass sie die Nacht allein auf dem einsamen Felsen verbringen muss, nachdem alle Fischer gesund zurückgekehrt sind. Mit harter Unnachgiebigkeit erinnerte Christoph Seidls Nourabad – der vierte Solist des Abends – sie an ihre Berufung. Auch Seidl zeigte Präsenz und Stimmgewalt in seinen wenigen Auftritten und gab den Mahner und standfesten Vertreter der Prinzipien. Wirklich grandios gelang dann das Duett zwischen Sara Blanch und Insik Choi im dritten Akt, in dem er als Zurga mit seinen Gefühlen kämpft und sie ihn als Leïla – vergeblich – um Gnade bittet.

Die konzertante Aufführung der Perlenfischer begeisterte. Vor allem der dritte Akt überzeugte in seiner musikalischen Dichte, so dass der Wunsch nach mehr aufkam: Wie wäre es denn mal mit einer szenischen Umsetzung? Das musikalische Fundament ist zweifelsohne vorhanden an der Oper Köln.



Die Perlenfischer von Georges Bizet - als konzertante Aufführung der Oper Köln | Foto (C) Matthias Jung

Karoline Bendig - 25. Juni 2024
ID 14816
DIE PERLENFISCHER (Staatenhaus, 20.06.2024)
LES PÊCHEURS DE PERLES
Oper von Georges Bizet

Sara Blanch (Leïla)
Anthony Leon (Nadir)
Insik Choi (Zurga)
Christoph Seidl (Nourabad)
Chor der Oper Köln
Einstudierung: Rustam Samedov
Gürzenich-Orchester Köln
Dirigent: Nicholas Carter
Konzertante Aufführung der Oper Köln


Weitere Infos siehe auch: https://www.oper.koeln


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