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Konzertkritik

Mozart in romantischer

Umarmung

Elena Bashkirova gab einen Klavierabend im
Ludwigsburger Forum am Schlosspark

Bewertung:    



Eigentlich gehören die Verwandtschaftsverhältnisse von Künstlerinnen und Künstlern in die Tratschkolumnen der Boulevardpresse und nicht in eine seriöse Kulturberichterstattung. Aber wenn eine Pianistin mit Daniel Barenboim verheiratet ist und zuvor mit Gidon Kremer verheiratet war, lässt sich das nicht verschweigen. So viel Prominenz färbt ab. Ungerecht wäre es freilich, wenn diese Hintergrundinformation auf Kosten der Anerkennung einer Pianistin wie Elena Bashkirova die Zeilen füllte. Im Ludwigsburger Forum am Schlosspark gastierte sie jetzt mit einer nicht alltäglichen Zusammenstellung: Den Anfang machten – ein Zugeständnis an die Forderung, die Bekanntheit von komponierenden Frauen zu unterstützen? – vier Stücke aus Fanny Hensels Klavierzyklus Das Jahr von 1841. Den zweiten Teil, nach der Pause, eröffneten Auszüge aus den selten gespielten Poetischen Stimmungsbildern op. 85 des wiederum keineswegs unbekannten Antonín Dvořák von 1889. Auf die genannten Kompositionen folgten, eine sichere Bank, drei Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart, seine Klaviersonate Nr. 13 B-Dur KV 333, die Fantasie c-Moll KV 475 und die Klaviersonate Nr. 14 c-Moll KV 457. Von der Romantik also zurück in die Wiener Klassik. Und als Zugabe gab es noch einen Schumann, der ursprünglich für das Konzert angekündigt war und nun für Symmetrie sorgte.

Elena Bashkirova tritt unprätentiös auf und zieht am Flügel keine Schau ab. Mozart spielt sie auswendig, aber auch für Hensel und Dvořák benötigt sie keine höhere Tochter als Seitenumblätterin. Das macht sie selbst. Den Romantikern gibt sie, was man von der Romantik erwartet: dramatischen Nachdruck und Gefühl. Die „Charakterstücke für das Fortepiano“ von Fanny Hensel tragen die Namen der zwölf Monate, die sie in der Partitur mit kurzen poetischen Texten kommentiert, und wecken so die Erwartung an Tonmalerei. So meint man, ein Sommergewitter zu vernehmen, das ja nicht nur in Beethovens 6. Symphonie für ein „Aha!“ sorgt. Dvořáks Stimmungsbilder gehören mehr noch, schon durch die Metapher „Bilder“ und durch Titel der einzelnen Sätze wie Nächtlicher Weg oder Koboldstanz, zur Gattung der Tonmalerei oder der Tondichtung.

Mozarts Klaviersonaten spielt die Pianistin eher trocken, mit sparsamem Pedal, die linke und die rechte Hand in hörbarem Kontrast. Einen Vorgriff auf die Romantik gestattet sie sich ansatzweise bei der Fantasie c-Moll, an die sie die zusammen mit ihr veröffentlichte Klaviersonate Nr. 14 c-Moll unmittelbar anschließt. Aber grundsätzlich bewährt sich Mozart gerade durch die Zusammenstellung dieses Abends, zumindest mit den ausgewählten Werken, als Meister der absoluten Musik. So gesehen, ist Elena Bashkirovas Konzert ein Plädoyer für die unterschiedlichen Möglichkeiten der Klaviermusik, für die Vielfalt.
Thomas Rothschild - 4. Februar 2024
ID 14588
KLAVIERABEND ELENA BASHKIROVA (Forum am Schlosspark Ludwigsburg, 03.02.2024)
Fanny Hensel: Vier Stücke aus Das Jahr
Antonín Dvořák: Auszüge aus Poetische Stimmungsbilder op. 85
Wolfgang Amadeus Mozart: Klaviersonate Nr. 13 B-Dur KV 333
- Fantasie c-Moll KV 475
- Klaviersonate Nr. 14 c-Moll KV 457
Elena Bashkirova, Klavier


Weitere Infos siehe auch: https://www.elenabashkirova.com/


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