Laut, lauter,
am lautesten
DIE FRAU OHNE SCHATTEN mit den Berliner Philharmonikern
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Gustav Klimt, Die drei Lebensalter einer Frau (Le tre età della donna), Zuschnitt (Foto: Sailko, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons) | Quelle: berliner-philharmoniker.de
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Bewertung:
Seitdem ich in Berlin lebe und arbeite, waren und sind mir Aufführungen der Frau ohne Schatten - einer der vom musikalischen wie szenischen Aufwand her anspruchsvollsten Strauss-Opern - geläufig und besuchenswert; ob in den Koppelungen Thielemann/ Arlaud (2004), Schirmer/ Harms (2009) oder Young/ Guth (2018); als Zwanzigjähriger erlebte ich sogar noch eine alte Lindenopernaufführung unter dem Dirigat des Österreichers Ernst Märzendorfer (1921-2009), welche Harry Kupfer (1935-2019) seiner Zeit dort inszenierte. Ja und wer unter uns schwesterlichen Strausshysterikern erinnert sich nicht gern an die rein konzertante Darbietung des Werkes vor vier Jahren mit dem RSB unter Jurowski...
Nunmehr also wieder konzertant, und zwar mit den Berliner Philharmonikern unter Kirill Petrenko - zu den Osterfestspielen in Baden-Baden führten sie das symbolistisch aufgeladene Mutterschaftsepos mit der arg in sich verschrumpelten unnacherzählbaren Geschichte des genialen Librettisten Hofmannsthal dreimal hintereinander auf. Und wie halt immer (kurz nach Ostern) ließen sich auch dieses Jahr die Philharmoniker nicht lumpen und genehmigten uns "armen" resp. nicht so zahlungswilligen Daheimgebliebenen zumindestens akustisch eine Art von Teilhabe an dem, womit sie dann in Baden-Baden oder Salzburg richtig fettes Geld erwirtschafteten.
Und wie war's?
Laut war's!
Schon die drei mörderischen Auftaktsschläge ließen vorsorglich erahnen, wie bedrohlich und gewaltgeladen das Orchester seine Dominanz über den Rest aller Beteiligten (19 Gesangssolisten, 1 Kinder- und 1 Erwachsenenchor) in den bevorstehenden dreieinhalb Spiel-Stunden genüsslich und bestimmend auszukosten in der Lage sein würde; und das klang schon ziemlich preußisch, militärisch - doch "es" legte sich gottlob dann mit der Zeit. Alles in allem allerdings (ich habe immer noch den Klang des insgesamt mehr kalt erknallenden als mit ein bisschen, wenigstens ein bisschen, Wiener Charme durchzuckerten Orchesterapparats im Ohr; die FroSch war anno 1919 an der Wiener Staatsoper uraufgeführt worden) wirkte es schon recht überbordend.
Eingedenk der Tatsache [s.o.] brauchte es selbstredend - und vor allem was die fünf Vokalprotagonisten anging - ein den orchestralen Klangkörper hoffentlich ebenbürdig-ausgleichendes Potenzial; der Cast enttäuschte in der Tat dann nicht:
Allen voran die in schwindelerregenden Höhen und mit koloratöser Artistik makellos sich bewegende Sopranistin Elza van den Heever (als Titelfigur)!
Michaela Schuster (in ihrer Paraderolle der Amme) bewies mal wieder, dass "man" auch, falls dann die Stimme nicht mehr ganz so frisch und rein ist, durch gestaltendes Aus-sich-heraus-Gehen, pointierte Höhensetzungen und Einbringung von reichlichem Humor die Leute rings umher ergreifen und begeistern kann.
Auch Clay Hilley (als Kaiser), Wolfgang Koch (als Barak) und Miina-Liisa Värelä (als Baraks Weib) beeindruckten nicht minder.
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Letztlich fühlte ich mich von der insgesamt zu lautstarken Verheißung allzu angefasst und war schon froh, als es endlich vorbei war.
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Andre Sokolowski - 15. April 2023 ID 14146
DIE FRAU OHNE SCHATTEN (Philharmonier Berlin, 14.04.2023)
Konzertante Aufführung
Besetzung:
Der Kaiser ... Clay Hilley
Die Kaiserin ... Elza van den Heeven
Die Amme ... Michaela Schuster
Barak, der Färber ... Wolfgang Koch
Die Färberin ... Miina-Liisa Värelä
Der Geisterbote ... Bogdan Baciu
Der Hüter der Schwelle des Tempels, Die Stimme des Falken, Zweite Stimme, der Ungeborenen, Zweite Dienerin, Zweite Kinderstimme ... Agnieszka Adamczak
Der Jüngling ... Evan LeRoy Johnson
Eine Stimme von oben, Fünfte Kinderstimme, Sechste Stimme der Ungeborenen ... Ksenia Nikolaeva
Der Einäugige ... Johannes Weisser
Der Einarmige ... Nathan Berg
Der Bucklige ... Peter Hoare
Erste Stimme der Ungeborenen, Erste Dienerin, Erste Kinderstimme ... Serafina Starke
Dritte Kinderstimme, Dritte Stimme der Ungeborenen ... Flore van Meerssche
Dritte Dienerin, Vierte Stimme der Ungeborenen, Vierte Kinderstimme ... Dorottya Láng
Fünfte Stimme der Ungeborenen ... Shannon Keegan
Erste Stimme der Wächter der Stadt ... Theodore Platt
Zweite Stimme der Wächter der Stadt ... Gerrit Illenberger
Dritte Stimme der Wächter der Stadt ... Thomas Mole
Cantus Juvenum Karlsruhe Kinder- und Jugendchor
NFM Choir Wroclaw
Berliner Philharmoniker
Philipp Marguerre, Verrophon (Glasharfe)
Dirigent: Kirill Petrenko
Weitere Infos siehe auch: https://www.berliner-philharmoniker.de/
https://www.andre-sokolowski.de
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