Blech zwischen
den Jahren
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Eigentlich hat man ja nach diesen nicht enden wollenden Tagen vor, während und nach der Geburtstagsfeier des Jesuskindleins genug von den in Dur schwelgenden Weihnachtsliedern. Und wenn man glaubt, man habe das Schlimmste überstanden, spannt auch das gerühmte, seit 50 Jahren bestehende Berliner Ensemble German Brass, das ja wirklich ein sehr viel breiteres Repertoire anzubieten hätte, den Weihnachtsschirm auf. Immerhin tut es, anders als die Rundfunkanstalten, nicht so, als wäre Weihnachten eine amerikanische Erfindung und die dazugehörige Musik fast ausschließlich englischsprachiger Kitsch. Sie hat auch Beispiele aus Osteuropa im Gepäck, und nichts, absolut nichts macht plausibel, warum sie bei uns nicht ebenso verbreitet sind wie ihre meist jüngeren, zum Glück keine zwei Minuten langen amerikanischen Gegenstücke. So kann es sich die Ansage leisten, den vokallosen tschechischen Satz „strč prst skrz krk“ („steck den Finger durch den Hals“) als Weihnachtslied aus Böhmen auszugeben.
German Brass zögert aber auch nicht, Auszüge aus Bachs Weihnachtsoratorium, das gemeinhin auf anderem Pflaster zelebriert wird, und andere Highlights von Bach, Telemann und Vivaldi zwischen die Nummern zum Selbersingen unterm Weihnachtsbaum einzustreuen. Den amerikanischen Little Drummer Boy verschneidet German Brass mit Ravels Bolero. Und um zu beweisen, dass seine Musiker keine elitären Snobs sind, verjazzen sie das neben Stille Nacht unerträglichste Weihnachtslied O Tannenbaum (...wie grinsen deine Blätter).
Vor der Pause kommt der Schlagzeuger Herbert Wachter zu den zehn Blechbläsern im Smoking auf die Bühne, um zu bleiben. Ein langes Solo entschädigt für den versteckten Platz hinter den breiten Rücken der stehenden Bläser.
Der Hornist und Berliner Philharmoniker Klaus Wallendorf moderiert das Konzert mit teils gereimten Versen, immer aber witzig.
Das Publikum tobt. Und all das Gerede über den Gegensatz von "schwieriger Klassik" und populärer Volksmusik ist vergessen. Der steirischen FPÖ, die jene durch diese ersetzen möchte, bleibt nichts zu tun übrig.
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© Musi Pictures Angel Tejo; Bildquelle: german-brass.de
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Thomas Rothschild - 29. Dezember 2024 ID 15081
Weitere Infos siehe auch: https://german-brass.de/
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