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Konzertkritik

Unschuldiges

rotes Mädchen

JEANNE D´ARC AU BÛCHER von Arthur Honegger - mit den Berliner Philharmonikern, Dirigent: Alan Gilbert


Die Berufung der Jeanne d´Arc, Gemälde von Eugène Thirion, 1876 | Bildquelle: Programmheft der Berliner Philharmoniker, S. 10

Bewertung:    



Um die Heilige Johanna 'rum sind - außer diversen Sprechtheatervorlagen von Schiller, Shaw, Anouilh oder Brecht - noch weitaus mehr Veroperungen oder opernähnlich geartete Oratorien registrierbar; die zwei wuchtigsten Fälle dieser Art stammen von Walter Braunfels (Jeanne d’Arc – Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna) und Arthur Honegger (Jeanne d’Arc au bûcher); der/ das Letztgenannte lagen nunmehr auf den Notenpulten der Berliner Philharmoniker, und Alan Gilbert, der ehemalige Musikdirektor der New Yorker Philharmonic (2009-2017) und jetzige Chefdirigent der NDR Elbphilharmonie, leitete das Ganze.


"In Arthur Honeggers Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher blickt Johanna von Orléans während eines Schauprozesses, bei dem sie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wird, auf ihr Leben, ihre Visionen und Erfolge zurück. Das Werk ist ein anrührendes Drama und gleichzeitig eine entlarvende Parabel auf Korruption und Machtmissbrauch. Honegger verbindet hier unterschiedliche musikalische Stile, vom Choral bis zum jazzigen Music-Hall-Sound, zu einem mitreißenden Klanggemälde." (Quelle: berliner-philharmoniker.de)


Unsere französischen Nachbarn fahren ja total auf ihre so heilig hoch gehaltene Johanna ab, weswegen sie auch jetzt und hier als Honeggers Vertonung im französischsprachigen Original (gottlob mit deutschen Übertiteln, dass ich also auch etwas von dem begreifen oder nachvollziehen konnte, worum es da eigentlich so geht) - und noch dazu halbszenisch - dargeboten wurde; und so waren halt die Sprecherrollen ausnahmslos mit französischen Mimen besetzt, allen voran mit der Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard (Edith Piaf in La vie en rose), einer der lt. Wikipedia derzeit "bestbezahlten Schauspielerinnen", ja und sie lieferte ganz selbstverständlich in der Titelrolle aufs Erleuchtendste: Sie trug ein weites rotes Kleidchen, unter dem gleichfarbige Leggings hervorlukten, und auch die Schuhchen warn knallrot. Und immer wenn sie ihren Sprechteil aus sich sonderte, gab es dann was zum Hören, Sehen und (für Sprachunkudige) zum Lesen - allerdings wurde ihr Mikroton um einen Deut zu laut gesteuert, was zur Folge hatte, dass z.B. die Gesangseinlagen von Adèle Charvet & Anna Kissjudit, die als Margarete & Katrin unter der Orgel rechts positioniert wurden, relativ unverhältnismäßig leise zum zumeist gewaltig laut auftrumpfenden Orchester resp. zu uns Hörerschaft im umliegenden Saalrund drangen.

Für das Halbszenische dieser seit 2012 sowohl in Paris als auch in New York bereits gezeigten Produktion sorgten der Regisseur Côme de Bellescize sowie sein Ausstatter Colombe Lauriot Prévost, der insbesondere für die weit über 60 Mädchen und Jungen des von Simon Rattle einst gegründeten Vokalhelden Kinderchors grellbunte Anziehsachen schneidern ließ; das sah sehr hübsch aus. Vor und hinter ihnen waren dann die ebenflächig aufgestellten Philharmoniker sowie der sensationell gute MDR-Rundfunkchor (Choreinstudierung: Philipp Ahmann) zu sehen - von ihm gingen übrigens die imposantesten und interessantesten Gesangseinlagen aus, und eigentlich war er anstatt der titelgebenden Figur der Hauptstar des an sich doch schwer verdaulichen und geistig müde machenden Einundeinviertelstünders.

11 Szenen hat das Stück, die "Handlung" ist nicht durchgängig geschweige aufeinander aufbauend; verwirrend scheint v.a. jene Kartenspiel-Szene, womit der Librettist Paul Claudel (1868-1955) die De-facto-Existenz jener der Ketzerei beschuldigten Hl. Johanna zu be- oder ergründen versuchte - hatte ich mitnichten verstanden.

Heiliger Bimbam!

* *

Überwältigender Schlussapplaus.




Marion Cotillard (re.) als Jeanne d'Arc au bûcher von Arthur Honegger - mit den Berliner Philharmonikern und dem MDR-Rundfunkchor (im Hintergrund) am 6. Juni 2024 in der Philharmonie Berlin | Foto (C) Bettina Sröß

Andre Sokolowski - 7. Juni 2024
ID 14786
Jeanne d'Arc au bûcher (Philharmonie Berlin, 06.06.2024)
Dramatisches Oratorium von Arthur Honegger

Regie: Côme de Bellescize
Produktionsleitung: Vony Sarfati
Kostüme, Bühne und Requisiten: Colombe Lauriot Prévost
Lichtdesign: Thomas Costerg
Besetzung:
Marion Cotillard, Sprecherin (Jeanne d’Arc)
Eric Génovèse, Sprecher (Frère Dominique)
Christian Gonon, Sprecher
Elsa Benoit, Sopran (La Vierge)
Adèle Charvet, Mezzosopran (Marguerite)
Anna Kissjudit, Alt (Catherine)
Valentyn Dytiuk, Tenor (Porcus, Eine Stimme, Herault 1, Der Geistliche)
Alex Rosen, Bass (Eine Stimme, Herault 2, Ein Bauer)
Vokalhelden Kinderchor
MDR-Rundfunkchor
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Alan Gilbert


Weitere Infos siehe auch: https://www.berliner-philharmoniker.de


https://www.andre-sokolowski.de

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