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Konzertkritik

Gäste aus Gent



Philippe Herreweghe am Pult des RSB - am 21. April 2024 in der Philharmonie Berlin
Foto (C) Peter Meisel

Bewertung:    



Steffen Georgi, einer unserer Lieblingsmusikdramaturgen dieses Landes, bemerkte in seinem Programmheftbeitrag zum gestrigen RSB-Konzert mit Werken von Schubert und Bruckner (diesem namentlich) das Folgende:


"Es scheint, als wäre Anton Bruckner mit seiner Messe in f-Moll der ärztlichen Prognose nahenden 'Irrsinns' gerade noch rechtzeitig entgegengetreten. Was mag das für eine Kur in Bad Kreuzen gewesen sein, wo Bruckner sich von Mai bis August 1867 wegen eines physischen und psychischen Zusammenbruchs aufhielt und von wo er offenbar kranker zurückkehrte denn je? Das Komponieren diente einmal mehr als befreiendes Ventil für all das, was ihm auf der Seele lastete. Er begann die Arbeit an der Messe am 14. September 1867 in Linz, kurz nach seiner Rückkehr. '...es war gänzliche Verkommenheit und Verlassenheit – gänzliche Entnervung u. Überreiztheit! Ich befand mich in dem schrecklichsten Zustande... Noch eine kleine Spanne Zeit, u. ich bin ein Opfer, bin verloren. Dr. Fadinger in Linz kündigte mir den Irrsinn als mögliche Folge schon an' (Anton Bruckner an Rudolf Weinwurm, Bad Kreuzen, 19. Juni 1867)."


Und es ist immer lesenswert und also unlangweilig, auch dann so was [s.o.] über Leben & Werk bedeutungsvoller Komponistinnen und Komponisten zu erfahren anstatt seitenweise irgendwelche (meistens für die Laien völlig unverständliche) Stückanalysen angeboten zu bekommen.

*

Philippe Herreweghe - neben John Eliot Gardiner (81), William Christie oder Ton Koopman (beide 79) - zählt mit seinen gerade mal 76 Lenzen zu den etwas jüngeren Nestoren der Alten Musik und insbesondere auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis. Mit dem von ihm vor 55 Jahren gegründeten Collegium Vocale Gent gastierte er gestern Abend beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, wo er bereits im letzten Jahr mit Mozarts Messe c-Moll debütierte. Und es war nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen, dass diese illustre Konstellation fantastisch zu funktionieren schien; prächtigst gelaunte Gesichter, wohin man blickte. Die Funken sprangen also von den einen zu den andern über...

Zur Aufführung gelangten Franz Schuberts Sinfonie Nr. 4, dessen sog. Tragische, und die nicht nur wegen ihrer über einstündigen Dauer mehr als anspruchsvolle Messe Nr. 3 f-Moll von Anton Bruckner.

Letztere erklingt im öffentlichen Raum nun wirklich nicht sehr häufig, ja und sowieso assoziiert der "allgemeine" Klassik-Konsument den Komponisten mehr oder weniger mit dessen neun großen Sinfonien; dass Bruckner sich weit vor seiner eigentlichen sinfonischen Phase mit Sakral-Musiken inkl. Requiem und Te Deum sozusagen warmkomponierte, ließ sich wohl entsprechend des Gehörten gestern Abend irgendwie gut nachvollziehen.



"Ermutigt von den bescheidenen Erfolgen seiner Messen, wagte Bruckner in zweiten Schaffensüberschwang ab 1871 den Schritt endgültig heraus aus dem schützenden Areal der Kirche, hinaus in den unbarmherzigen Glanz des Konzertsaales." (Steffen Georgi)


Nun sind wir ja allein durch die zwei hauptstädtischen Radio-Chöre (Rundfunkchor Berlin und RIAS Kammerchor) mit maßstabsetztenden Werkdarbietungen ausgiebig versorgt und freilich auch verwöhnt - die 44 Damen und Herren vom Collegium Vocale Gent hingegen mit Bruckners f-Moll-Messe live erlebt zu haben, war und ist dann allerdings eine Extraklasse für sich!

Das Vokal-Quartett mit Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), Sophie Harmsen (Alt), Mauro Peter (Tenor) und Johannes Kammler (Bass) hielt dem Vergleich zu den Solistinnen und Solisten aus Gent, die eine Reihe hinter ihm positioniert waren, unaufdringlichermaßen stand.

Himmlischste Soli-Momente mit Konzertmeister David Nebel (Violine) und Bratschistin Lydia Rinecker.

Nicht enden wollender Applaus.




Bruckners Messe Nr. 3 f-Moll mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und dem Collegium Vocale Gent (Dirigent: Philippe Herreweghe) - am 21. April 2024 in der Philharmonie Berlin Foto (C) Peter Meisel

Andre Sokolowski - 22. April 2024
ID 14712
RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN (Philharmonie Berlin, 21.04.2024)
Franz Schubert: Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 („Tragische“)
Anton Bruckner: Messe Nr. 3 f-Moll für Soli, Chor und Orchester WAB 28
Hanna-Elisabeth Müller, Sopran
Anna Lucia Richter, Alt
Mauro Peter, Tenor
Johannes Kammler, Bass
Collegium Vocale Gent
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Philippe Herreweghe


Weitere Infos siehe auch: https://www.rsb-online.de


https://www.andre-sokolowski.de

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