Wälzen im Licht
BRUCKNERS ACHTE mit der Staatskapelle Berlin, dirigiert von Zubin Mehta
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Zubin Mehta dirigierte die Staatskapelle Berlin bei Bruckners Achter - am 29. März 2024, in der Philharmonie Berlin | Foto (C) Peter Adamik
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Bewertung:
Die mittlerweile 454-jährige Staatskapelle Berlin befindet sich, noch bis zum Start der kommenden Staatsopern- und Konzertsaison 2024/25, in einer überschaubaren Phase des "Übergangs". Daniel Barenboim, der ihr weit über drei Jahrzehnte vorstehende künstlerische Leiter und Generalmusikdirektor, demissionierte krankheitsbedingt; als "Chefdirigent auf Lebenszeit" (womit ihn die Staatskapelle um die Jahrtausendwende eigenmächtig adelte) konnte und wollte er infolge seines Rücktritts nicht mehr wirken, und es war und bleibt eine v.a. menschliche Tragödie.
Berlins Kulturverantwortliche, die auch über Leitungsposten und -personen hauptstädtischer Einrichtungen (mit Ausnahme der Bundeshäuser oder -einrichtungen wie z.B. den Berliner Festspielen oder dem Martin Gropius Bau) entscheiden, reagierten ungewöhnlich schnell; sofort wurde auf Christian Thielemann, einem der weltweit lukrativsten Anwärter für diese höchstwahrscheinlich lukrativste aller lukrativsten Positionen, die es in Europa zu vergeben galt, zurückgegriffen, selbiger war zufällig und ausgerechnet zu dem administrativ bestimmten Zeitpunkt seines Amtsantrittes ab dem kommenden September frei, ja und so wurden Nägel mit Köpfen gemacht... und alle sind jetzt wahnsinnig gespannt, was alles daraus werden könnte.
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Bei den diesjährigen österlichen FESTTAGEN wurde und wird der RING von Wagner zweimal aufgeführt. Und zwischendrin - quasi wie zur Erholung - gab es gestern Abend, als standardmäßiges Festtagskonzert der Staatskapelle Berlin, die 8. Sinfonie von Anton Bruckner zu erleben - sie ist die, sowohl von ihrer Dauer als auch von ihrem orchestralen Umfang her, gewaltigste (fast wollte man sagen: teutonischste) ihrer acht bzw. neun oder gar zehn meist jüngeren Schwestern; Thielemann hatte uns neulich mit Bruckners frühzeitigen Erkundungs- und Entwicklungsarbeiten (Nullte + f-Moll-Sinfonie) bekannt gemacht, als er sie mit den Berliner Philharmonikern präsentierte; das war schon ziemlich aufschlussreich...
Nun also dieses gigantisch anmutende anderthalbstündige Super-Groß-Ding!
Zubin Mehta (87) dirigierte - ja und nicht nur ich empfand ihn nie zuvor so derart großartig wie hier; die Beifallsbekundungen am Schluss wollten gar kein Ende nehmen, Standing Ovations usw. usf.
Das Betörendste freilich: wie die Staatskapelle musizierte! (Mein Kölner Musikerfreund, der, ähnlich wie ich, schon etliche große Orchester und Dirigenten erlebte, meinte gar, dass die Staatskapelle mittlerweile zu seinen Lieblingsorchestern zählen würde - ich pflichtete ihm bei; bei mir rangiert sie sowieso weit vor den Philharmonikern.)
Mehta & Staatskapelle - es war ihr mittlerweile 20. Konzert, was sie zusammen bestritten.
Sie gingen es langsam, konzentriert und ohne jede ambitionierte "Hektik" an; Schritt für Schritt, Block für Block, fast Note für Note - es bereitete Freude und verleitete zu hörerischer Neugier, wie der Bruckner seine Sinfonien, insbesondere diese schier überdimensionale Achte, baute und schichtete... Beim Adagio (das das schönste aller seiner Sinfonien ist) gibt es einen Punkt zum Schluss hin, bei welchem zwei Bleche den bis da hinaufgesteigerten Jubel bekräftigen, wo du plötzlich denkst in ein unendliches Licht hineingestürzt zu sein, in dem du dich total entrückt und lustvoll wälzen wolltest; es ist eigentlich ganz unbeschreiblich.
Eines von den seltenen Konzerten, die du einfach nicht und nie vergessen wirst.
Habt Dank.
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Zubin Mehta und die Staatskapelle Berlin bei Bruckners 8. Sinfonie - am 29. März 2024 in der Philharmonie Berlin | Foto (C) Peter Adamik
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Andre Sokolowski - 30. März 2024 ID 14678
FESTTAGSKONZERT DER STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie Berlin, 29.03.2024)
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-Moll
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Zubin Mehta
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de
https://www.andre-sokolowski.de
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