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Konzertkritik

Der Flirt mit dem

Nachwuchs

"VON ALLEN GUTEN GEISTERN... - eine Konzertgala (nicht nur) für Wahlberechtigte" (an der Staatsoper Stuttgart)

Bewertung:    



Der Intendant der Staatsoper Stuttgart hat offenbar an Hip-Hop einen Narren gefressen. Auch an der Konzertgala zum Saisonbeginn mit dem Titel Von allen guten Geistern… ist Hip-Hop beteiligt. Immerhin kommen diesmal, anders als bei Oper meets Hip-Hop im Juni, auch Mitglieder des Hauses zum Zuge. Vielleicht keimt bei Schoner der Verdacht, dass er bei allzu aufdringlicher Anbiederung an die Jugendkultur mehr Publikum verliert als gewinnt. Und gerade für Hip-Hop mangelt es in Stuttgart nicht an Auftrittsmöglichkeiten. Selbst falls Viktor Schoner, Jahrgang 1974, zwanghaft eigenen frühen Prägungen nachtrauert wie die Generationen vor ihm Elvis Presley oder den Rolling Stones, wäre es ein Jammer, wenn der Oper nach und nach ihre Kernkompetenz abhanden käme wie dem Rundfunk die Information und der Presse Recherche und fundierte Nachricht.

*

Moderiert wurde der Abend von Stine Marie Fischer, die seit ihrem Eintritt ins Ensemble 2015 zu einer Favoritin der Stuttgarter geworden ist, und dem Rapper Maeckes, den die Website der Oper als „Neudenker“ anpreist. Na ja, dann! Was sollen wir Alt- wenn Überhauptdenker dazu sagen? Maeckes hat, wie wir erfahren, „das Opernhaus zur Party-Oper gemacht“. Wie wär’s, wenn er stattdessen den Landtag zum Party-Landtag oder die Justizvollzugsanstalt zu einer Party-Justizvollzugsanstalt machte? In der Oper reichen uns die trockenen Butterbrezel am Buffet für Party. In meinen düsteren Jugendjahren suchten wir dort hochkarätigen Gesang und szenische Überraschungen. Party feierten wir bei billigem Valpolicella und zu Schallplatten von Bob Dylan in den sturmfreien Buden von Freunden.

Mit flatternden Fantasiekostümen und als Geister unter Leintüchern irren die Moderatoren und ihr Fußvolk über die Bühne, die umrahmt ist von Weihnachtsdekoration mit Gartenzwerg. Maeckes bekennt, dass die Entdeckung der Symbiose von Pop und Klassik für ihn Klaus Nomis Version des "Cold Song" aus King Arthur gewesen sei. Der "Cold Song" ist aber deshalb noch nicht von Klaus Nomi, sondern, mit Verlaub, von Henry Purcell. Davor und danach hört man unter anderem einen Hauch von Herbst aus Vivaldis Vier Jahreszeiten, den "Gesang der Geister" aus Schumanns Manfred und ein Stück von John Adams, der den Wunsch erweckte, in Stuttgart mal wieder eine Oper dieses Minimalkomponisten zu sehen. Zuletzt stand sein Nixon in China vor fünf Jahren auf dem Programm. Vor der Zugabe erinnerte ein Pas de deux von Bahar Gökten und Kevin Claudio Ponge Kassoma daran, dass es am Haus auch ein Ballett gibt.

Zusammengehalten wurde das alles durch das auf der Bühne spielende Staatsorchester unter der anmutigen – nein, nicht Stab- sondern Fingerführung von Lin Liao. Denn ein roter Faden, eine dramaturgische Konzeption war nicht zu erkennen ("Gesang der Geister" ist zu wenig, zumal wenn die verlassen haben). Vielleicht hatte Schoner so etwas wie die Londoner Proms im Sinn. Auf die Moderation hätte man dabei verzichten können. Sie war, freundlich formuliert, schlicht laienhaft, und Stine Marie Fischer und Maeckes zuzusehen, wie sie sich mit Sektersatz zuprosten, ist noch nicht abendfüllend.

Die Maeckes-Fans sorgten für Jubel. Voll war das Haus freilich nicht. Von allen guten Geistern verlassen war es auch nicht. Aber vielleicht sollte man sich doch nach anderen Beratern umsehen.
Thomas Rothschild – 16. September 2024
ID 14918
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-stuttgart.de


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