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Konzertkritik

Rudolf

Buchbinder

war da!



Bewertung:    



Ab 2026/27 fängt die französische Kapellmeisterin Marie Jacquot (34) als neue Chefdirigentin des WDR Sinfonieorchesters an, nachdem sie vor zwei Jahren bei ihm debütierte; ich erinnere mich noch sehr gut an ihr Konzert mit Werken David Hornes, Ernest Chaussons, Wagners und Debussys - Jacquot hatte seither eine geradezu schwindelerregende internationale Karriere hingelegt; erst neulich leitete sie an der Staatsoper Unter den Linden die Uraufführung der Melancholie des Widerstands ihres Landsmanns Marc-André Dalbavie. Doch das nur am Rande so bemerkt, immerhin dauert es noch eine ganze nächste Spielzeit bis zu ihrer Inauguration.

Das WDR-Orchester wird - also auch 25/26, halt "übergangsmäßig" - von Cristian Măcelaru (44) (dessen Vertrag 2025 abläuft) geleitet sein, er steht den Musikerinnen und Musikern sodann als Artistic Partner zur Verfügung. Was für Posten es so alles gibt!


Jetzt war die österreichische Pianistenlegende Rudolf Buchbinder (77) mit Brahms' 1. Klavierkonzert in der Kölner Philharmonie zu Gast:


"Als Fünfjähriger wurde Buchbinder jüngster Student an der Hochschule für Musik in Wien. Sein erstes öffentliches Konzert gab er mit neun Jahren. 1958 wurde er an der Musikhochschule Wien in die Meisterklasse von Bruno Seidlhofer aufgenommen, der auch Friedrich Gulda angehörte. 1961 gewann er, 15-jährig, mit dem Wiener Klaviertrio den ersten Preis beim ARD Musikwettbewerb des Bayerischen Rundfunks, München. 1962 erhielt er die Lipatti-Medaille. Danach betätigte sich Buchbinder vor allem als Kammermusiker. Der Geiger Josef Suk und der Cellist János Starker waren seine Partner. Seither trat er mit allen großen Orchestern und Dirigenten auf. Gelegentlich hat er auch selbst vom Klavier aus dirigiert, etwa in Konzerten mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken. Im Lauf seiner Karriere eignete er sich ein beeindruckendes Repertoire an, welches von klassischen wie romantischen bis hin zu Werken des 20. Jahrhunderts reicht. So war Buchbinder verantwortlich für die Uraufführung von Werken von Gottfried von Einem und von Gerhard Wimberger (2. Klavierkonzert 1984). Bekannt wurde er vor allem als Beethoven-Spezialist. Er hat mehr als 200 Tonträger eingespielt. 1976 gewann er den Grand Prix du Disque für die Aufnahme sämtlicher Klavierwerke von Joseph Haydn. Kommentiert von Joachim Kaiser spielte er bei Musikfestivals Beethovens Klaviersonaten.

Seit 2007 ist Buchbinder Künstlerischer Leiter des neuen Musik-Festivals Grafenegg auf Schloss Grafenegg (Niederösterreich). 2009 hatte er einen Auftritt in dem preisgekrönten Dokumentarfilm Pianomania der Regisseure Lilian Franck und Robert Cibis. Der Film fand national und international großen Anklang, wurde bei vielen Festivals gefeiert und in den Katalog des Goethe-Instituts aufgenommen. Buchbinder liest und malt in seiner Freizeit.

Im März 2024 wurde bekanntgegeben, dass ihm Johannes Neubert ab Oktober 2026 als künstlerischer Leiter des Festivals Grafenegg nachfolgen soll, Buchbinder soll Präsident werden."


(Quelle: Wikipedi)



Eine Legende [s.o.], wie gesagt.

Das erste ist zwar nicht so schön wie das zweite Brahms-Klavierkonzert (in ihm gibt's, wie wir Brahmsfans wissen, dieses wunderschöne Cello-Solo), daher wird es auch nicht sooft wie sein um 22 Jahre älterer Bruder aufgeführt. Unter den Fingern Buchbinders - da konnte man sich sicher sein - erfuhr es freilich die gleichwertige Bedeutung, die ihm zweifelsfrei gebührt. Er fing es relativ unspektakulär, geradezu gediegen an, um sich dann peu à peu in ihm quasi hineinzusteigern. Das Adagio in der Mitte nahm er breiter denn je, und das Orchester folgte seiner schier detailversessenen Nacheinander-"Abarbeitung" konzentriert und fein; ein Wonnebad an Klang. Beim abschließenden Rondo gingen beide, Pianist sowie Orchester, konsequentermaßen aus sich raus. Erwähnenswert wäre in dem Zusammenhang dann in der Tat, dass der zu seiner Zeit erst 21-jährige (und in Clara Schumann so verliebte) Komponist seine damalige (und mit Clara durchgespielte) Sonate für zwei Klaviere zu einer Sinfonie mit "begleitendem" Klavier abändern wollte. Zwei Jahre brauchte es dann noch, bis Brahms die Sinfonieidee zugunsten seines d-Moll-Klavierkonzerts glücklicherweise verwarf.

Buchbinder krönte seinen gestrigen Auftritt beim WDR mit einer spektakulären und an Virtuosität nicht zu überbietenden Paraphrasen-Zugabe auf Musik von Johann Strauß, dessen Fledermaus da unentwegt durchblitzte. Der Saal tobte vor Begeisterung.




Rudolf Buchbinder | Foto (C) Marco Borggreve; Bildquelle: buchbinder.net


*

Nach der Pause erklang Béla Bartóks großbesetztes Konzert für Orchester, bei dem das WDR Sinfonieorchester einmal mehr zu demonstrieren in der Lage war, was für grandiose Instrumentalistinnen und Instrumentalisten es in sich vereint.
Andre Sokolowski - 16. November 2024
ID 15013
Lebenswege - Buchbinder & Bartók (Kölner Philharmonie, 15.11.2024)
Johannes Brahms: Konzert Nr. 1 d-Moll für Klavier und Orchester op. 15
Béla Bartók: Konzert für Orchester
Rudolf Buchbinder, Klavier
WDR Sinfonieorchester
Dirigent: Cristian Măcelaru


Weitere Infos siehe auch: https://www1.wdr.de/orchester-und-chor/sinfonieorchester/


https://www.andre-sokolowski.de

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