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Kurzkritik

Kompositionen von Kurt Weill

und Richard Strauss

mit dem Konzerthausorchester Berlin

Bewertung:    



Das spannende Programm hat den Großen Saal des Konzerthauses Berlin bis zum letzten Platz gefüllt. Es beginnt mit Richard Strauss´ Salome, einem der kontroversesten Stücke des Musiktheaters. Auf der Bühne und nicht im Graben und ohne eine interpretierende Inszenierung erlebt man den „Tanz der sieben Schleier“ noch mal ganz neu. Joana Mallwitz arbeitet die Details der unwiderstehlichen Musik deutlich heraus, so dass es knistert. Irgendwann schließt man wohlig die Augen und denkt an eine Salome Inszenierung, zum Beispiel die von Peter Konwitschny 2009 in Amsterdam. Die Bühne war damals in irreal gelbes Licht getaucht, Salome hypnotisierte ihren verruchten Familienhaufen und lies sie dann als Marionetten nach ihrem Willen tanzen.

*

„Kurt Weill hat etwas erreicht, was nur wirklich großen Komponisten gelingt – einen eigenen Stil zu schaffen. Es gibt einen Klang und eine Harmonik bei ihm, die man immer wiedererkennt, Rauheit und zugleich Vielschichtigkeit, die ich sehr schätze...“


...begründet Mallwitz ihre Vorliebe für den Komponisten im Programmheft. Und wie sehr sie ihn schätzt, wird heute sehr deutlich. Der erste jazzigen Satz der 2. Sinfonie kommt so spritzig und unbekümmert, dass man das klassische Ambiente des Konzerthauses völlig vergisst. Die Situation für Kunst und Kultur war in Entstehungszeit der Sinfonie 1933 so schlecht wie nur denkbar, doch Weill schreibt 1933 an seinen Verleger:


„Lethargie ist im jetzigen Moment ganz unangebracht. Ich finde es einfach ganz falsch und unhaltbar, daß Sie alle jetzt in Wien sitzen und Trübsal blasen, anstatt das zu machen, was in Ihrer und unser aller Lage heute das einzig mögliche ist: ins Ausland zu gehen und dort alle Möglichkeiten zu untersuchen, um für Ihre Verlagswerke neue Absatzmärkte zu finden, neue Beziehungen anzuknüpfen, neue Aufführungsmöglichkeiten aufzuspüren oder zu schaffen. Warum sind Sie jetzt nicht in Paris?“


Weills satirisches Ballett mit Gesang Die sieben Todsünden beschließt den Abend. Das bekannte Meisterwerk scheint Katharine Mehrling wie auf den Leib geschrieben. Mit dosierter Wildheit in der Stimme und szenischen Elementen verzaubert sie uns als Anna Eins. Die zweite Anna wird getanzt von Yui Kawaguchi. Zwei für den Abend ergänzte Podeste bilden eine Art Vor-Bühne, auf denen die Anna Eins und Anna Zwei agieren. Michael Porter, Simon Boden, Michael Nagl und Oliver Zwarg besetzen die männlichen Parts des Stückes. Singend wandeln sie durch den Saal, immer wieder szenisch sehr effektvoll auf der Orgelempore. Das Orchester schließt an die hohe Qualität der ersten beiden Stücke nahtlos an. Die Entscheidung die Sängerin und die Sänger über Mikrophone zu verstärken, geht nicht so richtig auf. Die Qualität leidet und die Unmittelbarkeit der Stimmen geht verloren. Schade, aber das ist nur die einzige kleine Irritation an diesem wundervollen Konzertabend.
Steffen Kühn - 3. Februar 2024
ID 14587
KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN (Konzerthaus Berlin, 02.02.2024)
Richard Strauss: „Tanz der sieben Schleier“ aus Salome op. 54
Kurt Weill: Sinfonie Nr. 2
- Die sieben Todsünden, Ballett mit Gesang
Katharine Mehrling, Gesang (Anna I)
Yui Kawaguchi, Tanz (Anna II)
Michael Porter, Tenor
Simon Bode, Tenor
Michael Nagl, Bariton
Oliver Zwarg, Bassbariton
Regie: Katrin Sedlbauer
Konzerthausorchester Berlin
Dirigentin: Joana Mallwitz


Weitere Infos siehe auch: https://www.konzerthaus.de/


Post an Steffen Kühn

http://www.hofklang.de

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